Weizenpreise im Fokus: Was den Markt beeinflusst
Seitdem der verheerende russische Angriffskrieg in der Ukraine tobt, dreht sich viel um den Weizenpreis, weil die Ukraine als Kornkammer Europas gilt.
Lassen Sie uns gemeinsam einen Blick auf den Weizenpreis werfen und schauen, wie dieser entsteht.
Weizen wird überall auf dem Globus gebraucht und deshalb auch überall gehandelt. Der Preis für den Weizen, den der Landwirt auf Hintertupfingen bekommt, wird also auf dem Weltmarkt gehandelt. Die Börsen in Chicago und Paris sind die größten Handelsplätze für Getreide und sind deshalb für den Getreidepreis von besonderer Relevanz.
Wie funktionieren Termingeschäfte?
Landwirtinnen und Landwirte rund um den Globus verkaufen den Großteil ihrer Getreideernte schon, wenn die Pflanzen noch auf dem Feld stehen. Börsianer sprechen in diesem Fall von Termingeschäften. „Das heißt, sie können schon heute einen Vertrag aufsetzen, zu welchem Preis sie in einem Monat liefern. Und damit haben sie eine gewisse Preissicherheit“, erklärt Thu Lan Nguyen, Rohstoffexpertin bei der Commerzbank, auf tagesschau.de
Die Getreide-Börsen sind allerdings nicht nur für Landwirtinnen und Landwirte interessant, sondern auch für internationale Handelskonzerne und Finanzinstitute. Sie wollen mit dem Kauf und Verkauf von Rohstoffen Profite machen. „Die Rohstoffmärkte sind hoch spekulativ und wir haben tendenziell eine hohe Volatilität an den Märkten“, erläutert Nguyen auf tagesschau.de.
Dass die Rohstoffpreise schwanken, hängt von unterschiedlichen Faktoren ab, zum Beispiel vom Wetter. Hitzewellen und Dürren können beispielsweise zu Ernteausfällen führen und den Preis an der Börse nach oben treiben.
Welche Bedeutung geopolitische Faktoren haben
Die Weltpolitik spielt ebenfalls eine Rolle. In den vergangenen Monaten war der Preis für Weizen beispielsweise deutlich gesunken. Im ersten Halbjahr fiel der Preis um rund 15 Prozent. Das lag zum einen an der Ankündigung des US-Landwirtschaftsministeriums USDA, dass in diesem Jahr eine Rekordrente für Weizen erwartet würde. Die Prognose lag bei knapp 790 Millionen Tonnen an globaler Weizenernte. Das wären 1,5 Millionen Tonnen mehr als im Vorjahr.
Zudem hatte die zweimalige Verlängerung des Getreideabkommens zwischen Russland und der Ukraine für Entspannung gesorgt. Das Abkommen vom Juli 2022 hatte geregelt, dass die Ukraine trotz des russischen Angriffskrieges Getreide aus drei Häfen am Schwarzen Meer verschiffen konnte.
Warum der Weizenpreis gerade steigt
Als das Getreideabkommen nicht mehr verlängert wurde, hatte der Getreidepreis in der Spitze um 4,2 Prozent zugelegt. Nachdem Russland zwei Nächte in Folge die Hafenstadt Odessa aus der Luft angegriffen hatte, war der Weizenpreis an den US-Terminmärkten um gut 5 Prozent gestiegen.
Aufgrund der politischen Situation in der Ukraine wird erwartet, dass in Zukunft weniger Weizen zur Verfügung steht und grundsätzlich gilt: Je weniger Weizen auf dem Markt ist, desto höher der Preis. Das gilt auch für andere Rohstoffe. Wer Investitionen tätigen will, muss daher die Märkte genau im Blick behalten und analysieren. Das ist zeitaufwändig.