Gold legt kräftig zu

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Nun also doch: Der Goldpreis hat zuletzt deutlich an Fahrt aufgenommen. Von rund 1.150 US-Dollar je Feinunze zu Jahresbeginn hat sich das gelbe Edelmetall auf zuletzt rund 1.230 Dollar verteuert. Vergangene Woche erreichte der Goldpreis den höchsten Stand seit drei Monaten – Tendenz: steigend.

Denn allmählich wird die Verunsicherung auch an den Märkten spürbar, die die politischen Beben der vergangenen Monate ausgelöst haben, allen voran das Brexit-Votum und der Wahlsieg Donald Trumps.

Verspätete Reaktion am Goldmarkt

Der Brexit hatte sich im Goldkurs noch sehr deutlich abgezeichnet: Im Vorfeld, als ein Ausstiegsvotum noch als recht unwahrscheinlich galt, sank die Goldnachfrage und drückte den Goldpreis. Am Tag nach der Entscheidung schoss dieser dann innerhalb kürzester Zeit um fast 100 Dollar in die Höhe.

Wer ähnliches für den Wahlsieg Trumps erwartet hatte, wurde jedoch zunächst enttäuscht. Entgegen der Erwartungen reagierten die Märkte zunächst nicht geschockt, sondern hoffnungsvoll auf den Überraschungssieger, dessen Wahlniederlage zuvor als ausgemachte Sache gegolten hatte.

Doch anstelle einer Panikreaktion rauschte der Goldpreis zunächst in den Keller, während die Aktienmärkte beflügelt wurden. Immerhin durften und dürfen einige schwergewichtige Branchen, wie etwa Banken oder Pharmakonzerne, auf Deregulierungen unter Trump hoffen. Das löste so manche Kursphantasie aus.

Seit Trumps Vereidigung am 20. Januar zeichnet sich jedoch immer stärker auch die Kehrseite seiner Präsidentschaft ab. Das Durchregieren per Dekret funktioniert nur bedingt, die ersten Entscheidungen wurden gerichtlich bereits wieder kassiert, weitere juristische Auseinandersetzungen dürften folgen.

Brexit, Wahlen, Griechenland: Europa auf der Kippe

Zugleich steht auch in Europa so einiges auf der Kippe. Die Brexit-Verhandlungen über die Rahmenbedingungen des britischen Ausstiegs aus der Europäischen Union werden wohl in wenigen Wochen beginnen und dürften kein Spaziergang werden. Immerhin will die EU an Großbritannien ein Exempel statuieren, um andere Staaten von etwaigen Austrittsüberlegungen abzubringen. Bundeskanzlerin Angela Merkel hat bereits früh klargestellt, dass sie ein „Rosinenpicken“ der Briten nicht dulden werde.

Das allerdings bedeutet im Umkehrschluss auch, dass beide Seiten viel zu verlieren haben, denn wirtschaftlich sind die Briten mit dem Festland bislang eng verflochten. Ein „harter Brexit“, wie er sich derzeit abzeichnet und wie ihn offenbar auch die britische Premierministerin Theresa May vorantreiben will, wird wohl für beide Seiten schmerzhaft.

Und dann wäre da noch Griechenland. Das Gezerre aus früheren Jahren dürfte den meisten noch gut im Gedächtnis sein. Alle paar Wochen wurden damals Ultimaten gesetzt, es herrschte Krisendiplomatie zwischen Brüssel und Athen, es wurde mit harten Bandagen gekämpft, bis die griechischen Bürger schließlich mehrere Tage lang kein Bargeld mehr von ihren Bankkonten abheben konnten.

Nun droht die Zahlungsmisere erneut zu eskalieren. Teile des Internationalen Währungsfonds halten die griechischen Finanzprobleme für nicht tragbar. Sollte sich der IWF aber aus dem Programm zurückziehen, steht die gesamte Unterstützung auf der Kippe. Ein Austritt Griechenlands aus der Eurozone wäre dann wieder topaktuell und das in einer Situation, da die EU ohnehin deutliche Risse und Zerfallstendenzen aufweist. Die Wahlprognosen für Frankreich und die Niederlande tragen dabei nicht gerade zur Entspannung bei.

Kein Wunder also, dass Anleger wieder vermehrt zum Gold greifen, das traditionell als sicherer Hafen zur Vermögensabsicherung gilt. Es könnte in diesem Jahr nötiger sein denn je.