Goldpreis im Sinkflug – trotz Trump-Sieg
Das Jahr 2016 neigt sich seinem Ende entgegen und im Rückblick muss man wohl festhalten, dass es einige handfeste Überraschungen bereithielt.
Vor allem das Brexit-Votum, mit dem die britische Wählerschaft im Juni den Austritt Großbritanniens aus der Europäischen Union besiegelte, und die Wahl Donald Trumps zum neuen US-Präsidenten im November dürften als Zäsur-Ereignisse in die Geschichte eingehen.
Beiden Ereignissen gemeinsam war, dass sie bis zuletzt als unwahrscheinlich galten. Meinungsforscher und Medien waren sich jeweils ziemlich sicher, dass die Briten für den Verbleib in der Staatengemeinschaft stimmen und die US-Amerikaner sich – trotz ihrer Unbeliebtheit – für Hillary Clinton als Präsidentin entscheiden würden.
Böses Erwachen am Morgen danach
Das böse Erwachen am Morgen danach war für viele Beobachter ein umso größerer Schock – was nicht ohne Auswirkungen auf die Finanz- und Rohstoffmärkte blieb.
So lässt sich das Brexit-Datum 1:1 im Gold-Chart des Jahres 2016 ablesen: Im Vorfeld ging der Preis etwas zurück, weil sich die sonst so treffsicheren Buchmacher festlegten, dass der Brexit abgelehnt werden würde. An jenem verhängnisvollen Freitag schoss dann der Goldpreis umso kräftiger nach oben.
Ein vergleichbares Bild hatten viele Experten auch im Hinblick auf die Trump-Wahl erwartet: Sie galt als unwahrscheinlich und hielt somit einen Überraschungs- beziehungsweise Schockeffekt parat – in solchen Momenten flüchten Anleger bekanntlich gern aus Aktien und anderen Anlageformen hin zum Gold, das nach wie vor als sicherer Hafen zur Vermögensabsicherung gilt.
Unsicherheiten – na und?
Nicht nur der Wahlausgang selbst, sondern auch Trump als Person gilt als Unsicherheitsfaktor. Noch nie war im Moment der Wahl so ungewiss, wofür genau ein künftiger US-Präsident stehen würde. Zieht dieser Mann all seine Pläne durch, die er im Wahlkampf so vollmundig angekündigt hatte? Wohl kaum, das hat bislang noch kein Präsident geschafft, zumal viele von Trumps Vorstellungen schlichtweg unrealistisch sein dürften.
Andererseits bündelt das Amt des US-Präsidenten eine immense Machtfülle, unterfüttert wird diese aktuell noch durch die deutlichen republikanischen Mehrheiten in Kongress und Senat. Wenn Trump wirklich will, wird ihn kaum jemand aufhalten können.
Setzt er seine Ankündigungen um, dürfte sich das nachhaltig negativ auswirken auf die Geschäfte vieler Großkonzerne, die global agieren und nicht selten in Niedriglohnländern ihre Erfolgsprodukte günstig fertigen lassen. Immerhin hat Trump von Abschottung gesprochen. Ein iPhone, das nicht mehr in China, sondern in den USA zusammengebaut wird? Das wird entweder so teuer, dass es kein Mensch mehr kauft, oder die Margen von Apple schmelzen dahin. Entsprechendes lässt sich auf zahlreiche andere Unternehmen übertragen.
Goldpreis trotz Trump-Sieg im Sinkflug
Und trotz allem reagieren die Anleger seltsam zuversichtlich auf den Wahlausgang. Nach kurzen Turbulenzen fingen sich die Aktienmärkte und der Dow Jones erklomm ein Allzeithoch. Parallel ist der Goldpreis rapide gefallen – von mehr als 1.300 US-Dollar je Feinunze Anfang November auf mittlerweile nur noch gut 1.200 Dollar.
Auch das ist überraschend, passt es doch so gar nicht ins Schema, das etwa nach dem Brexit zu beobachten war. Fest steht: Nach 2016 wird wohl auch das kommende Jahr 2017 so manche Überraschung zu bieten haben – vor allem in Washington.