Schrumpfvergreisung im Wolfserwartungsland

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Hin und wieder ist es abseits des hektischen Tagesgeschehens höchst interessant, sich näher mit den MEGA-Trends, die uns noch für sehr, sehr lange Zeit begleiten werden, zu beschäftigen. Und da sind wir mit Blick auf Deutschland einmal mehr beim Top-Thema Demographischer Wandel”. Oder, anders formuliert bei der Schrumpfvergreisung” Deutschlands.

Demographiestrategie der Bundesregierung

Am Mittwoch dieser Woche verabschiedete die Bundesregierung ja die sog. Demographiestrategie”. Regierungsoffizielles Ziel dieser Strategie ist es, dass Arbeitsplätze familienfreundlicher gestaltet werden sollen und das Adoptionsrecht für Eltern erleichtert wird. Ferner sollen ältere Menschen besser an der Gesellschaft beteiligt werden und die Zuwanderung ausländischer Fachkräfte erleichtert werden.

Maßnahmen als Trauerspiel

Für Reiner Klingholz, den Direktor des Berlin-Instituts für Bevölkerung und Entwicklung ist die Strategie der Bundesregierung aber ein Trauerspiel. Es seien viel zu wenige Maßnahmen, die viel zu spät kommen, so Klingholz in seinem äußerst lesenswerten Beitrag vom Mittwoch in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung (FAZ). Es handele sich um ein Sammelsurium disparater Maßnahmen ohne jegliche konsequente Programmatik. Eine wirkliche Strategie müsste auf einer schonungslosen Analyse basieren und ein langfristiges, klares Ziel vorgeben. Ferner müsse erklärt werden, mit welchen Eingriffen dieses Ziel unter Berücksichtigung der verfügbaren Mittel und Möglichkeiten zu erreichen wäre.

Harte Fakten

An dieser Stelle seien hier auszugsweise einige prägnante Punkte erwähnt, die Herr Klingholz in seiner Analyse herausarbeitet. So müssten sich die Unternehmen in Deutschland bis 2030 darauf einstellen, dass es 6,3 Millionen weniger Erwerbsfähige zwischen 20 und 64 Jahren geben wird. Gleichzeitig nimmt bis dahin die Zahl der über 64-Jährigen um 5,5 Millionen Menschen zu. Die Lücken der privaten und gesetzlichen Rentenkassen sind gewaltig. Laut IWF klafft bis 2050 ein gigantisches zwei Billionen Euro Renten-Loch.

Versorgungsverpflichtungen explodieren

Damit aber noch nicht genug. Die Pensionsansprüche der Beamten und Soldaten sind in diesen zwei Billionen Euro noch gar nicht enthalten. Laut Klingholz belaufen sich die Versorgungsverpflichtungen des Staates bis 2050 auf MINDESTENS 1,3 Billionen Euro. Diese müssten mangels Rückstellungen aus dem laufenden Haushalt finanziert werden. Seltsamerweise kämen diese gewaltigen Verpflichtungen in der Strategie der Bundesregierung überhaupt nicht vor. Insofern verwundere es nicht wirklich, dass notwendige Pensionskürzungen bzw. die Heraufsetzung des Pensionsalters gar nicht in der Demographiestrategie diskutiert würden.

Schrumpfende Bevölkerung

Darüber hinaus müsste sich der Staat auf eine drastisch schrumpfende Bevölkerung einstellen. Mit allen Konsequenzen für die Infrastruktur. Bis 2050 wird Klingholz zufolge die Bevölkerung in Deutschland um mindestens 12 Millionen abnehmen. Dieser Schwund werde sich nicht gleichmäßig über das Land verteilen, sondern vor allem jene Regionen besonders hart treffen, die schon heute unter der Abwanderung junger Menschen leiden. Insofern werde in Politikerkreisen schon von Wolfserwartungsland” gesprochen.

Ja, das waren nur einige wenige Punkte aus der Analyse von Herrn Klingholz. Das Thema Überalterung wird uns aber auf alle Fälle erhalten bleiben. Und insofern sei versprochen, dass weitere Aspekte dieses Mega-Trends zu gegebener Zeit Thema in der Kapitalschutz Akte werden. Fortsetzung folgt also gewiss…