Gold: So reagiert das Volk, wenn’s kriselt!

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Wenn der türkische Präsident Erdogan wissen will, welche Erwartungen sein Volk an das am Sonntag gelaufene Referendum hatte, brauchte er keine Demoskopen. Er brauchte sich nur jeden Monat die Statistiken zum Goldmarkt ansehen.

Verwundert dürfte er sich die Augen gerieben haben, als er in den vergangenen Monaten die Zahlen sah. Im Dezember 2016 lagen die Gold-Importe der Türkei um 700% über dem Vorjahres-Niveau und im März 2017 sogar um fast 1.500% darüber.

Dabei war die Türkei schon vor der Nachfrage-Erhöhung einer der größten Goldkäufer der Welt. Kann man es den Türken verdenken? Seit Jahren leiden sie unter enormen Abwertungen der türkischen Lira.

Gegenüber dem auch nicht gerade stabilen Euro ging es 2016 um 20% bergab, seit 2015 um 35% und seit 2011 um volle 50%. Gegenüber dem US-Dollar war der Kaufkraftverlust geradezu immens.

2016 waren es -22%, seit 2015 -41% und seit 2011 beträgt der Kaufkraftverlust gegenüber dem US-Dollar 62%!

Die Inflation stieg derweil auf aktuell 11,3%. Dazu kommen willkürliche Massenverhaftungen, die die Nachfrage nach mobilen Wertanlagen natürlich ebenfalls deutlich beflügelt haben dürften.

Die Türken kaufen Gold – und der Staat will es ihnen wieder abnehmen

Am Beispiel der Türkei sehen wir deutlich, wie Menschen reagieren, wenn es kritisch wird. Dann befasst sich niemand mit Bitcoins, Aktien, Tagesgeld oder den neusten Papier-Geldscheinen mit hypermodernen Sicherheitsmerkmalen.

Nein, dann wird in Gold getauscht, was möglich ist.

Dem türkischen Staat ist das natürlich ein Dorn im Auge – und dieser Dorn wird Tag für Tag größer und schmerzhafter. Genauso wie Indien hat daher jetzt auch die Türkei Gold-Bonds aufgelegt, also angeblich mit Gold besicherte Staatsanleihen.

Ausgegeben werden sollen die Gold-Bonds an Investoren, die im Gegenzug ihr Gold bei der Bank abliefern. Und um den Türken dieses Papiergold auch schmackhaft zu machen, verspricht der Staat natürlich eine Zinszahlung für die Gold-Bonds.

Ob es am Laufzeitende auch wieder Gold zurückgibt, ist natürlich offen. Wer sein Gold dem türkischen Staat leiht, muss darauf vertrauen, es am Ende auch zurück zu bekommen.

Am Gold-Bonds dürfte sich zeigen, wie sehr die Erdogan-Anhänger ihrem Präsidenten wirklich vertrauen. In Indien war die Nachfrage nach den Gold-Bonds ausgesprochen verhalten. In der Türkei dürfte es kaum anders sein.

Türkische Goldminen werden quasi enteignet

Und noch einen Joker zieht der türkische Staat aus dem Ärmel. Die Türkei produziert nicht viel Gold – aber einige dutzend Tonnen sind es jedes Jahr. Nun hat die türkische Zentralbank ein Erstkaufrecht für türkisches Gold bekommen.

Und dieses Gold wird natürlich in türkischen Lira und nicht etwa US-Dollar bezahlt. Faktisch kann die Zentralbank nun also selbst gedrucktes, wertloses Papier gegen Gold tauschen – und zwar gesetzlich sanktioniert ohne einen Ausweg für die Goldproduzenten.

Die können dann zusehen, wie sie die türkischen Lira auf dem freien Markt loswerden – und vor allem zu welchen sich ständig verschlechternden Kursen.

Diese Quasi-Enteignung der Gold-Produzenten ist ein sehr „eleganter“ Weg, um die eigenen Devisen-Reserven zu erhöhen.

Am Beispiel der Türkei bekommen wir live vorgeführt, wie Gold im Krisenfall benutzt wird. Während sich das Volk mit dem Metall eindeckt, versucht der Staat mit allerhand Tricks, in den Besitz des Goldes zu bekommen.

Alle Gold-Gegner sollten sich an dieser Stelle fragen, warum dieses Schauspiel in der Türkei wohl aufgeführt wird.

Und Sie sollten sich fragen, ob Sie erst im Krisenfall zu überhöhten Preisen und höheren Entdeckungs-Risiken Gold kaufen wollen, oder ob Sie sich nicht lieber in guten Zeiten schon ein kleines Gold-Polster aufbauen möchten.

Das Geld für die Goldkäufe ziehen Sie übrigens am besten aus dem Aktienmarkt. Mit Gold-Aktien verdienen Sie im Handumdrehen genügend Geld, um sich die eine oder andere Unze unters Kopfkissen legen zu können.