Gold, Silber, Kupfer: Rallye am Ende? Von wegen
Das laufende Jahr war für den Rohstoffsektor bis dato ziemlich erfreulich: Der Goldpreis zum Beispiel stieg zwischen Anfang Januar und Anfang Juni 2024 um rund 15 %, der Silberpreis gar um 28 % und der Kupferpreis um 16 %. Im Chart sehen Sie die Rallye anhand des Goldpreises (Stand: 06.06.2024, 9:30 Uhr):
Quelle: www.aktienscreener.com
Interessanter CNBC-Bericht zu Rohstoffperspektive 2024
Die Gretchenfrage aber, die Sie als Anleger brennend interessieren dürfte, lautet: Wie geht es 2024 und darüber hinaus weiter? Vor wenigen Tagen hat der US-Sender CNBC hierzu einen interessanten Artikel veröffentlicht, in dem unterschiedliche Experten zu Wort kommen und bullische Signale für die drei Rohstoffe Gold, Silber und Kupfer senden.
Zunächst zum Gold: CNBC zitiert hierfür unter anderem den Bankkonzern ANZ (Australia and New Zealand Banking Group). Dessen Experten haben in einer Mitteilung an den US-Sender betont, dass der Goldpreis inmitten einer erneuten Schwäche des US-Dollars und rückläufigen Renditen von US-Staatsanleihen seine Aufwärtsdynamik fortgesetzt habe.
China kauft Gold im großen Stil
Die Strategen von ANZ konstatierten auch, dass das Bedürfnis nach sicheren Häfen in Zeiten der geopolitischen Risiken die Nachfrage nach dem Edelmetall erhöht habe. Zudem habe es ein beeindruckendes Wachstum bei den chinesischen Goldkäufen im ersten Quartal 2024 gegeben. Die Verbraucher der Volksrepublik kaufen inzwischen kumuliert mehr Gold als die Bürger Indiens. Experten führen den Goldrausch in China vor allem auf die dortige Immobilienkrise zurück, die den Bedarf an robusten Vermögensanlagen wie Gold erhöht.
Zudem hat auch die chinesische Zentralbank zuletzt massiv Goldbestände aufgekauft. Hierfür lieferte der renommierte Report „In Gold We Trust“ der beiden Fondsmanager Ronald-Peter Stöferle und Mark J. Valek kürzlich interessante Erklärungen.
Demnach könnten die üppigen Goldkäufe von Chinas Notenbank im Zusammenhang mit dem Handelskonflikt gegen die USA stehen.Washington könnte im Extremfall die Dollarreserven Chinas blockieren – ähnlich wie die USA das bereits mit russischen Dollarreserven getan hatten. Dadurch wären die chinesischen Anlagen in USD im Ausland gefährdet, was erhebliche Kreditrisiken für China bedeutet. Auch deshalb beschafft sich die Zentralbank der Volksrepublik offenbar im großen Stil Gold, das bekanntlich unabhängig von Dritten eine Wertigkeit besitzt.
Goldpreis dürfte bis Ende 2024 weiter steigen
Diese Faktoren dürften den Goldpreis weiterhin unterstützen.Laut einer Prognose des World Gold Council wird die Nachfrage nach dem Edelmetall in China auch 2024 zunehmen. Entsprechend gibt es noch Preispotenzial. CNBC zufolge haben die Analysten der Schweizer Großbank UBS kürzlich ihre Gold-Prognose erhöht – auf 2.500 USD pro Unze bis Ende September und auf 2.600 USD bis Ende Dezember. Zum Vergleich: Am 6. Juni notierte der Spot-Goldpreis bei 2.362 USD je Unze (Stand: 06.06.2024, 9:30 Uhr).
Neben der stärkeren chinesischen Nachfrage akzentuieren die UBS-Analysten auch die erwarteten Zinssenkungen der US-Notenbank FED als positiven Faktor für den Goldpreis. Zuletzt hatte es am Markt zunehmend Hoffnung auf Zinssenkungen gegeben, da die offiziellen Wirtschaftszahlen aus den USA einen rückläufigen Preisdruck nahelegen, was den Spielraum für die Notenbanker vergrößern würde. Fallende Zinsen sind für Gold prinzipiell positiv, da dadurch festverzinsliche Anlageklassen (z.B. Staatsanleihen) an Attraktivität verlieren und das zinslose Gold interessanter wird.
