Goldrausch an der Börse: Aber was steckt dahinter?
Der Goldpreis kannte in den letzten Wochen im Prinzip nur eine Richtung – und zwar nach oben. Mit fast 2.800 US-Dollar pro Feinunze erreichte die Notierung kürzlich abermals einen neuen Rekord. Der Run auf das begehrte Edelmetall ist in Zeiten geopolitischer Konflikte, des zunehmenden Protektionismus, erwarteter Zinssenkungen und nicht zuletzt angesichts der Unsicherheiten bezüglich der US-Wahl also in vollem Gange.
WGC: Nachfrage nach Gold markiert in Q3 neues Rekordhoch
Bestätigung erhielt der Hype nun erneut durch die mächtige Lobbyorganisation World Gold Council (WGC). Demnach ist nicht nur der Marktpreis zuletzt auf ein Rekordhoch gestiegen, sondern auch die Nachfrage. Konkret schoss die globale Goldnachfrage im dritten Quartal um rund 5 % auf 1.313 Tonnen nach oben. Das entspricht einem Gesamtwert von etwa 100 Milliarden US-Dollar.
Interessant: Der Anstieg ist laut dem WGC auf die höhere Investitionsbereitschaft westlicher Akteure zurückzuführen. Demnach haben vermögende Privatpersonen aus dem Westen verstärkt zugegriffen und damit die zuletzt eher schwächelnde Nachfrage aus Asien mehr als kompensiert.
In den ersten sechs Monaten des Jahres hatten noch vor allem asiatische Käufer und Zentralbanken aus Schwellenländern die Käuferseite dominiert. Westliche Investoren hatten sich zunächst noch zurückgehalten, haben nun aber offenbar die Seitenlinie verlassen und wetten somit auf weiter steigende Goldpreise.
Dazu passt, dass es dem WGC zufolge wieder einen größeren Zufluss bei mit Gold gedeckten ETFs gab. Diese Anlageform ist besonders in westlichen Ländern beliebt. In den drei Monaten bis Ende September erzielten die entsprechenden Fonds zum ersten Mal seit zweieinhalb Jahren wieder eine kumuliert positive Bilanz. Heißt: Es wurde mehr Geld investiert als abgezogen.
Außerbörsliche Gold-Käufe nehmen deutlich zu
Ebenfalls bemerkenswert ist der sogenannte OTC-Bereich. Diese „Over-the-counter“-Geschäfte umfassen außerbörsliche Käufe – in der Regel zwischen vermögenden Investoren (z.B. Privatpersonen oder Familien-Holdings) und Banken.
Da diese Geschäfte außerhalb der regulären Börsen stattfinden, sind sie für das WGC zwar nicht konkret erfassbar. Die Experten haben aber ein ausgeklügeltes System entwickelt, mit dem sich das Volumen dieser Privat-Trades ziemlich genau abschätzen lässt. Demnach intensivierte sich die OTC-Nachfrage im Juli, August und September kumuliert um rund 98 % auf etwa 137 Tonnen – also fast eine Verdopplung.
US-Schuldenberg steigt und steigt: Gold als Absicherung
Das World Gold Council führt neben den geopolitischen Risiken und der schwächelnden Weltkonjunktur auch die überbordende Staatsverschuldung der USA als möglichen Grund für das gestiegene Interesse der wohlhabenden Käufer an. John Reade, Chefstratege des WGC, sagte laut einem Bloomberg-Bericht, dass das US-Haushaltsdefizit viel zu groß sei und Gold in dem Kontext als Sicherungsanker fungiere.
Tatsächlich betrug die Lücke im Haushalt der Vereinigten Staaten allein in den elf Monaten bis Ende August rund 1,9 Billionen Dollar. Inzwischen beträgt die Verschuldung somit mehr als 35 Billionen Dollar. Zum Vergleich: Das US-Bruttoinlandsprodukt lag 2023 bei 27,7 Billionen Dollar.
Zuletzt hatte auch der Internationale Währungsfonds (IWF) eine eindringliche Warnung ausgesprochen und das Schuldenrisiko der USA für die gesamte Welt betont. Mit Investments in Gold wollen Investoren dieses Risiko abfedern, indem sie sich eine beständige Wertanlage sichern.
Psychologischer Aspekt: Bloß nichts verpassen!
Gold stellt aktuell aber nicht nur einen sicheren Hafen für Anleger dar. Laut WGC gibt es auch einen nicht zu unterschätzenden psychologischen Aspekt. Experte John Reade konstatierte sogenannte FOMO-Käufe („Fear of missing out“). Viele Investoren hätten also Angst etwas zu verpassen und steckten deshalb ihr Geld in Gold. Dafür spreche, dass die Korrekturen des Goldpreises zuletzt sehr flach und kurz ausgefallen seien.
Im Chart sehen Sie die überragende Entwicklung des Marktpreises seit Anfang 2024 (Stand: 31.10.2024, 11:00 Uhr):
Quelle: www.aktienscreener.com
Deutlich wird, dass es zwar immer Rücksetzer gegeben hatte, diese sich jedoch stets ziemlich schnell wieder auflösten. Diese Entwicklung unterstreicht das starke Vertrauen in das Edelmetall – das laut den meisten Experten auch in den kommenden Monaten anhalten dürfte. Große Investmenthäuser wie Citi erwarten bis Ende 2025 das Durchbrechen der 3.000-USD-Schwelle.
Mein Fazit für Sie
Gold ist derzeit meiner Meinung nach eines der interessantesten Assets an der Börse. Und gerade im Rohstoff-Bereich dürfte so schnell kein anderes Metall an die Gold-Renditen herankommen, wenngleich es natürlich mit Blick auf den Superzyklus auch z.B. für Kupfer hohes Potenzial gibt, dessen Entfaltung jedoch wohl etwas mehr Geduld erfordert.
Wollen Sie auf Gold setzen, können Sie neben dem physischen Kauf und verschiedene ETCs auch entsprechende Minen- oder Streaming-Aktien kaufen. Interessant ist derzeit meiner Meinung nach vor allem der größte Goldkonzern der Welt, Newmont, dessen Aktie wegen temporär enttäuschender Zahlen (v.a. gestiegene Kosten) inzwischen fundamental ziemlich günstig bewertet ist und gute Chancen auf einen positiven Turnaround bietet.