Was macht eigentlich Platin? Eine Analyse
- Platinpreis hält die Unterstützung und könnte bald neue Widerstände erobern
- Defizite im physischen Platinmarkt
- Der Faktor Russland darf nicht außer Acht gelassen werden
- Die Nachfrage nach Platin steigt
- Der große Nachfrage-Kick nimmt aber erst Fahrt auf: Wasserstoff und Hybrid
- Fazit: Platin aktuell überaus interessant
Rezessionssorgen haben den Platinpreis in diesem Jahr belastet. Diese und die herben Verluste in anderen Märkten führten zu deutlichen Abflüssen aus den globalen Platin-ETFs. Dem World Platinum Investment Council (WPIC) zufolge sind zwischen April und Juni 89.000 Unzen Platin aus den ETF-Märkten abgeflossen. Das WPIC erwartet für das gesamte Jahr 2022 einen Rückgang der ETF-Bestände um 550.000 Unzen.
Also insgesamt trübe Aussichten? Nicht so voreilig…
Platinpreis hält die Unterstützung und könnte bald neue Widerstände erobern
Quelle: stockcharts.com
Abwärts ging es in diesem Jahr entlang der übrigen Märkte. Doch seit Anfang September gibt es höhere Tiefs und der Platin-Preis hält sich seit Anfang Oktober über der Unterstützung nahe der 50-Tage-Linie. Wenn der nächste Widerstand, die 200-Tage-Linie nach oben gebrochen werden kann, ist dies ein starkes Signal für die Fortsetzung der Aufwärtsbewegung.
Defizite im physischen Platinmarkt
Laut dem vierteljährlichen Platinausblick des WPIC verzeichnete das Edelmetall im zweiten Quartal einen Überschuss von 349.000 Unzen, aufgrund der ETF-Abflüsse. Trotz des wachsenden Überschusses ist der physische Markt jedoch überaus angespannt.
Die anhaltend hohen Lease Rates für Platin – inzwischen die höchsten seit zehn Jahren und sogar höher als während des Höhepunkts der Pandemie, als der Materialtransport äußerst schwierig war – zeichnen ein ganz anderes Bild als die ETF-Abflüsse vermuten lassen. Sie sind ein ganz klarer Hinweis auf einen Mangel an physischem Metall im Markt. Und diese angespannte Lage im physischen Platinmarkt trifft auf ein eingeschränktes Minen- und Recyclingangebot.
Der Faktor Russland darf nicht außer Acht gelassen werden
Russland ist der zweitgrößte Platinförderer der Welt und besonders wichtig für die Versorgung Europas. Spätestens seitdem der Branchenverband LBMA den Handel mit russischen Goldbarren in London und Zürich ausgesetzt hatte und im russischen Staatsbesitz befindliche Platin- und Palladium-Raffinerien von der Handelsliste des Schwesterverbandes LPPM gestrichen wurden, versuchen Käufer, Metall aus russischen Quellen zu meiden. Unternehmen mit laufenden Kaufverträgen dürfen laut WPIC die Verträge mit russischen Gegenparteien nicht verlängern. Dies trägt zur Verknappung im physischen Markt bei und sichert die Preise nach unten ab.
Die Nachfrage nach Platin steigt
Gemäß Daten des WPIC steigt die Nachfrage nach Barren und Münzen in Nordamerika auf auch ein neues Hoch seit der Corona-Pandemie von 292.000 Unzen.
Auch die Nachfrage seitens der Automobilindustrie steigt wieder. Laut WPIC legte diese im zweiten Quartal um 8 % zu. Der Grund dafür sind höhere Fahrzeugproduktionsmengen, höhere Platinbeladungen in Abgasnachbehandlungssystemen für schwere Nutzfahrzeuge, insbesondere in China, und die verstärkte Verwendung von Platin anstelle von Palladium in leichten Benzinfahrzeugen.
Der große Nachfrage-Kick nimmt aber erst Fahrt auf: Wasserstoff und Hybrid
Platin wird als Katalysator bei der Produktion, Speicherung, dem Transport und der Anwendung von Wasserstofftechnologien verwendet. Die Entwicklung der Wasserstoffenergieindustrie hat die Nachfrage nach Platin und Metallen der Platingruppe bereits jetzt angekurbelt.
Der wichtigste Wegbereiter auch hier ist wieder einmal China. Das Land ist der größte Markt für Metalle der Platingruppe und macht mehr als 30 % der weltweiten Nachfrage aus. Und China setzt stark auf Wasserstoff. Dank der mittel- und langfristigen Pläne des Landes zur Entwicklung der Wasserstoffenergieindustrie und des Wachstums des Marktes für Wasserstoff-Brennstoffzellenfahrzeuge wird die Verwendung solcher Metalle in Zukunft noch deutlich weiter steigen. Das lässt sich China, welches die Wasserstoffindustrie direkt unterstützt, auch einiges kosten. Der Sektor hat seit dem ersten Halbjahr 21 Kapitalbeteiligungen im Wert von 1,6 Milliarden CNY (220 Millionen USD) erhalten, was laut Daten des Wirtschaftsprüfers KPMG einen Anstieg von 137 % im Vergleich zum Vorjahr bedeutet.
Und das ist noch nicht alles, angesichts der Tatsache, dass auch in Hybrid-Motoren Platin verbaut wird. Und zwar 15 % mehr als in herkömmlichen Verbrennungsmotoren.
Platin ist demnach ein Metall, das unabdingbar ist für die Erreichung von Klimazielen und grüner Kehrtwende.
Fazit: Platin aktuell überaus interessant
Die fundamentale Ausgangslage spricht klar für steigende Platinpreise, auch der Chart sieht aktuell vielversprechend aus. Platin ist derzeit eine der interessantesten Spekulationen. Investieren können Sie mittels ETF, traden mittels Optionsscheinen oder handeln über Aktien.