Gold: Ein Profiteur des Brexit-Votums
Die Goldfans haben es schon seit Monaten gewusst: 2016 wird ihr Jahr. Die Entwicklung seit Anfang des Jahres gibt ihnen mehr als Recht, zum ersten Mal seit Jahren war das glänzende Edelmetall wieder stärker gefragt.
Nachdem es 2015 noch eine heftige Flaute durchlitten hatte und zeitweise in Richtung 1.000 US-Dollar je Feinunze stürzte, geht es seit dem Jahreswechsel deutlich aufwärts. Auf Jahressicht hat der Goldpreis inzwischen um 13 Prozent zugelegt – und die Brexit-Abstimmung wirkte wie ein Katalysator.
Brexit lässt Goldpreis hochschnellen
Zwar hatten die Finanzmärkte mehrheitlich darauf gewettet, dass die Briten letztendlich doch in der Europäischen Union verbleiben würden und sich entsprechend positioniert, doch es gab auch viele Investoren, die auf Nummer sicher gehen wollten und sich im Vorfeld des Referendums mit Gold eindeckten. Sie trieben den Goldpreis seit Anfang Juni in die Höhe von etwa 1.220 auf bis zu 1.300 Dollar.
Von dort aus ging es zwar zunächst wieder abwärts – doch als am Freitag das Ergebnis bekanntgegeben wurde und an den Finanzmärkten das Chaos ausbrach, schnellte der Goldpreis binnen kürzester Zeit in die Höhe – um fast 100 Dollar an einem einzigen Tag.
Auch in Euro zeigte sich am Freitag derselbe Effekt, der hier sogar noch etwas deutlicher ausfiel, da durch das Brexit-Votum zugleich nicht nur das britische Pfund dramatisch an Wert verlor, sondern auch der Euro absackte. Und so verteuerte sich die Feinunze innerhalb von 24 Stunden von unter 1.100 Euro auf etwas über 1.200 Euro.
Unsicherheit bleibt – gute Aussichten für Gold
Eine solche Rally ist außergewöhnlich, genau wie der parallele Absturz der Aktienmärkte, keine Frage. Beides war am Freitag dem einmaligen Ereignis geschuldet, beides wird sich in nächster Zeit wieder etwas beruhigen.
Doch die Chancen, dass Gold als Absicherung des eigenen Depots auch in den kommenden Monaten attraktiv bleibt, stehen gut. Denn die Unsicherheit ist noch längst nicht gebannt, ganz im Gegenteil.
Unmittelbar nach dem bösen Erwachen am Freitag meldeten sich zahlreiche Briten zu Wort, die für den EU-Austritt gestimmt hatten und das nachträglich bereuen. Mehr als 3 Millionen Unterschriften sammelte übers Wochenende eine Petition, die eine Wiederholung der Abstimmung fordert. Und in London hat man es plötzlich auch nicht mehr so eilig mit dem Austritt, ganz im Gegenteil.
Premierminister David Cameron trat gleich am Freitagmorgen auf die Bremse, als er seinen Rücktritt ankündigte, diesen aber zugleich erst in drei Monaten plant. Von seinem parteiinternen Gegenspieler Boris Johnson, der als künftiger Premier gehandelt wird und die Brexit-Kampagne mit angeführt hatte, war seit dem Referendum erstaunlich wenig zu hören.
In Brüssel würde man gerne mehr aufs Tempo drücken, aber letztendlich liegt die Initiative zum Austrittsantrag bei den Briten. Je länger die sich Zeit lassen, desto länger dauert die Hängepartie – und desto größer sind die Chancen auf weiterhin steigende Goldkurse.