Zapft Italien seine Goldreserven an?

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Steckt man finanziell in der Klemme, beginnt man früher oder später sprichwörtlich, sein Tafelsilber zu veräußern – jene luxuriöse Wertanlage also, die man nur zu speziellen Anlässen aus dem Schrank holt und ansonsten beruhigt ob ihrer Existenz weitgehend ignoriert.

Italien spielt nun mit einem ähnlichen Gedanken. Allerdings geht es nicht um Silber – sondern um Gold. Die populistische Regierung rund um Ministerpräsident Giuseppe Conte erwägt offenbar, staatliche Goldreserven zu veräußern, um den Staatshaushalt zu retten beziehungsweise Wahlversprechen zu finanzieren.

Die Meldung hat die Märkte kurzzeitig aufgeschreckt. Doch es gilt als eher unwahrscheinlich, dass Italien diese Pläne tatsächlich wird umsetzen können – zumal innerhalb des Landes nicht einmal geklärt ist, wem das Gold eigentlich gehört: der Notenbank oder dem Volk.

Goldverkauf im großen Stil nicht ohne Weiteres möglich

Fakt ist, Italien besitzt mit rund 2.500 Tonnen die drittgrößten staatlichen Goldreserven der Welt, hinter den USA und Deutschland. Zudem zählt das Land zu den Unterzeichnern eines Abkommens, das Gold als wichtigen Bestandteil der Währungsreserven definiert und größere Goldverkäufe unter den Unterzeichnern abgestimmt werden müssen. Eine Zustimmung der übrigen Partner gilt als unwahrscheinlich, auch die Europäische Zentralbank dürfte etwas dagegen haben, dass Italien im großen Stil seine Goldreserven auf den Markt wirft.

Das Abkommen, das in der Vergangenheit bereits mehrfach verlängert wurde, läuft allerdings im September aus. Ob und unter welchen Bedingungen es erneut verlängert wird und welche Rolle Italien dabei einnimmt, bleibt abzuwarten.

Italien würde sich ins eigene Fleisch schneiden

Dennoch zweifeln Ökonomen daran, dass Italien mit seinen Goldreserven tatsächlich sein „letztes Hemd“ geben wird, nur um kurzzeitig den Haushalt zu sanieren. Immer wieder ist der Hinweis darauf zu finden, dass nicht einmal Griechenland in der schlimmsten Zeit seiner Schuldenkrise seine Goldreserven angezapft hat. Zudem wäre ein solcher Schritt lediglich ein Tropfen auf den heißen Stein. Schon im Jahr darauf könnte das Land erneut zusätzliches Geld brauchen – und hätte dann nicht einmal mehr seine Goldreserven im Rücken.

Ein Verkauf dürfte sich zudem negativ auf Italiens Position an den Finanzmärkten auswirken. Das Vertrauen von Investoren dürfte erheblich geschmälert werden, wenn Italien zur Lösung seiner Finanzprobleme nichts Besseres einfällt, als sein Gold zu verkaufen.

Insofern gilt es als recht wahrscheinlich, dass die italienische Regierung ihre Gedankenspiele nicht in die Tat wird umsetzen können – und wenn doch, müsste das zumindest für Privatanleger, die auf Gold gesetzt haben, nicht unbedingt negative Folgen haben.

Auswirkungen auf Goldpreis wären begrenzt

Mit den Zentralbanken Russlands und Chinas stehen interessierte Käufer bereit, die entsprechende Goldmengen wohl dankbar aufkaufen würden. Beide Länder haben in den vergangenen Jahren immer wieder ihre Goldbestände aufgestockt, um die jeweiligen Landeswährungen abzusichern.

Insgesamt ging es für den Goldpreis in den vergangenen Monaten wieder deutlich bergauf. Seit Mitte November ist die Notierung von 1.200 auf zuletzt rund 1.320 Dollar je Feinunze gestiegen. Allein in den vergangenen drei Monaten lag das Plus bei gut 7 Prozent.