Droht eine Ölkrise?

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Russland war der drittgrößte Ölförderer der Welt und der zweitgrößte Exporteur. Das Land lieferte fünf Prozent des weltweiten Ölverbrauchs und zehn Prozent der raffinierten Ölprodukte – also Benzin und Diesel.

Dass Russland als Öllieferant wegfallen könnte, hätte sich 2021 kaum jemand vorstellen können. Dann griff Russland 2022 die Ukraine an. Ein Öl-Embargo rückte in den Fokus, weil Russland mit Öl gutes Geld machte. Geld, das zur Finanzierung des Kriegs gebraucht wurde. Noch im Jahr 2022 beschloss die EU ein Teil-Ölembargo gegen Russland.

Die Ukraine hätte lieber ein umfangreicheres Embargo gesehen, fand sich jedoch zunächst mit dieser Lösung ab. Nun ist der Streit um den Transport von russischem Öl über ukrainisches Territorium eskaliert.

Ukraine dreht russischem Mineralölkonzern den Hahn zu

Schon im Juni hatte die Ukraine den Transport von russischem Öl des Konzerns Lukoil durch die Druschba-Pipeline verboten. Andere Exporteure durften die Pipeline weiter nutzen. Trotz der Sanktionen gegen Lukoil lief der Transport zunächst weiter, aber seit letzter Woche ist Schluss. Ungarn und die Slowakei meldeten, dass sie kein Lukoil-Öl mehr über die Pipeline erhielten. Beiden Ländern droht nun eine Energiekrise. Es könnte zu Stromausfällen und Treibstoffknappheit kommen.

Besonders dramatisch ist die Lage für Ungarn. Experten schätzen, dass Ungarn 70 Prozent seiner Ölimporte aus Russland erhält, die Hälfte davon stammt vom Konzern Lukoil. Diese wichtige Quelle ist nun versiegt.

Warum das Verhältnis zwischen Ungarn und der Ukraine angespannt ist

Das Verhältnis zwischen Ungarn und der Ukraine war zuletzt extrem angespannt, weil Ungarns Ministerpräsident Viktor Orbán nach Moskau reiste, um sich mit dem russischen Präsidenten Wladimir Putin zu treffen. Orbán sprach von einer „Friedensmission“, welche in Kiew begann und dann nach Russland führte. Nach dem Treffen mit Putin reiste Orbán noch nach China, um mit Staatschef Xi Jinping zu sprechen. Zudem wurde der ehemalige US-Präsident Donald Trump besucht. Die Reisen erfolgten ohne Abstimmung mit der EU oder der ukrainischen Regierung. Momentan ist bezüglich der neuen Öl-Krise keine Entspannung in Sicht.

Gegenüber dem US-Portal „Politico“ sagte die ukrainische Politikerin Inna Sowsun: „Wir warten seit über zwei Jahren darauf, dass die EU und die G7 echte Sanktionen gegen russisches (Pipeline-)Öl einführen.“ Es sei „absurd“, dass Russland erlaubt werde, Öl durch die Ukraine zu transportieren und mit dem so eigenommenen Geld seinen Angriffskrieg zu finanzieren.