Ist das der Beginn einer großen Erholung?
Rhodium war vor ein paar Jahren noch mit 10.000 US-Dollar pro Feinunze das teuerste Edelmetall der Welt.
Doch dann stand es entlang der übrigen Metallpreise derart unter Druck, dass es inzwischen weit unter die 1.000 US-Dollar-Marke gesunken ist. Dieses Preisniveau deckt allerdings nicht einmal mehr die durchschnittlichen Förderkosten.
Dabei befindet sich der Rhodium-Markt schon seit Jahren primär im Defizit. Schätzungen gehen davon aus, dass sich dieses Defizit mindestens bis 2020 hinziehen wird.
Rhodium-Preisentwicklung seit Anfang Februar in USD/Unze
Quelle: infomine.com
Ist das der Beginn einer groß angelegten Erholung? Seit Anfang Februar hat der Preis um rund 10% zugelegt.
Zwei Faktoren erschweren kurzfristig eine starke Erholung
Die Nachfrage nach Rhodium ist derzeit durchaus hoch. Eine robuste Nachfrage aus der Automobilindustrie erhält Rückenwind durch das aktuell niedrige Preisniveau, welches viele Konsumenten (auch aus der chemischen Industrie) dazu nutzen sich günstig einzudecken. Das bedeutet, dass die Rhodium-Verbraucher mittel- bis langfristig durchaus höhere Preise erwarten.
Das aber ruft auch die Recycler auf den Plan.Während primär, also aus den Minen kaum mit einer Erhöhung des Angebots zu rechnen ist, bereitet sich die Recycling-Industrie darauf vor, die Lücke im Primärmarkt zu schließen.
Dies könnte kurzfristig einer starken Erholung noch im Wege stehen, langfristig allerdings nicht, denn die Lagerbestände sind niedrig. Das wird sich angesichts des knappen Nachschubs aus den Minen nicht so schnell ändern.
Aber es gilt jetzt noch einen weiteren Faktor zu bedenken. Auch wenn die Investmentnachfrage im Vergleich zu den anderen Nachfragesektoren wie der Automobilindustrie gering ist, so könnte doch ein Schließen des Rhodium-ETC der Deutschen Bank dazu führen, dass temporär mehr Angebot auf den Markt kommt.
Außerdem fällt damit ein Nachfragefaktor mit viel Zukunftspotenzial weg, an den durchaus hohe Erwartungen für die künftige Entwicklung geknüpft sind. Langfristig wird auch der Wegfall des DB Rhodium-ETC keine Rolle mehr spielen, denn die Standard Bank hat bereits im Dezember einen eigenen Rhodium-ETF lanciert und weitere Banken werden früher oder später diesem Beispiel folgen.
Überdies nehmen immer mehr Investoren physisches Metall vom Markt durch den Kauf von Barren. Doch kurzfristig könnte natürlich ein Schließen des DB ETC einer weiteren Erholung im Weg stehen – egal wie vorsichtig die Deutsche Bank ihren „Soft Close” vorbereitet.
Doch diese beiden Faktoren wirken nur kurzfristig auf den Markt. Langfristig zeichnet der Rhodium-Markt ein Bild, das deutliche höhere Preise erforderlich macht.
Rhodiumpreis muss langfristig steigen
Der weltweit größte Produzent von Rhodium ist, wie bei Platin, Südafrika. Das ist kein Wunder, denn Rhodium fällt in der Regel als Nebenprodukt bei der Platinförderung ab. Südafrika produziert rund 84 % des weltweiten Minenangebots.
Als das Land vor einigen Jahren unter Stromausfällen litt, fiel die südafrikanische Rhodium-Produktion in 2008 um 17,5 % gegenüber 2007 auf 574.000 Unzen. Das weltweite Minenangebot knickte damit um 15,6 % ein und der Rhodiumpreis schoss bis Mitte 2008 auf 10.000 USD pro Unze.
Rhodiumpreis langfristig
Quelle:infomine.com
In den letzten Jahren schon sorgten die massiven Streiks in Südafrikas Minen für Förderausfälle und ein Defizit in Höhe von 72.000 Unzen – leider im falschen Marktumfeld und ohne nennenswerte Konsequenzen für den Rhodiumpreis.
Doch die südafrikanische Minenindustrie hat riesige Probleme, erst Recht, nachdem man sich nun auf Lohnerhöhungen geeinigt hat. Die Kosten der südafrikanischen Minenproduktion laufen damit derart aus dem Ruder, dass auf Sicht der kommenden Jahre mit einer rückläufigen Produktion zu rechnen ist.
Schon jetzt werden Minen dicht gemacht, Projekte auf Eis gelegt, von neuen Investitionen spricht in Südafrika niemand mehr.
Schon gar nicht, wenn es um die Förderung von Rhodium geht. Denn die ist so teuer, dass mittlerweile wohl niemand mehr auch nur eine Unze aus dem Boden holen würde, wenn das Metall nicht als Nebenprodukt beim ebenfalls viel zu günstigen Platin gefördert würde.
Rhodium: Kosten der Förderung liegen über dem Erlös
Quelle: Lonmin
Dies ist eine Übersicht über die totalen Cash-Kosten der südafrikanischen Minen. Im Durchschnitt liegen die Kosten bei fast 1.100 US-Dollar pro Feinunze. Und selbst Simbabwe fördert nur zu knapp unter 900 US-Dollar.
Fazit zum Rhodium
Mit einem Rhodiumpreis unter 900 US-Dollar und selbst einem Platinpreis von unter 1.000 US-Dollar ist es nur noch eine Frage der Zeit, bis die südafrikanischen Minen der Reihe nach aus dem Markt verschwinden. Sowohl für den Platinmarkt, aber vor allem für den Rhodiummarkt würde dann die größte Angebotsquelle versiegen.
Aktuell mag sich die Weltwirtschaft zwar mal wieder auf einem schweren Pfad befinden. Dennoch erweist sich die Nachfrage nach Rhodium sowohl aus der Automobilindustrie, als auch seitens der chemischen und der Glasindustrie als zumindest robust.
Wenn Sie sich noch einmal den Chart von oben vergegenwärtigen, dann erkennen Sie, dass der Rhodiummarkt wahrhaftig fantastische Preissprünge bietet. Das liegt vor allem daran, dass der Markt im Vergleich zu Märkten wie dem Platin- oder gar dem Goldmarkt verschwindend klein ist.
Während der Platinmarkt ein jährliches Volumen von fast 13 Mrd. US-Dollar erreicht, schafft es der Rhodiummarkt gerade einmal auf knapp 1 Mrd. US-Dollar. Der Goldmarkt erreicht sogar ein Volumen von über 200 Mrd. US-Dollar.
Die Vergangenheit zeigt: Wenn der Markt plötzlich in eine Verknappung fällt, dann können sich die Preise innerhalb von 4 Jahren schon einmal verzehnfachen. Mit solch einer sprunghaften Verteuerung im Rhodiummarkt rechnet derzeit zwar niemand, aber mit höheren Preisen, die zumindest die Kosten der Förderung decken dagegen schon.