Kasachstan: So stark beeinflussen die Unruhen den Rohstoff-Markt!

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„Ich habe den Sicherheitskräften und der Armee den Befehl gegeben, ohne Vorwarnung das Feuer zu eröffnen“. Dieser Satz des kasachischen Präsidenten Kassym-Jomart Tokajew hatte Anfang Januar weltweit für Bestürzung gesorgt.

Inzwischen hat der Staatschef die Unruhen in der ehemaligen Sowjetrepublik zwar offiziell für beendet erklärt. Doch das Grundproblem bleibt. Ein Problem, das übrigens auch uns Rohstoff-Anleger betrifft.

Rohstoff-Schätze in Kasachstan sorgen für Wirtschaftsboom

Aber der Reihe nach: Kasachstan gilt als größte Volkswirtschaft Zentralasiens und als reichstes Land der Region. Diese Vormachtstellung hat Kasachstan seinen gigantischen Rohstoffvorräten zu verdanken. So liegen an der Westseite des Landes, am Kaspischen Meer, sehr große Öl- und Gasfelder.

Seit rund 20 Jahren werden diese erschlossen – überwiegend von ausländischen Firmen. Der Öl- und Gas-Boom hat das Wirtschaftswachstum Kasachstans in den letzten beiden Jahrzehnten jedenfalls enorm befeuert.

Doch Öl und Gas sind nicht die einzigen Steckenpferde des zentralasiatischen Landes. Kasachstan gilt zudem als größter Uranförderer der Welt. 2020 wurden dort knapp 20.000 Tonnen des für die Kernspaltung wichtigen Elements gefördert. Zum Vergleich: Im zweitgrößten Förderland Australien waren es gerade einmal 6.200 Tonnen.

Viele Bürger sehen sich im Stich gelassen

Das Problem: Kasachstan legte wegen seines Rohstoffreichtums in den letzten Jahren zwar ein beachtliches Wirtschaftswachstum hin. Bei vielen Bürgern aber kommt dieser Aufschwung offenbar nicht an.

Nach Angaben der Berliner „Stiftung Wissenschaft und Politik“ (SWP) leben 70 Prozent der Kasachen in bescheidenen Verhältnissen oder in Armut. Deshalb werfen viele Bürger den Behörden und der politischen Elite vor, sich an den Rohstoffschätzen des Landes zu bereichern. Korruption also.

Hohe Gaspreise als Anstoß für Demonstrationen

Und so kam es, wie es kommen musste: Anfang Januar hatte die Regierung in Nur-Sultan beschlossen, Preiskontrollen für Erdgas aufzuheben. Daraufhin hat sich der Preis für den wichtigen Brennstoff verdoppelt. Und das ausgerechnet in einem Land, das angesichts seiner großen Gasvorkommen seine Bürger eigentlich wesentlich günstiger versorgen könnte.

Daraufhin schlossen sich in einigen größeren Städten Tausende Menschen zu Demonstrationszücken zusammen, die von der Regierung wie eingangs erwähnt teils blutig niedergeschossen wurden. Präsident Tokajew sprach unter anderem von gewalttätigen Banditen und Terroristen, die einen Umsturz planten. Ob das zutrifft, lässt sich aus der Ferne freilich kaum beantworten.

Angst vor Bürgerkrieg beeinflusst weltweiten Rohstoff-Markt

Wie dem auch sei: Die Unruhen in Kasachstan haben für uns Rohstoff-Anleger Konsequenzen. Bereits kurz nach Beginn der Demonstrationen sind die Weltmarktpreise für den Kernbrennstoff Uran und für Rohöl deutlich gestiegen.

Scheinbar geht die Sorge um, dass sich die Unruhen zu einem weitreichenden Bürgerkrieg ausweiten könnten. Darunter würden die Produktionskapazitäten des Landes leiden, was eine Verknappung auf dem Weltmarkt nach sich ziehen könnte.

Kazatomprom-Aktie unter Druck

Nach wie vor kursiert diese Angst – trotz der Ankündigung Tokajews, wonach die Unruhen offiziell beendet seien. Das hat freilich auch Auswirkungen auf einige Aktien. Allen voran: Kazatomprom.

Der Konzern mit Sitz in der kasachischen Hauptstadt Nur-Sultan ist mit Abstand der größte gewerbliche Uranförderer der Welt und in den USA an der Börse gelistet. Kein Wunder also, dass die Aktie Anfang 2022 deutlich nachgab. Innerhalb weniger Tage krachte der Kurs um 17 Prozent ein.

Interessant: Während die Kazatomprom-Aktie gen Keller rauschte, schossen die Papiere kanadischer und US-amerikanischer Uranförderer in die Höhe – zum Beispiel Denison Mines und Nextgen Energy. Schließlich müssten die Amerikaner in die Bresche springen, sollte Kasachstans Uranförderung durch die Unruhen in Mitleidenschaft gezogen werden.

Aber was heißt das nun für Sie als Anleger?

Sollten Sie in Öl, Gas oder Uran investiert sein oder ein entsprechendes Investment evaluieren, müssen Sie unbedingt die Nachrichtenlage rund um Kasachstan im Auge behalten. Beobachter bezeichnen die Lage in der Sowjetrepublik nach wie vor als äußerst angespannt. Jederzeit könnte das Fass erneut überlaufen und Kasachstan im schlimmsten Falle sogar in einen Bürgerkrieg treiben.

Das würde die Preise für Öl, Gas oder Uran noch wesentlich stärker als bisher anheizen. Gleichzeitig würden die Aktien insbesondere von amerikanischen Uranförderern wohl weiter profitieren.

Auf der anderen Seite  ist die angespannte Lage ein Risikofaktor nicht nur für heimische Unternehmen wie Kazatomprom. Auch etliche westliche Konzerne wie Shell, Eni, Total und ExxonMobil sind in Kasachstan aktiv und müssten im Worst Case um ihre Produktionsquoten fürchten.

Das Thema Kasachstan wird uns also in den nächsten Tagen und Monaten weiterhin beschäftigen.