Airlines zünden SAF-Turbo: Das sollten Sie jetzt wissen!
Es sind drei Buchstaben, die die Zukunft des Luftverkehrs prägen sollen: SAF. Hinter dem Akronym steht der Begriff Sustainable Aviation Fuel – also nachhaltiger Flugtreibstoff. Heute wollen wir diesem Mega-Markt auf den Grund gehen. Für Sie als Anleger bieten sich hier nämlich interessante Erkenntnisse.
Warum ist SAF so vielversprechend?
Zunächst zum Verständnis: SAF ist in erster Linie ein Oberbegriff für sämtliche Flugkraftstoffe, die anders als konventionelles Kerosin ohne die Verwendung von fossilen Ausgangsmaterialien wie Erdöl produziert werden. Im Prinzip bieten SAFs zwei ausschlaggebende Vorteile.
Erstens: Sie ermöglichen je nach Variante erhebliche Klimavorteile gegenüber herkömmlichem Flugsprit. Zwar werden bei der Verbrennung von SAFs in Flugzeugen ebenfalls unter anderem CO2 emittiert. Bei der Produktion dieser Treibstoffe wird allerdings weniger neues CO2 in die Atmosphäre gespeist, was den Klimafußabdruck unterm Strich signifikant verbessert.
Zweitens: SAFs lassen sich aller Regel nach in bestehenden Flugzeugen verwenden. Die Maschinen müssen also nicht aufwendig umgerüstet werden, um die nachhaltigen Treibstoffe zu tanken.
Derzeit werden die SAF-Stoffe vor allem konventionellem Kerosin beigemischt. Dadurch verbessert sich bereits die CO2-Bilanz der entsprechenden Flugzeuge. Im Großen und Ganzen aber spielen die nachhaltigen Kraftstoffe bislang eher kaum eine Rolle. Die Lufthansa Group etwa hatte 2022 insgesamt 13.000 Tonnen SAF eingesetzt. Das waren nur knapp 0,2 % des Treibstoffverbrauchs des Konzerns.
Biogenes SAF vs. synthetisches SAF
Der mit sehr großem Abstand größte Teil des SAF-Markts umfasst aktuell die Herstellung aus biogenen Reststoffen. Dabei wird alten Speiseölen und Fetten das Wasser entzogen und die Biomasse anschließend in geeignete Kohlenwasserstoffketten umgewandelt. Zum Schluss erfolgt die Raffination zu nachhaltigem Flugkraftstoff. Im Bild sehen Sie die Prozessschritte:
Quelle: Lufthansa (https://www.lufthansagroup.com/de/verantwortung/klima-umwelt/sustainable-aviation-fuel.html)
Darüber hinaus forschen etliche Unternehmen aktuell an weiteren SAF-Varianten. Ein prominentes Beispiel ist das sogenannte eSAF, das per Power-to-Liquid-Verfahren synthetisch aus Öko-Strom, Wasser und CO2 produziert werden kann. Noch befindet sich diese Technologie im Entwicklungsstadium und ist längst nicht marktfähig – vor allem weil das damit hergestellte SAF noch viel zu teuer ist. Biogenes SAF aus Altölen ist bereits deutlich preisintensiver als herkömmliches Kerosin. Beim eSAF ist die Preisdiskrepanz noch wesentlich größer.
Politische Vorgaben setzen Airlines unter Druck
Deswegen wird SAF aber wohl nicht scheitern. Der Grund: Die Politik zwingt die Airlines praktisch, gewisse Quoten SAF in ihrer Treibstoffbilanz vorzuweisen – und das mit steigender Tendenz. Die Fluggesellschaften müssen also in den nächsten Jahren immer mehr SAF beimischen, um Strafen zu entgehen. Das gilt übrigens nicht nur für die EU, sondern auch für einige andere Märkte und Regionen.
