Kakao vs. Gold: Das haben viele nicht auf dem Schirm

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Waren Sie kürzlich im Supermarkt und haben Schokolade gekauft? Wenn ja, dann dürfte Ihnen aufgefallen sein, dass die Preise zuletzt noch einmal deutlich angezogen haben. Nach Angaben des Statistischen Bundesamts ist der Preis für eine 100-Gramm-Tafel allein 2024 um etwa 15 % gestiegen.

„Milka“ 50 % teurer: Konzerngewinn fällt trotzdem

Doch damit nicht genug: Erst kürzlich hat etwa der US-Konzern Mondelez seine in Deutschland bekannte Marke „Milka“ noch stärker verteuert, indem das Unternehmen nicht nur den Kaufpreis für eine Tafel Schokolade um ein Drittel nach oben geschraubt hat, sondern auch die Füllmenge von 100 auf 90 Gramm reduziert hat. Das entspricht einer tatsächlichen Preiserhöhung von knapp 50 %.

Es ist aber längst nicht die blanke Gier, die Mondelez zu diesen beachtlichen Preiserhöhungen getrieben hat. Tatsächlich musste der Konzern 2024 einen Rückgang des Nettogewinns und des Absatzes hinnehmen. Und für 2025 erwarten die Amerikaner weitere Profiteinbußen. Ähnlich mau sieht es derzeit zum Beispiel beim Schweizer Konkurrenten Nestle aus.

Kakaopreis in den letzten Jahren deutlich gestiegen

Hintergrund sind die enorm gestiegenen Produktionskosten für Schokoladenprodukte, die die Hersteller versuchen, an die Kunden weiterzugeben. In den letzten Jahren sind die Aufwendungen für Energie und Personal deutlich gewachsen. Das Hauptproblem aber ist der Rohstoffpreis – genauer gesagt der in den letzten Jahren enorm angezogene Marktpreis für Kakao.

Seit Anfang 2023 hat sich der Kakaopreis verdreifacht. War damals eine Tonne des Schokoladenrohstoffs noch rund 2.500 USD wert, sind es heute 8.225 USD (Stand: 05.03.2025). Verantwortlich für den beachtlichen Preisschub sind die seit Jahren problematischen Ernten in großen Erzeugerländern wie der Elfenbeinküste und Ghana. In der Folge sinken die Lagerbestände an den großen Rohstoffbörsen, was den Marktpreis unterstützt.

Experten sehen den Hauptgrund für die schlechten Ernten in extremen Wetterereignissen wie Starkregen, Überflutungen oder Dürren. Daraufhin sind die Erträge und die Qualität des Kakaos gesunken. In manchen Fällen mussten die Ernten gar komplett verworfen werden. Hinzu kommen grassierende Pflanzenkrankheiten, die die Kakaobäume befallen.

Kakaoanbau in Ghana wenig profitabel: Umschichtung auf Gold

Interessant ist zudem ein weiterer Faktor, der nun in einem Bericht der „Financial Times“ (FT) konstatiert wurde. Demnach ist die Ernteflaute in Ghana, dem zweitgrößten Kakaoproduzenten der Welt, auch finanziell bedingt.

In dem afrikanischen Land gibt es staatliche Preiskontrollen, die eingeführt wurden, um die Bauern vor den Schwankungen des Weltmarkts zu schützen. Diese Regulierung führt aktuell aber dazu, dass die Bauern nicht wirklich von den gestiegenen Kakaopreisen profitieren können. So erhalten die Landwirte derzeit vom staatlichen Abnehmer Cocobod gerade einmal ein Drittel dessen, was die Bohnen auf dem Weltmarkt einbringen.

Viele Bauern sehen in der Kakaoernte daher keine wirtschaftliche Perspektive mehr und verkaufen ihre Grundstücke an illegal tätige Bergleute. Diese wiederum graben auf den Arealen nach Gold.

Der Weltmarktpreis für das Edelmetall ist 2024 massiv nach oben geschossen und notiert derzeit pro Unze nahe der 3.000-USD-Schwelle. Für 2025 sehen Rohstoffexperten auch aufgrund der geopolitischen Unsicherheiten weiteres Aufwärtspotenzial. Die aktuell weltweite Gold-Rallye ist also indirekt ein Treiber des internationalen Kakaopreises.

Umweltorganisation warnt vor „Ökozid“ in Ghana

Tatsächlich ist Ghana bereits heute der größte afrikanische Goldproduzent. Vor allem mithilfe chinesischer Unternehmen wurde der Sektor in den letzten Jahren massiv ausgebaut.

Doch gerade der illegale Bergbau führt das Land mitunter in eine Katastrophe. Experten warnen angesichts der übermäßigen Injektion von Chemikalien in die Böden vor enormen Umweltverschmutzungen, die vor allem die Trinkwasservorräte des Landes beeinträchtigen. Dem FT-Bericht zufolge befürchtet die Organisation WaterAid einen „Ökozid“. In der Folge könnte Ghana bald dazu gezwungen sein, sauberes Wasser aus dem Ausland zu importieren.

Mein Fazit für Sie

Zwar ist der Kakaopreis zuletzt auf hohem Niveau etwas gefallen – bedingt auch durch die vielerorten inzwischen rückläufige Nachfrage der Verbraucher nach Schokoladenprodukten und den teilweise reduzierten Kakaoanteil. Die Ernteprobleme aber dürften 2025 laut Experten anhalten, nicht zuletzt auch wegen des Goldrauschs in Ghana.