JP Morgan durchdenkt den Ernstfall: Wie realistisch sind die Blackout-Szenarien?

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Droht Deutschland der Blackout? Zumindest gibt es nun offenbar erste Unternehmen, die sich auf ein solches Szenario ernsthaft vorbereiten. So hat die US-Großbank JP Morgan wohl einen Notfallplan entwickelt, wie auf einen etwaigen großflächigen Stromausfall in Deutschland reagiert werden könnte.

Blackout-Szenario trifft blanken Nerv

Demnach sollen Beschäftigte der Bank in einem solchen Fall von Frankfurt abgezogen und an den Finanzplatz in London verlagert werden. Solche Wechsel seien grundsätzlich von und zu jedem Standort möglich, man bereite sich auf alle Eventualitäten vor, hieß es zur Erklärung.

Doch das Blackout-Szenario trifft einen Nerv, der in Deutschland zunehmend blank liegt dieser Tage. Erst vor wenigen Tagen hat Russland seine Gaslieferungen durch die Ostseepipeline Nord Stream 1 vollständig eingestellt. Zuvor waren die Lieferungen bereits mehrere Monate stark gedrosselt gewesen.

Russland stoppt Gaslieferungen über Ostseepipeline

Offiziell begründet Moskau den Schritt mit technischen Problemen, doch allen Beteiligten dürfte klar sein, dass es in erster Linie um politische Machtspiele geht. Russland verlangt von westlichen Staaten eine Abkehr der beschlossenen Sanktionen im Gegenzug für eine Wiederaufnahme der Gasversorgung – wohlwissend, dass man damit zum jetzigen Zeitpunkt und angesichts der nach wie vor angespannten Lage in der Ukraine kaum Erfolg haben wird.

Um einem akuten Notstand vorzubeugen, wollte der Bund eigentlich seine Gasspeicher bis Anfang November zu 95 Prozent auffüllen. Diese Zielvorgabe gerät nun ins Wanken angesichts der ausbleibenden Gaslieferungen aus Russland. Auch Notfallpläne wie etwa ein Reservebetrieb zweier Atomkraftwerke, der dieser Tage diskutiert wird, scheinen wenig ausgereift.

Russische Staatskasse profitiert von hohen Gaspreisen

Energiespartipps der Bundesregierung werden zwar zum Teil belächelt, sie könnten aber in den kommenden Monaten der kälteren Jahreszeit an Bedeutung gewinnen für Verbraucher, die schon jetzt unter den stark gestiegenen Energiepreisen ächzen.

In Russland wird derweil überschüssiges Gas verbrannt – dort sind die Speicher prall gefüllt. Gleiches gilt für den Staatshaushalt, der wegen der westlichen Sanktionen unter Druck geraten war. Weil der russische Staat einen großen Anteil an Energiekonzernen wie Gazprom hält, lässt sich darüber die Kasse dieser Tage locker aufbessern.

Gazprom mit Rekordgewinn – Uniper in existenzieller Schieflage

So verbuchte Gazprom im ersten Halbjahr unterm Strich einen Gewinn von umgerechnet gut 41 Milliarden Euro. Im Gesamtjahr 2021 hatte der Gewinn noch bei nicht einmal 28 Milliarden Euro gelegen. Erstmals in seiner Geschichte soll der Konzern nun eine Zwischendividende ausschütten. Dabei sollen die Anteilseigner mit knapp der Hälfte der Gewinne bedacht werden, umgerechnet etwa 20 Milliarden Euro sollen ausgeschüttet werden. Rund 10 Milliarden davon würden direkt in der russischen Staatskasse landen. Eine außerordentliche Hauptversammlung Ende September soll die Zahlung auf den Weg bringen.

Gänzlich umgekehrt läuft die Entwicklung dagegen beim deutschen Gasimporteur Uniper. Während Gazprom von den exorbitant gestiegenen Gaspreisen profitiert, geriet der deutsche Versorger in Existenznöte und verbuchte für das erste Halbjahr einen Verlust von 12 Milliarden Euro. Staatliche Hilfsmilliarden wurden bereits auf den Weg gebracht, im Herbst wird der Bund voraussichtlich als Anteilseigner einsteigen, um Uniper vor der Pleite zu retten. Uniper ist für etwa ein Drittel der Gasversorgung in Deutschland verantwortlich und beliefert unter anderem zahlreiche Stadtwerke.