Der neue Goldrausch: Trotz Rücksetzer noch nicht vorbei?
Gold gilt vielen als denkbar langweilige Form der Geldanlage. Allzu hohe Renditen sind nicht zu erwarten, es gibt keine Dividenden oder sonstige Ausschüttungen und im Falle von physischem Gold fallen sogar noch Kosten für Lagerung und Versicherung an. Dennoch erlebt das Edelmetall gerade in diesem Jahr eine Renaissance: Seit Beginn des Jahres hat sich der Preis je Feinunze um mehr als 7 Prozent erhöht. Anfang Mai erreichte der Goldkurs mit über 2.050 Dollar sein derzeitiges Jahreshoch.
Zwar geriet der Goldpreis in den vergangenen Tagen wieder etwas unter Druck, so kostete die Feinunze zur Wochenmitte nur noch gut 1.960 Dollar oder 1.828 Euro, aber vieles spricht dafür, dass der neue Goldrausch damit noch nicht vorbei ist.
Gold als sicherer Hafen mit Blick auf US-Schuldenstreit
Der schwelende Schuldenstreit in den USA gilt als ein wichtiger Kurstreiber für das Edelmetall. Die Demokraten um US-Präsident Joe Biden und die Republikaner um ihren Mehrheitsführer Kevin McCarthy befinden sich seit Wochen in zähen und harten Verhandlungen darüber, ob die Schuldenobergrenze für den Staatshaushalt angehoben werden soll – beziehungsweise unter welchen Bedingungen dies geschehen kann.
Die Republikaner fordern die Aufgabe einiger von den Demokraten angestoßenen Reformen, um der Anhebung der Schuldengrenze zuzustimmen. Biden lehnt das bislang ab. Die Fronten sind zunehmend verhärtet, auch ein Spitzentreffen Anfang der Woche konnte keine Einigung herbeiführen. Gelingt keine Verständigung, droht Anfang Juni der Zahlungsausfall der größten Volkswirtschaft der Welt – mit völlig unabsehbaren Folgen für Finanzmärkte und Weltwirtschaft.
Keine historischen Erfahrungswerte zum Zahlungsausfall
Manch einer beschwichtigt, dass die realwirtschaftlichen Konsequenzen überschaubar sein dürften und keineswegs ein Automatismus greife, der die Panik der Märkte rechtfertige. Andere verweisen auf die erheblichen Risiken, die eine Zahlungsunfähigkeit der USA mit sich bringen könnte – nicht nur für die Vereinigten Staaten selbst, sondern auch für ihre weltweiten Handelspartner.
Die Wahrheit ist: Man weiß schlichtweg nicht, was in einem solchen Falle geschehen würde. Es gibt keine Blaupause, keine historischen Erfahrungswerte dazu. Stattdessen haben sich die Kontrahenten in der Vergangenheit stets auf eine Lösung verständigt – wenn auch nicht selten in letzter Minute. Darauf hoffen Marktteilnehmer auch in diesem Fall. Doch wer einen sicheren Hafen sucht, um Kapital abzusichern und sich nicht den möglichen Verwerfungen am Aktienmarkt aussetzen will, greift in diesen Tagen vermehrt zum Gold.
Rezessionsgefahr steigt – und macht Gold umso attraktiver
Hier wird das Kapital zwar nicht unbedingt vermehrt – aber eben auch nicht verbrannt. Ein Absturz ins Bodenlose, der bei so manchen Aktiengeschäften durchaus zum Risiko gehört, gilt beim Gold als praktisch ausgeschlossen.
Für Goldfans ebenfalls von Bedeutung: Neben einem möglichen Zahlungsausfall droht in den USA zunehmend auch ein Abgleiten in eine Rezession. Hierzu wiederum gibt es historische Erfahrungswerte – und die belegen, dass Anleger in Rezessionszeiten mit Goldanlagen deutlich besser gefahren sind als an den Aktienmärkten.