EU stärkt heimischen Rohstoff-Sektor: Top-Chance für Sie!
Der EU wird gerne nachgesagt, dass deren Mühlen langsam mahlen. Doch geht es um die Rohstoffe, scheint der Staatenbund aktuell keine Zeit verlieren zu wollen. Vielleicht haben Sie es auch schon in den Medien gelesen: Der EU-Ministerrat, das EU-Parlament und die EU-Kommission haben sich kürzlich auf die Ausgestaltung des sogenannten Critical Raw Materials Act geeinigt.
Erst im März hatte die Kommission diese Initiative vorgeschlagen. Innerhalb weniger Monate ist der Critical Raw Materials Act nun also so gut wie in trockenen Tüchern. Für die EU ein Rekordtempo. Kein Wunder, gilt das Gesetzespaket doch als eines der wichtigsten geostrategischen Projekte für Europa – und nicht zuletzt auch für Sie als Anleger.
Wichtige Rohstoffe: Das plant die EU
Aber der Reihe nach: Das wichtigste Ziel des Critical Raw Materials Act ist die Diversifizierung der Rohstoffbeschaffung. Europäische Staaten sollen demnach unabhängiger von einzelnen Lieferanten werden. Dabei dürfte es vor allem um Länder gehen, deren Regierungen als zweifelhaft eingestuft werden und die ein hohes politisches Risiko offenbaren. Dazu zählen zum Beispiel Russland und China.
Konkret heißt das: Nicht mehr als 65 Prozent des EU-Bedarfs an besonders wichtigen Rohstoffen dürfen künftig von einem einzelnen Drittstaat bezogen werden. Die Regelung soll ab 2030 gelten und 17 als „strategisch“ eingestufte Rohstoffe betreffen. Zuvor hatte die EU eine Liste mit 34 „kritischen“ Rohstoffen erstellt, die Sie im Folgenden sehen können. Die gelbhinterlegten Rohstoffe zählen zur Kategorie „strategisch“:
Quelle: Rat der Europäischen Union (https://www.consilium.europa.eu/de/infographics/critical-raw-materials/)
Was deutlich wird: Alle diese Rohstoffe sind für das Funktionieren der Wirtschaft ausschlaggebend. Viele davon sind gar unabdingbar zur Bewältigung der Energiewende, zum Ausbau der Computertechnologie oder für Innovationen im militärischen Bereich.
Prekäre Abhängigkeit unter anderem von China
Gleichzeitig ist die EU bei diesen „strategischen“ Rohstoffen teils massiv abhängig von externen Staaten – etwa bei den Seltenen Erden, Nickel, Kobalt, Lithium, Silizium, Gallium und Germanium. Der Weltmarktführer China etwa hatte zuletzt schärfere Exportkontrollen unter anderem für Seltene Erden, Gallium und Germanium etabliert, die insbesondere für die Elektromobilität, Windkraftanlagen und die Chipproduktion wichtig sind. Die Versorgungssicherheit der EU steht also mehr denn je auf Messers Schneide.
Um der heimischen Wirtschaft zusätzliche Sicherheit zu verschaffen, soll zudem die Rohstoffförderung innerhalb der EU-Staaten intensiviert werden. Demnach müssen ab Anfang der 30er Jahre 10 Prozent des Primärbedarfs an „strategischen“ Rohstoffen in den Mitgliedsländern selbst gefördert werden. Und 25 Prozent des Bedarfs soll aus dem Recycling stammen. Für die Kapazitäten rund um die Verarbeitung liegt das Ziel indes bei 40 Prozent.
Genehmigungsverfahren: EU drückt aufs Tempo
Zur Bewältigung dieser Quoten will die EU wirtschaftliche Anreize schaffen und die Planungssicherheit der Unternehmen verbessern. Hierfür strebt Brüssel unter anderem zentrale Anlaufstellen für Wirtschaftsakteure an.
Nicht zuletzt sollen die Genehmigungsverfahren effizienter gemacht werden. Derzeit dauert es in der EU bis zu 15 Jahre von der Entdeckung von Mineralressourcen bis hin zur endgültigen Förderung. Diese enorm lange Zeitspanne soll künftig auf maximal 27 Monate reduziert werden. Die Frist für neue Verarbeitungs- und Recyclingkapazitäten soll indes bei 15 Monaten liegen.
Damit das gelingen kann, forciert die EU eine erhebliche Verkürzung unter anderem der Umweltprüfungen. Diese hatten die Genehmigungsprozesse in den letzten Jahren signifikant ausgebremst, auch weil lokale Bevölkerungsgruppen immer wieder Widerstand geleistet hatten.
Übrigens: Der Critical Raw Materials Act ist noch nicht gänzlich verabschiedet. Hierfür braucht es noch die ausdrückliche Bestätigung diverser EU-Instanzen. Experten sehen darin aber nur noch eine reine Formalität.
Mein Fazit für Sie: mögliche Profiteure
Als Anleger jedenfalls können Sie aus dem Maßnahmenpaket der EU interessante Schlüsse ziehen. So dürften jene Unternehmen profitieren, die innerhalb der Union Rohstoffe fördern, raffinieren oder recyceln. Der Clou: Da die Abnehmer künftig dazu gezwungen sein werden, bestimmte Mengen aus EU-Staaten zu beziehen, könnten die Anbieter Prämien für ihre Produkte verlangen. Das würde die Gewinnmargen der jeweiligen Rohstoffunternehmen beflügeln.
Zu den möglichen Profiteuren zählen Imerys (Lithium aus Frankreich), Vulcan Energy (Lithium aus Deutschland), First Quantum Minerals (Kupfer aus Spanien), Norsk Hydro (Aluminium aus mehreren europäischen Ländern) und Umicore (Metallrecycling u.a. in Belgien und Deutschland).
Beachten Sie außerdem, dass EU-Abnehmer ihre Lieferungen von nicht EU-Staaten diversifizieren müssen. Bei den Seltenen Erden zum Beispiel dürfen die Abnehmer ab 2030 nur noch begrenzt in China einkaufen. Davon werden nicht-chinesische Anbieter profitieren – wie zum Beispiel Lynas Rare Earths (Australien).