Handelsstreit: Das Letzte, was die Welt jetzt braucht

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Wenn die Welt gerade eines nicht brauchen kann, dann einen Handelskrieg – doch genau diesen führen Washington und Peking mit zunehmender Dramatik.

Sowohl die USA als auch China sind von der Corona-Pandemie hart getroffen. Beide Länder haben eine erhebliche Anzahl an Todesopfern zu beklagen. In beiden Ländern sind weite Teile der Wirtschaft kollabiert. In beiden Ländern besteht nach wie vor Unklarheit darüber, wie es weitergeht und wann sich die Lage in gesundheitlicher, gesellschaftlicher und wirtschaftlicher Hinsicht wieder ansatzweise normalisieren wird.

USA verschärfen Sanktionen gegen Huawei

Dennoch haben die Staatschefs beider Länder offenbar nichts besseres zu tun, als sich gegenseitig mit neuen Drohungen und Sanktionen zu überziehen. So verschärften die Vereinigten Staaten erst kürzlich ihre Handelsbeschränkungen gegenüber dem chinesischen Huawei-Konzern, einem der weltweit führenden Mobilnetzausrüster und Handyhersteller.

Seit einem Jahr schon ist es US-Konzernen untersagt, mit Huawei allzu eng zusammenarbeiten. So sah sich Google-Mutterkonzern Alphabet dazu gezwungen, den Support für sein mobiles Betriebssystem Android auf Huawei-Telefonen einzustellen – was den Absatz der Smartphones außerhalb des asiatischen Marktes erheblich schmälerte.

In diesem Stil geht es nun weiter. Die Lage eskaliert zunehmend. Der Handelsstreit der beiden Supermächte hat den Welthandel bereits lange vor Corona belastet, nun aber sind seine Auswirkungen umso fataler.

Fataler Rückzug hinter nationale Grenzen

Auf der ganzen Welt geht die Wirtschaft in die Knie, Staaten nehmen Milliardenschulden auf, um heimischen Unternehmen vom Kleinstbetrieb bis zum Großkonzern finanziell unter die Arme greifen zu können und eine allzu verheerende Pleitewelle zu vermeiden.

Zu beobachten ist dabei vielfach ein Rückzug hinter nationale Grenzen: Sowohl wirtschaftsstützende Maßnahmen als auch individuelle Einschränkungen der Bevölkerung werden (bestenfalls) auf nationaler Ebene entschieden, in Deutschland zerfällt die gemeinsame Strategie immer mehr entsprechend der Vorstellungen der 16 Länderchefs.

Auf lange Sicht wird es jedoch eine stärkere europäische Kooperation benötigen, um aus dem wirtschaftlichen Schlamassel einigermaßen unbeschadet wieder herauszukommen. Hilfreich wäre zudem ein Machtwechsel im Weißen Haus, der einen grundlegenden Paradigmenwechsel in der US-Außenpolitik einläuten dürfte.

Sind die internationalen Beziehungen noch zu retten?

Im Herbst wird der neue US-Präsident gewählt und vor allem außerhalb der USA hoffen viele auf einen tatsächlich neuen Präsidenten anstatt auf eine Fortsetzung der denkwürdigen Ära Trump. Der amtierende Präsident hat auf diplomatischer Ebene eine Menge Porzellan zerbrochen, hat reihenweise internationale Verträge und Abkommen gekündigt und bilaterale Beziehungen zu eigentlichen Partnern erheblich belastet.

All das könnte noch zu kitten sein – wenn im November jemand anderes ins mächtigste Amt der Welt gewählt wird. Die Chancen darauf jedoch sind ungewiss. Der Wahlkampf ist im Schatten der Corona-Pandemie weitgehend verstummt. Zwar kann Trump gerade nicht glänzen, aber zumindest von seinem jüngst erst überstandenen Impeachment-Verfahren ablenken. Zugleich gelingt es seinem demokratischen Herausforderer Joe Biden bislang kaum, sich wirkungsvoll als Gegenpol zu profilieren.