Die höheren Kosten für SAF-Flüge dürften dann schlussendlich den Passagieren in Rechnung gestellt werden. Bei der Lufthansa etwa können bereits heute Kunden spezielle Flüge mit SAF-Beimischung gegen einen Aufpreis buchen, um damit nicht nur ihr „grünes Gewissen“ zu pflegen, sondern auch ihre CO2-Bilanz zu verbessern – was gerade für Firmenkunden wirtschaftlich interessant ist.
Airlines zünden SAF-Turbo: ein Überblick
Kein Wunder also, dass die Branchenakteure alle Hebel in Bewegung setzen, um sich den nachhaltigen Treibstoff zu sichern. Hier ein kurzer Überblick zu den jüngsten Aktivitäten (zusammengestellt von Reuters):
- Air France (4,7 Mio. USD Investition in SAF-Produktionsanlage von DG Fuels in den USA)
- Air France (Absichtserklärung mit Energiekonzern OMV zur umfangreichen Lieferung von SAF)
- Easyjet (SAF-Liefervertrag mit Q8 Aviation)
- Finnair (192 Millionen USD schwerer SAF-Liefervertrag mit Gevo)
- IAG (785.000 Tonnen umfassender eSAF-Liefervertrag mit Twelve)
- Icelandair (45.000 Tonnen umfassende Absichtserklärung mit grünem Wasserstoffentwickler Idunn H2)
- Lufthansa (Absichtserklärung mit Spezialchemiefirma HCS Group mit jährlichem Volumen von 60.000 Tonnen)
- Lufthansa (Kooperation mit OMV, 2023 bis 2030 insgesamt 800.000 Tonnen SAF)
- Norwegian Air (Partnerschaft mit Norsk e-Fuel)
- Ryanair (SAF-Liefervertrag mit Shell, 360.000 Tonnen bis 2030, weitere SAF-Lieferverträge mit Repsol und Neste)
- Virgin Atlantic (SAF-Lieferverträge mit Neste und Gevo)
Sie sehen also: Die Airlines haben die Zeichen der Zeit erkannt und investieren kräftig in höhere SAF-Volumina. Die Lufthansa Group etwa will in den kommenden Jahren weltweit bis zu 250 Millionen USD in die Beschaffung von nachhaltigem Treibstoff investieren. Schon heute gilt der deutsche Konzern als fünftgrößter Abnehmer.
Wer profitiert? OMV verkauft bereits SAF-Zertifikate
Profiteure dieses Mega-Markt sind natürlich in erster Linie die Hersteller von SAF-Produkten. In der Liste sehen Sie auf der Lieferantenseite einige bekannte Aktien wie Shell, OMV und Neste. OMV etwa verkauft inzwischen auch Zertifikate für nachhaltigen Flugtreibstoff und baut sich damit eine zusätzliche Einnahmequelle auf.
Über die neue Geschäftseinheit „SAF Business Solutions“ werden Kunden Zertifikate angeboten, um deren Klimabilanz indirekt zu verbessern (Scope 3). Hierfür kooperieren die Österreicher mit der Organisation RSB, die die durch die Zertifikate bepreisten Klimamaßnahmen verifiziert. Einen großen Kunden hat OMV übrigens bereits an Land gezogen. So verkauft der Öl- und Gasgigant SAF-Zertifikate an Microsoft. Der US-Techkonzern kann dadurch die Klimabilanz seiner Geschäfts- und Logistikflüge aufpolieren.
Shell wiederum will seine SAF-Produktion in den USA massiv ausbauen. Der Ölkonzern setzt dort vor allem auf staatliche Subventionen, die auch für klimaschonenden Treibstoff ausgeschüttet werden sollen.
Mein Fazit für Sie
SAF ist meiner Meinung nach die Zukunft des Luftverkehrs, auch wenn konventionelles Kerosin in den nächsten Jahrzehnten mengenmäßig zunächst wohl noch an erster Stelle stehen wird. Experten schreiben den nachhaltigen Treibstoffen jedenfalls enormes Wachstumspotenzial zu. Nach Schätzungen von Markets and Markets könnte der globale SAF-Markt bis 2030 auf 16,8 Milliarden USD wachsen. Das wäre eine jährliche Umsatzsteigerung von +47,7 %.