Diamanten-Krise? Dieser Big Player lässt sich nicht beirren!
Auch der Markt rund um die Edelsteine hatte im letzten Jahr Abstriche machen müssen. Schauen Sie sich hierzu diesen Chart an:
Quelle: IDEX (http://www.idexonline.com/diamond_prices_index)
Der Chart bildet einen Index ab, der die Preisentwicklung verschiedener Sorten von geschliffenen Diamanten zusammenfasst. Deutlich wird der beachtliche Preisverfall im Jahr 2023. Die Gründe für den Rückgang sind freilich vielfältig. Neben der gestiegenen Lebenshaltungskosten und Inflation, die die Schmuck-Nachfrage in manchen Ländern negativ beeinflusste, waren vor allem die hohen Zinsen für die Schwächephase verantwortlich. Diese hatten bewirkt, dass zinslose Assets wie Diamanten-Schmuck an Attraktivität gegenüber festverzinslichen Anlagevehikeln einbüßten.
Diamantenmine in Botswana: De Beers forciert milliardenschweren Untertagebau
Immerhin: Da für 2024 inzwischen fest mit Zinssenkungen gerechnet wird, erholte sich auch der Diamantenmarkt im Herbst etwas, wie Sie im Chart sehen können. Potenzial scheinen die funkelnden Steine jedenfalls nach wie vor zu bieten. Das zeigt nun eine neue Meldung des wichtigsten Akteurs: De Beers. Das Unternehmen ist eine Tochterfirma des Bergbaugiganten Anglo American und sowohl in der Produktion als auch im Handel mit Abstand der Weltmarktführer. Eine beachtliche Machtstellung, die De Beers nun offenbar absichern will.
Wie die Anglo-Tochter kürzlich bekannt gab, werde sie rund eine Milliarde US-Dollar in die Hand nehmen, um ihre Flaggschiff-Mine Jwaneng in Botswana auszubauen. Demnach soll die Lebensspanne des Standorts durch einen Untertagebau signifikant verlängert werden. Die Investition soll unter anderem in den Bau einer neuen Bohrplattform fließen, um Probeentnahmen vor Ort zu erleichtern. Aber auch die für den Untertagebau nötige Infrastruktur soll mit dem Geld errichtet werden. Noch im Mai 2024 werden laut De Beers die ersten Arbeiten beginnen. Diese sollen die Grundlage schaffen, um später in zwei Phasen den Abbau zu forcieren.
Jwaneng-Mine auch für den Staat Botswana das Zünglein an der Waage
Hintergrund: Die Diamantenmine Jwaneng ist seit 1982 in Betrieb. Operateur des Standorts ist das Unternehmen Debswana. Dabei handelt es sich um ein 50/50-Joint-Venture von De Beers und dem Staat Botswana. Jwaneng hat seit der Inbetriebnahme Anfang der 80er Jahre pro Jahr rund 11 Millionen Karat hervorgebracht. Das Bergwerk gilt als wichtigster Standort der Anglo-Tochter. Entsprechend gravierend ist dessen Bedeutung auch für die botswanische Volkswirtschaft. Jwaneng ist für etwa ein Fünftel des dortigen Bruttoinlandsprodukts verantwortlich.
Das Problem: Die bislang erschlossenen Lagerstätten vor Ort neigen sich dem Ende zu. Deshalb will De Beers mit Unterstützung der botswanischen Regierung nun in die Tiefe graben und schließlich neue Diamantenressourcen ausbeuten. Durch den Untertagebau könnten pro Jahr bis zu 9 Millionen Karat produziert werden.
Anglo-Tochter betont rückläufiges Angebot
Das Management begründet die Milliardeninvestition unter anderem mit einer sich abzeichnenden Verknappung auf dem Diamantenmarkt. „Das weltweite Angebot an natürlichen Diamanten sinkt, sodass die Weiterentwicklung des Untergrundprojekts Jwaneng neuen Wert für Investoren schafft, neue Technologien in das Land bringt, neue Fähigkeiten für unsere Mitarbeiter schafft und Kunden auf der ganzen Welt neue Edelsteine bietet“, betonte der CEO von De Beers, Al Cook.
Die Muttergesellschaft Anglo American hatte im ersten Halbjahr 2023 einen deutlichen Gewinneinbruch ihrer Tochter einräumen müssen. So fielen die erzielten Preise im Diamantengeschäft um 23 Prozent – das Betriebsergebnis EBITDA wegen der gleichzeitig deutlich gestiegenen Kosten gar um 63 Prozent.
Mein Fazit für Sie
Interessant ist, dass sich der Markt derzeit inmitten eines Paradigmenwechsels befindet. Im Mittelpunkt stehen im Labor gezüchtete Diamanten, die wesentlich günstiger zu haben sind. Diese unterscheiden sich optisch und haptisch oftmals kaum noch von „echten“ Diamanten und erfreuen sich deshalb wachsender Beliebtheit. In der Folge sinkt die Nachfrage nach natürlichen Diamanten und damit auch deren Wertperspektive. Auch dieser Effekt könnte den Preisverfall im letzten Jahr begünstigt haben.
Besonders kurios: De Beers ist einer der Vorreiter im Bereich der Diamantensynthese und kannibalisiert dadurch ein Stück weit sein Traditionsgeschäft mit den natürlichen Edelsteinen. Auf der anderen Seite öffnet sich der Big Player damit der Zukunft. Gerade junge Schmuckkäufer achten bisweilen sehr genau auf den Preis und bevorzugen oftmals die synthetische Variante.