Wind-Aktien: Deutschland kommt nicht vom Fleck!
Die Windkraft soll eine tragende Säule der deutschen Energiewende werden. Schließlich will die Bundesregierung den Anteil der erneuerbaren Energien am Stromverbrauch bis 2030 auf 65 Prozent erhöhen. Das aber ist noch ein weiter Weg, wie Sie gleich feststellen werden.
Derzeit ist die Windkraft als wichtigste erneuerbare Energie gerade einmal für 15 Prozent der deutschen Stromversorgung verantwortlich. Sie merken, Deutschland muss also in den kommenden Jahren deutlich die Zügel anziehen.
Eigentlich sollte die deutsche Windbranche deshalb in Jubelstimmung sein. Doch die Aktienkurse der entsprechenden Konzerne bilden dies momentan nicht ab – zumindest nicht in der eigentlich erwartbaren Stärke.
Der Windkraftanlagenbauer Nordex etwa kommt seit Monaten nicht wirklich vom Fleck, ähnlich wie die Siemens-Energy-Tochter Gamesa. Diese hat dem Energiekonzern zuletzt gar die Bilanz verhagelt.
Windkraft in Deutschland: Bürokratie und hohe Rohstoffpreise bremsen
Aber woran hapert es hierzulande? Nun, wie so oft sorgen bürokratische Hürden für Probleme. Matthias Zelinger vom Verband Deutscher Maschinen- und Anlagenbauer (VDMA) machte sich kürzlich gegenüber der ARD Luft. Demnach sorgen Themen wie Flächenplanung, Abstandsregelungen und Naturschutz für erhebliche Verzögerungen bei den Genehmigungen.
Das sei ein großer Haken, so Zelinger. Gleichzeitig gebe es je nach Region und Bundesland unterschiedliche Genehmigungsverfahren. Kein Wunder also, dass Unternehmen mit Investitionen in Deutschland eher zurückhaltend sind. Für uns Anleger ist das natürlich keine gute Ausgangslage.
Doch es ist nicht nur die Bürokratie, die aktuell ausbremst. Auch die Rohstoffpreise belasten. Ein Windrad etwa braucht große Mengen an Stahl, dessen Preis in diesem Jahr deutlich gestiegen ist. Firmen wie Nordex oder Gamesa müssen somit mit hohen Kosten zurechtkommen, was den Aktien freilich nicht gut bekommt. Neben Stahl sind auch Materialien wie Beton teurer geworden – und auch die Transportkosten zum Aufbauort des Windrads.
Bürgerwiderstand
Nicht zuletzt ist auch die Bevölkerung hierzulande nicht gerade begeistert von den Windrädern, zumindest wenn sie nahe des eigenen Vorgartens platziert werden sollen. Das ist natürlich verständlich, für die Unternehmen sind solche Bürgerproteste wiederum ein Graus. Viele heimische Firmen setzen deshalb inzwischen auf Investitionen ins Ausland, wo die Geschäfte mitunter wesentlich unkomplizierter laufen.
Viel Windkraft im Norden – wenig im Süden
Und dann gibt es auch noch das berühmte Nord-Süd-Gefälle. Allein die Küstenländer Niedersachsen und Schleswig-Holstein vereinen 43 Prozent der staatlichen Zuschläge auf sich. Das ist ein Problem.
Denn: Der anhaltende Zubau im Norden bei gleichzeitiger Stilllegung von Kohle- und Atomkraftwerken im Süden erhöht den Transportbedarf im deutschen Stromnetz, was die Energiewende zunehmend ineffizient macht.
Das hat, Sie werden es vielleicht schon ahnen, auch Auswirkungen auf einen weiteren wichtigen Faktor: den Wasserstoff. Gerade in Baden-Württemberg und Bayern sollen in den kommenden Jahren etliche Wasserstoffprojekte forciert werden. Um ökologisch sinnvoll zu sein, muss dieser aber aus erneuerbaren Energien gewonnen werden – am besten in der Nähe.
Deutschland steht sich selbst im Weg
Mein Fazit für Sie: Deutschland muss in den 20er Jahren ordentlich aufs Gas drücken, um die Ziele bei den Erneuerbaren zu erreichen. Momentan aber steht sich das Land hier selbst im Weg. Politik und Gesellschaft müssen aufpassen, dass die Unternehmen bzw. Investoren Deutschland nicht den Rücken kehren.