Hungersnot: Gehen die Spekulanten jetzt zu weit?
Es ist eine schier endlose Palette an Problemen, die jetzt zusammenkommt: Ernteeinbußen, Probleme mit den Lieferketten, hohe Energiepreise und teure Düngemittel haben dazu geführt, dass sich Lebensmittel in den letzten Monaten massiv verteuert haben.
Wir Verbraucher merken die Inflation im Supermarkt. Doch während viele Deutsche das irgendwie kompensieren können, führt die Verteuerung in anderen Teilen der Welt zu einer Katastrophe, die im schlimmsten Falle Millionen Menschenleben kosten könnte. Und daran ist der Kapitalmarkt wohl nicht ganz unschuldig. Heute wollen wir uns deshalb einmal der ethischen Dimension von Finanzwetten annehmen.
Lebensmittelpreise: Foodwatch kritisiert Finanzspekulanten
Schauen Sie: Vor wenigen Tagen hat die Verbraucherorganisation Foodwatch scharfe Kritik an Finanzspekulanten geäußert. Zwar stiegen die Preise vor allem weil Unternehmen und Regierungen befürchteten, nicht mehr genug Grundnahrungsmittel kaufen zu können – darunter Getreide und Speiseöl, betonte Foodwatch-Strategiedirektor Matthias Wolfschmidt. Doch Spekulanten befeuerten dies zusätzlich, da sie auf steigende Preise an Rohstoffbörsen wetten.
Das hat erhebliche Folgen für die Nahrungsmittelversorgung vor allem in ärmeren Ländern. Nach Angaben der Vereinten Nationen hungerten bereits Mitte Februar weltweit 285 Millionen Menschen. Das war noch vor Putins Angriffskrieg gegen die Ukraine. Inzwischen hat sich die Lage extrem verschärft. Die UN sieht wegen des Krieges und den Folgen für die Lebensmittepreise die schlimmste humanitäre Katastrophe seit dem Zweiten Weltkrieg auf die Menschheit zukommen. Insbesondere afrikanische und einige asiatische Länder sind laut den Vereinten Nationen davon betroffen.
Härtere Gesetze gegen Lebensmittelspekulationen?
Foodwatch ruft deshalb dazu auf, strengere Schranken gegen preistreibende Finanzwetten zu schaffen – zum Beispiel Spekulationslimits. Die „Zockerei“ auf Agrar-Rohstoffpreise sei unerträglich, so Wolfschmidt. Aufsichtsbehörden in der EU und den USA fehlten weiterhin wirksame Instrumente.
Tatsächlich hat zum Beispiel die deutsche Ampelregierung in ihrem Koalitionsvertrag festgehalten, dass man Spekulationen mit Nahrungsmitteln durch die Absenkung des Positionslimits auf europäischer Ebene begrenzen wolle. Bislang allerdings gibt es hierzu nichts Handfestes.
Mehr Transparenz – weniger Versorgungsangst?
Jene mögliche Maßnahme ist jedoch nur ein Punkt, um der sich verschärfenden Hungersnot zu begegnen. So fordert Foodwatch zudem mehr Transparenz darüber, wer über welche Getreidereserven verfüge. Nur so könne man der Angst vor einer Knappheit begegnen. Wie heftig der Markt von Angst getrieben wird, hat sich während des Ukraine-Kriegs deutlich gezeigt.
Sowohl Russland als auch die Ukraine sind sehr wichtige Getreidelieferanten. Wegen Putins Angriffskrieg gab es am Markt Panik, dass die Exporte aus den beiden Ländern ausfallen könnten. Das hat die Preise nach oben schnellen lassen.
Tatsächlich kam es in den letzten Wochen immer wieder zu Lieferverzögerungen, da etwa wichtige Häfen an der Schwarzmeerküste blockiert waren bzw. sind. Über diese Seehäfen wurden ursprünglich 75 Prozent des Außenhandels der Ukraine abgewickelt. Zudem sollen russische Truppen Tausende Tonnen an ukrainischem Getreide gestohlen haben.
Doch es gibt kaum stichhaltige Informationen, wie sich das Ganze konkret auf den Getreideexport der beiden Länder und deren Reserven ausgewirkt hat. Hier könnte mehr Transparenz durchaus für Entspannung auf den Lebensmittelmärkten sorgen, so zumindest die Argumentation von Foodwatch.
Mein Fazit für Sie
Spekulative Investments an Börsen und Rohstoffmärkten haben immer auch eine ethische Komponente, vor allem in prekären Bereichen wie Lebensmittel. Meiner Meinung nach ist es sehr wichtig, auch die Schattenseiten solcher Investitionen zu kennen. Nur so ergibt sich für Sie ein ganzheitliches Bild.