Russische Staatspleite? Welche Folgen drohen

Inhaltsverzeichnis

Aktuell überschlagen sich die Nachrichten rund um die Liquidität Russlands. Zum einen steht die größte Schuldentilgung in diesem Jahr an: Fremdwährungsanleihen in Höhe von zwei Milliarden Dollar und niemand weiß, ob Putin die Schulden bedienen wird oder nicht. „Bisher hat es geklappt, die Erwartungen liegen darin, dass es diesmal wieder klappt, aber sicher ist das nicht“, sagt Ulrich Kater, Chefvolkswirt der Deka-Bank auf tagesschau.de

Zum anderen hindern die USA die russische Regierung daran, 600 Millionen Dollar an ihre Gläubiger zu zahlen und provozieren damit die Staatspleite Russlands. Es wäre der erste Zahlungsausfall seit der Russischen Revolution im Jahr 1917. Damals ließen die Bolschewiken die Schuldscheine des Zarenreichs platzen.

640 Milliarden Dollar liegen auf Eis

Zu Kriegsbeginn hatte die westliche Gemeinschaft von der russischen Zentralbank gehaltene Reserven eingefroren. Es geht hier um Gold- und Devisenreserven in Höhe von 640 Milliarden Dollar.

Bisher durfte Moskau jedoch für Zahlungen auf in Dollar lautende Staatsanleihen darauf zurückgreifen. Mit der neuen Blockade setzt das Finanzministerium in Washington Putin die Pistole auf die Brust: Wenn er die Schulden seiner Gläubiger bedienen will, muss er auf die Dollar im Inland zurückgreifen und kann diese nicht mehr zur Finanzierung seines Kriegs einsetzen.

„Russland muss sich entscheiden, ob es die verbleibenden wertvollen Dollarreserven aufbraucht oder neue Einnahmen erzielt – oder ob es in Verzug gerät“, wird ein Sprecher des US-Finanzministeriums auf ntv.de zitiert.

Bisher konnte Russland einen Zahlungsausfall trotz der scharfen westlichen Sanktionen vermeiden, aber die Lage spitzt sich zu. Washington versuche „noch mehr Druck auszuüben, um die Devisenreserven im eigenen Land abzubauen“, sagte der auf Sanktionen spezialisierte Anwalt David Wolber von der Kanzlei Gibson Dunn in Hongkong auf ntv.de. Zugleich könne damit auch Druck auf die russischen Forderungen ausgeübt werden, von den europäischen Kunden Rubel statt Dollar oder Euro für Gaslieferungen zu verlangen, heißt es weiter.

Folgen für Anlegerinnen und Anleger

Laut tagesschau.de schätzen Experten die Auslandsschulden Russlands bei Investoren und Banken weltweit auf 120 Milliarden Dollar. Anlegerinnen und Anleger wie Sie stellen sich da natürlich die Frage, was passieren würde, wenn diese Schulden ausfallen.

Würde dann die Finanzwelt wie ein Kartenhaus zusammenbrechen? Gäbe es einen neuen „Lehman-Schock“? Deka-Chefvolkswirt Ulrich Kater versucht auf tagesschau.de zu beruhigen. Mit solchen massiven Schockwellen für das gesamte Finanzsystem wie nach dem Kollaps der US-Investmentbank Lehman Brothers werde derzeit nicht gerechnet. „Wobei man dazusagen muss, dass die Probe aufs Exempel erst dann gemacht wird, wenn tatsächlich Ausfälle zu verzeichnen sind, was Stand heute ja noch nicht der Fall ist“, erklärt der Experte weiter.

Für alle Beteiligten steht viel auf dem Spiel: Für Russland. Für die westlichen Banken. Und auch für Anlegerinnen und Anleger.

Westliche Investoren agieren bereits vorsichtig und ziehen sich aus den Russlandgeschäften zurück. Bei einem Zahlungsausfall wäre Russlands Ruf in der Finanzwelt vollständig ruiniert, aber noch will das Wort „Staatspleite“ niemand in den Mund nehmen. Fragt sich nur, wie lange noch.