Gallium aus Europa: Diese Aktie müssen Sie kennen
In Europa deutet sich ein wichtiger Meilenstein im Rohstoffsektor an. Im Mittelpunkt stehen der griechische Mischkonzern Metlen Energy & Metals SA und das kritische Metall Gallium.
Aber der Reihe nach, vielleicht erinnern Sie sich: Im Juli 2023 hatte China spezielle Exportkontrollen unter anderem für Gallium gestartet. Seither können die dortigen Behörden im Detail bestimmen, an welche ausländischen Abnehmer der Rohstoff verkauft werden darf.
Warum Gallium so wichtig ist
Für Europa ist das ein Schuss vor den Bug. Denn: Gallium ist ein hochwichtiger Rohstoff für die moderne Welt. Er ist ein klassisches Halbleitermaterial, das als Galliumarsenid in der Chipbranche eingesetzt wird. Unter anderem Mobiltelefone, Satelliten, Telekom-Infrastruktur und Radargeräte sind auf den Rohstoff angewiesen. Hinzu kommen Leuchtdioden, Solarzellen und medizinische Anwendungen.
Um es kurz zu machen: Gallium ist ein wichtiger Grundbaustein für das Computerzeitalter, die Vernetzung (z.B. 5G und IoT) sowie die Energiewende. Auch weil die Eigenschaften des Metalls Vorteile zum Beispiel gegenüber Silizium bieten, wird es in Zukunft noch wichtiger. Die meisten Marktforscher schreiben Gallium allein in den 2020er-Jahren ein Nachfragewachstum von jährlich 7 bis 10 % zu.
Gallium wird vor allem als Nebenprodukt in der Aluminiumproduktion gefördert. Heißt: Wirtschaftlich am bedeutendsten ist derzeit die Gewinnung aus dem Alu-Erz Bauxit. Etwa 90 % des primären Galliums wird daraus gewonnen.
Europas prekäre Abhängigkeit von China
Das Problem: Die Produktion von Primärgallium ist stark auf China konzentriert. Nach Angaben der Deutschen Rohstoffagentur (DERA) wurden 2022 weltweit 550 Tonnen Primärgallium gefördert – und davon weit mehr als 90 % in der Volksrepublik. Zudem dominiert China auch das Angebot an hochreinem, raffiniertem Gallium.
Die Welt ist hier also massiv abhängig von der Gunst Chinas. Angesichts der Exportkontrollen ist das ein erheblicher Risikofaktor. Hinzu kommt, dass Peking erst im Dezember 2024 Exportverbote unter anderem bezüglich Gallium gegen die USA verhängt hatte. Die Ausfuhren nach Europa gehen zwar weiter, die Alarmglocken dürften unter anderem in Deutschland nun aber mehr denn je läuten.
Mischkonzern Metlen plant umfangreiche Gallium-Produktion in Griechenland
Umso besser, dass nun der griechische Player Metlen Energy & Metals SA nach vorne prescht. Der börsennotierte Konzern ist auf den Handel und die Verarbeitung von Energie- und Metallressourcen spezialisiert. Dabei geht es zum Beispiel um Stromproduktion aus Erdgas, Projekte zum Ausbau der erneuerbaren Energien sowie um die Produktion und Raffination von Metallen.
Im Fokus stehen nun die Bauxit-Minen und die Aluminiumproduktion von Metlen an der Küste der griechischen Provinz Böotien (Mittelgriechenland). Der Konzern will 295,5 Millionen Euro investieren, um an diesen Standorten eine umfangreiche Produktionslinie für Gallium aufzubauen. Der kritische Rohstoff lässt sich wie erwähnt aus Bauxit gewinnen. Die Gehalte sind allerdings sehr gering, weshalb eine Entnahme hochkomplex und energieaufwendig ist. Entsprechend hoch sind die Investitionen, die Metlen nun tätigen muss.
Gallium: Metlen will Importabhängigkeit Europas beenden
Das Projekt allerdings ist sehr vielversprechend. Metlen ist der einzige vollständig integrierte Bauxit-, Tonerde- und Aluminiumhersteller Europas. Entsprechend ist das Unternehmen dazu prädestiniert, auch beim Gallium den Ton anzugeben.
