Gold: Nervöse Blicke nach Paris

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Abgezeichnet hatte es sich bereits seit Monaten, seit diesem Wochenende jedoch ist es nun Gewissheit: Die rechtsextreme Marine Le Pen wird am 7. Mai neben dem parteilosen Emmanuel Macron die entscheidende Runde der Präsidentschaftswahl in Frankreich bestreiten.

Das wirbelt nicht nur die politischen Verhältnisse in Frankreich gehörig durcheinander, wo bislang Republikaner und Sozialisten den Kampf um die Präsidentschaft unter sich ausmachten. Beide Kandidaten der etablierten Parteien werden nun erstmals nicht in die Stichwahl einziehen.

Quereinsteiger gegen Rechtsaußen-Frau

Stattdessen haben die Franzosen in zwei Wochen die Wahl zwischen dem als wirtschaftsliberal und europafreundlich geltenden Macron einerseits und der erklärten EU-Gegnerin Le Pen andererseits. Die Frontfrau des Front National hat bereits angekündigt, im Falle eines Wahlsieges die Franzosen über den Verbleib in der Europäischen Union abstimmen zu lassen. Würde ihr auch in diesem Punkt ein Sieg gelingen, Europa stünde endgültig vor dem Zusammenbruch, die Idee der Europäischen Union und auch der Eurozone wäre am Ende.

Noch ist es nicht soweit, doch die gefühlten Parallelen zum Brexit-Votum vor fast genau einem Jahr sind nicht von der Hand zu weisen. Auch damals gingen die Prognosen von einer knappen Sache aus – allerdings hatte kaum jemand damit gerechnet, dass die Briten tatsächlich für den EU-Austritt stimmen würden. Inzwischen sind wir eines Besseren belehrt.

Ähnlich gestaltet sich die Situation nun auch in Frankreich. Zwar lag Macron in der ersten Wahlrunde vor Le Pen, der Vorsprung belief sich auf rund 2 Prozent. Doch ob das am Ende reichen wird, um die Präsidentschaft zu erringen, scheint derzeit völlig offen – ebenso wie die Frage, ob sich die Unterstützer der nun ausgeschiedenen Kandidaten hinter einem der verbleibenden Bewerber versammeln oder der Wahlurne fernbleiben werden. Von einer geringen Wahlbeteiligung profitieren traditionell eher die politisch rechts angesiedelten Kräfte, die es oftmals verstehen, ihre Anhängerschaft zur Wahl zu mobilisieren.

Goldpreis: Nervöser Aufwärtstrend

Spannend wird das Ganze nicht nur aus politischer Sicht, sondern auch mit Blick auf den Goldpreis. Denn der dürfte in die Höhe schießen, sollte Le Pen die Wahl am Ende tatsächlich für sich entscheiden. Damit würde in Europa das Ende einer Ära eingeläutet. Nicht zuletzt deshalb rufen die unterlegenen Kandidaten der etablierten Parteien die Wählerschaft nun dazu auf, Macron zu unterstützen und Le Pen zu verhindern.

Gold, das Anlegern nach wie vor als sicherer Hafen gilt und in keinem Depot zumindest als Beimischung fehlen darf, profitiert bereits seit einigen Monaten wieder verstärkt von der politischen Großwetterlage, die sich durch den Amtsantritt Donald Trumps als US-Präsident nicht eben entschärft hat. Zuletzt kratzte die Feinunze wieder an der Marke von 1.300 US-Dollar und befand sich damit auf dem höchsten Stand seit fast 6 Monaten.