Geht es noch aufwärts?
Der Goldpreis steigt, der Goldpreis sinkt – bei kaum einer anderen Anlageform können sich selbsternannte Propheten derzeit so sehr austoben wie bei der Vorhersage des Kurses für die Feinunze des gelben Edelmetalls.
Beide Seiten liefern teils gute Argumente für ihre Position. Entscheidend ist dabei oftmals, welchen Zeitraum sie betrachten. Geht es um die Perspektive für eine Woche, ein Jahr oder gar ein Jahrzehnt? Der Zeitraum verschiebt das Gewicht der Argumente gewaltig – und auch die Glaubwürdigkeit der Prognosen.
Fakt ist: Gold hat seit Beginn des Jahres eine starke Rally erlebt. Nach mehr als drei Jahren Flaute war das aber auch irgendwie überfällig.
Psychologie bestimmt die Märkte, Angst den Goldpreis
Hatte der Goldpreis 2011 noch bei rund 1.900 US-Dollar je Feinunze gelegen, ging es ab Herbst 2012 rasant abwärts. Manch einer bangte im vergangenen Jahr noch um die 1.000-Dollar-Marke, die nach unten durchbrochen werden könnte.
Dann aber kam der Jahreswechsel und mit ihm ein kleiner Aktiencrash. Weltweit gingen die Börsen in die Knie – und schon war Gold wieder heißbegehrt. Kein Wunder, denn der stärkste Faktor an den Märkten ist die Psychologie, und nichts beeinflusst den Goldpreis so sehr wie die Angst.
Denn – und das muss man sich bei der Betrachtung und Bewertung des Goldpreises immer wieder vor Augen führen – niemand investiert in Gold, um sein Vermögen zu vermehren. Ganz im Gegenteil: Werden anderswo Verluste befürchtet, flüchten sich Anleger in Gold, um zumindest einen Teil ihres Kapitals auf diese Weise abzusichern.
Gold ist ein bleibender Wert
Denn klar ist auch: So sehr der Goldpreis zuletzt schwankte, gänzlich wertlos wird das Edelmetall wohl niemals werden. Ein Blick auf die Menschheitsgeschichte genügt, um zu erkennen, dass Gold immer und überall als verlässliche Währung genutzt werden konnte und kann. Papierwährungen kommen und gehen, Unternehmen steigen auf und gehen Pleite, aber auf Gold ist seit jeher Verlass.
Berücksichtigt man diese Schutzfunktion des Goldinvestments, wird schnell ersichtlich, dass es eigentlich zweitrangig ist, ob die Feinunze nun gerade bei 1.250 oder 1.280 Dollar notiert. Denn es geht Goldanlegern ja eben gerade nicht darum, schnelle Gewinne zu realisieren.
Goldpreisentwicklung: Die Risiken bleiben
Nichtsdestotrotz gibt es sicherlich auch einige, die die jüngste Rally genau dazu genutzt haben. Als es an den Aktienmärkten Anfang Januar abwärts ging, war Gold noch recht günstig zu haben. Wer hier den sicheren Hafen suchte, um den Sturm an den Börsen abzuwarten, kann jetzt im Frühjahr mit ordentlichen Gewinnen wieder umschichten.
Dieser Effekt vermag den Goldpreis auch kurzfristig zu beeinflussen, doch die Rahmenbedingungen sprechen auch weiterhin für einen Kursanstieg. Die Risiken sind noch lange nicht vorbei.
Es herrschen Kriege, die völkerwanderungsartige Fluchtbewegungen verursachen, die Währungskrise ist noch lange nicht vorbei, die Europäische Union ist in ihren Grundfesten erschüttert und verliert zunehmend den Rückhalt in der Bevölkerung – und die anhaltende Nullzinspolitik der Notenbanken macht klassischen Sparern das Leben schwer.
Vieles spricht dafür, dass letztlich nicht nur der Aktienmarkt, sondern auch der Goldpreis von dieser Entwicklung noch eine ganze Zeit lang profitieren wird.