Janet Yellen ist US-Finanzministerin
Janet Yellen ist US-Finanzministerin. Die 74-Jährige wurde Anfang der Woche vereidigt.
Damit nimmt das Kabinett des neuen US-Präsidenten Joe Biden immer mehr Gestalt an. Es gilt als das diverseste aller bisherigen US-Kabinette. Neben Kamala Harris, die sowohl erste Person afro-amerikanischer Abstammung als auch erste Frau im Amt der Vizepräsidentin ist, steht auch Yellen für die neue Diversität: Noch nie zuvor hatten die Vereinigten Staaten eine weibliche Finanzministerin.
Eine der mächtigsten Frauen der Welt
Unter Bidens Vor-Vorgänger Barack Obama wurde Yellen zur Chefin der US-Notenbank Federal Reserve berufen. Sie bekleidete das Amt von 2014 bis 2018 und manövrierte die USA somit durch die schwierigen Jahre unmittelbar nach der globalen Banken- und Finanzkrise. Ihre zins- und geldpolitischen Entscheidungen haben die wirtschaftliche Entwicklung der USA in jener Zeit maßgeblich geprägt und wirken bis heute fort.
Auch als Fed-Chefin war Yellen die erste Frau, die diesen Posten in der Geschichte der USA bekleiden durfte. Den Weg in die politischen Entscheidungszentren geebnet hatte ihr einst die Tätigkeit im Beraterstab von Bill Clinton.
Yellen steht für expansive Geldpolitik und fordert angesichts der rapide gestiegenen Arbeitslosigkeit in den USA umfassende staatliche Ausgaben – gerade im anhaltenden Niedrigzinsumfeld sei die Gelegenheit günstig, auch als Staat ordentlich Geld in die Hand zu nehmen.
Überzeugende Konsenskandidatin mit integrierender Wirkung
Die versierte Ökonomin konnte im Senat überzeugen: Mit 84 zu 15 Stimmen wurde Yellen als neue Finanzministerin durch die Kammer bestätigt. Ihre Expertise brachte ihr somit nicht nur Stimmen der Demokraten ein, auch republikanische Senatoren votierten für die neue Finanzministerin. In Europa freut man sich ebenfalls über die Wahl einer der profiliertesten Wirtschaftswissenschaftlerinnen und Finanzfachfrauen der Welt.
Dass Yellen für linke wie moderate Demokraten ebenso wählbar erschien wie für einige Republikaner, darf ihr als große Stärke ausgelegt werden und spricht wiederum für die Personalauswahl Joe Bidens: Als Konsenskandidatin kann sie womöglich Gräben überwinden und Brücken bauen – sie liefert damit Potenzial für genau das, was die zerrissenen USA nach vier Jahren Spaltung durch Donald Trump im Weißen Haus jetzt am meisten brauchen.
Gräben überwinden: Bidens größte Herausforderung
Es gilt als eine der schwierigsten Herausforderungen für die neue US-Administration, innenpolitisch integrierend und versöhnend zu wirken und die gesellschaftlichen Gegensätze abzumildern. Auch außenpolitisch wurde viel Porzellan zerbrochen. Einen Teil davon versuchte Biden gleich an seinem ersten Tag im Amt zu kitten, indem er mehrere Dekrete unterzeichnete, die eine Rückkehr der USA zu transnationalen Organisationen wie der WHO oder internationalen Verträgen wie dem Pariser Klimaabkommen veranlassten.
Als Außenminister ist der 58-jährige Anthony Blinken vorgesehen, der als einer der engsten Vertrauten Bidens gilt und bereits unter Obama das Amt des stellvertretenden Außenministers wahrnahm. Die Nominierung Blinkens wurde durch den Senat bereits vollzogen, die Bestätigung wird in Kürze erwartet.