Wird Silber seinen „großen Bruder“ Gold überflügeln?
In Sachen Silber sehen einige Experten gar noch mehr Aufwärtspotenzial. Interessant für Sie: Zwischen Silber und Gold gibt es eine positive Korrelation. Heißt: Wenn der Goldpreis steigt, steigt auch der Silberpreis. Allerdings, und das haben die letzten Jahrzehnte gezeigt, findet die Aufwertung von Silber in der Regel mit Verzögerung im Vergleich zu Gold statt. Das hängt auch damit zusammen, dass der Silbermarkt weniger liquide ist als der deutlich größere Goldmarkt. Zudem ist Silber durch seinen inzwischen hohen Nutzungsgrad in der Industrie deutlich konjunkturabhängiger als Gold, was die Preisbewegungen von Silber zunächst ausbremsen kann.
Schaut man sich die übergeordneten Aufwärtsbewegungen beider Rohstoffe seit Herbst 2022 an, sind die Zuwächse unterm Strich mittlerweile ziemlich ähnlich. Das heißt: Silber hat – wie Sie anhand der eingangs erwähnten Kurssteigerungen seit Anfang 2024 erkennen können – aufgeholt. Joni Teves, Edelmetallstratege bei UBS, sagte kürzlich in einer CNBC-Sendung, dass Silber aktuell das am besten platzierte Edelmetall sei, um von den höheren Goldpreisen zu profitieren. Bei einer Zinslockerung der FED sei Silber in einer guten Position, um Gold wirklich zu übertreffen.
Der Experte führte hierzu auch die Fundamentaldaten an, also das aktuell angespannte Verhältnis zwischen Angebot und Nachfrage. Der Silbermarkt befindet sich in einem umfangreichen Defizit, da die Minenproduktion mit der Nachfrage nicht schritthalten kann. Das Edelmetall ist ein wichtiger Rohstoff unter anderem für Elektroautos, Solarmodule und Elektronik und als solcher derzeit höchst begehrt. Es ist daher wahrscheinlich, dass die Engpässe anhalten werden, was den Silberpreis fundamental unterstützt.
Kupfer ebenfalls auf Top-Rendite-Kurs
Eine ähnliche Situation gibt es derzeit beim Kupfer. Auch hier herrscht eine Angebotsknappheit. Diese ist unter anderem durch die wichtige Rolle von Kupfer für die Energiewende, den Rüstungsboom und den KI-Hype (Rechenzentren) bedingt. Gleichzeitig mussten große Kupferkonzerne zuletzt Abstriche beim Output machen – allen voran First Quantum, dessen Mine Cobre Panama wegen eines Verfassungsurteils geschlossen wurde. Aber auch andere Big Player wie Anglo American oder Codelco können ihre ursprünglichen Förderziele wegen operativer Probleme wohl erst einmal nicht erfüllen.
Auch wenn der Kupferpreis Anfang Juni etwas Federn lassen musste, zeigen sich die Experten weiterhin zuversichtlich. Die US-amerikanische Citi erwartet CNBC zufolge für den Kupferpreis in den kommenden 12 bis 18 Monaten einen Wert von 12.000 USD pro Tonne. Im optimistischen Szenario sei gar eine Steigerung bis 15.000 USD möglich. Zum Vergleich: Am 6.Juni notierte das Metall bei 9.916 USD je Tonne (Stand: 06.06.2024, 9:30 Uhr).
Mein Fazit für Sie
Die Rohstoffrallye 2024 hat für Sie als Anleger bereits starke Kursgewinne eingebracht, insofern Sie auf die entsprechenden Minenaktien gesetzt haben. Das Ende der Fahnenstange ist damit aber längst nicht erreicht. Der Bericht von CNBC zeigt, dass viele Experten eine weitere starke Preisunterstützung sehen, die Ihnen glänzende Renditen bescheren dürfte.
Wichtig: Auch wenn die Rohstoffpreise zwischenzeitlich etwas sinken und damit oftmals auch die entsprechenden Minenaktien, ist der übergeordnete Bullenmarkt damit bei weitem noch nicht gestoppt. Diese Rücksetzer sind völlig normal auch in einem Aufwärtstrend, der angesichts der starken fundamentalen Perspektive sukzessive in einen jahrelangen Rohstoff-Superzyklus mit stetig hohen Renditen übergehen dürfte.