Das Management erwartet, dass die neue Produktionslinie neben zusätzlichem Aluminiumoxid rund 50 Tonnen Gallium pro Jahr hervorbringen könnte. Ab 2028 könnten dadurch sämtliche Galliumimporte Europas durch Metlen gedeckt werden, heißt es vom Konzern selbst.
Die Investition stärke die Selbstversorgung Europas mit kritischen Rohstoffen und die strategische Position Griechenlands, betonte Konzernboss Evangelos Mytilineos, der sogleich Hauptaktionär des milliardenschweren Unternehmens ist, das früher (vor Juni 2024) unter Mytilineos Holdings firmierte.
Die Chancen, dass das Projekt letztendlich gelingen wird, stehen derweil recht gut, wenngleich es Stolpersteine geben könnte. Dazu aber weiter unten mehr. Zunächst: Metlen hatte zuvor vor Ort bereits ein Pilotprojekt zur Gewinnung von Gallium erfolgreich in Betrieb genommen. Die Technologie also ist vorhanden. Außerdem dürfen die Griechen angesichts der strategischen Bedeutung der Galliumproduktion für Europa auch auf Unterstützung der EU hoffen.
Metlen-Aktie zunächst nur relativ wenig beeindruckt
Die Metlen-Aktie, die im folgenden Chart noch unter Mytilineos Holdings aufgeführt ist, konnte von der Meldung indes profitieren, wenngleich sich das Plus mit 4,5 % angesichts der Tragweite des neuen Projekts unterm Strich eher in Grenzen hielt (Stand: 22.01.2025, 10:30 Uhr, Börse Stuttgart).
Tatsächlich steht die Aktie seit einiger Zeit unter Druck, auch wegen der inzwischen gesunkenen Energie- und Gaspreise in Europa. Metlen besitzt mit Protergia Griechenlands größten privaten Stromversorger. Auf der anderen Seite sorgen die niedrigeren Stromkosten für Vorteile in der Aluminiumproduktion.
Wie wird China reagieren?
Dass die Aktie nun nach der Gallium-Meldung nicht stärker zulegen konnte, dürfte auch dadurch bedingt sein, dass die Börse offenbar noch Zweifel hegt, ob das Ganze letztendlich so profitabel sein wird, wie das Management dies andeutet.
Denn China wird ein genaues Auge auf das Projekt in Griechenland werfen und seine Strategie mitunter daran anpassen. Heißt: Die Volksrepublik könnte den Weltmarkt, darunter auch Europa, mit Gallium regelrecht fluten, um ein Überangebot zu initialisieren. In der Folge würde der Galliumpreis, der von europäischen Abnehmern bezahlt wird, noch einmal deutlich sinken. Metlen müsste sich dann mit chinesischen Dumpingpreisen herumschlagen, was die Profitabilität seines Projekts gefährden könnte.
Um dies zu umgehen, müsste die Politik in der EU chinesisches Gallium entweder mit hohen Zöllen belegen oder dieses gar vollständig aus der Importliste streichen. Das aber würde erst dann Sinn machen, wenn die Galliumproduktion von Metlen zuverlässig läuft. China jedenfalls könnte bereits vor Beginn der Produktion versuchen, Metlen frühzeitig aus dem Wettbewerb zu drängen. Entsprechend dürfte der Konzern in den nächsten Jahren viel finanzielle Sicherheit benötigen, auch aus Brüssel.
Mein Fazit für Sie
Die Aktie selbst ist meiner Meinung nach prinzipiell ein interessanter Titel – und das nicht nur wegen Gallium. Metlen ist ein wichtiger Treiber der erneuerbaren Energien und ein führender Player rund um das Energiewende-Metall Aluminium. Mit einer Dividendenrendite von stolzen 5,6 % und einem KGV von nur 6,6 ist die Bewertung zudem ansprechend (Stand: 22.01.2025, 10:30 Uhr).