Handelskrieg vermeiden: EZB warnt vor Vergeltung
Haben Sie sich auch gefragt, welche Auswirkungen ein Zollstreit zwischen den USA und der EU auf Ihre Aktien haben könnte? Hier ist eine interessante Einlassung eines europäischen Notenbankmitglieds dazu, die ich erstaunlich kompetent finde.
Der Vizepräsident der Europäischen Zentralbank, Luis de Guindos warnt davor, dass eine Eskalation von Handelskonflikten durch höhere Zölle und Gegenmaßnahmen der EU schädliche wirtschaftliche Konsequenzen haben könnte. Seine Argumentation beruht auf mehreren ökonomischen Mechanismen:
1. Der negative Angebotsschock
Zölle verteuern Importe, was in der Regel zu steigenden Preisen für Konsumenten und Unternehmen führt. Dies wirkt wie ein negativer Angebotsschock, weil Produktionskosten steigen und die Kaufkraft der Verbraucher sinkt. Unternehmen, die auf importierte Vorprodukte angewiesen sind, könnten dadurch gezwungen sein, entweder Preise zu erhöhen oder Kosten durch niedrigere Löhne und Investitionskürzungen zu kompensieren.
2. Der Teufelskreis von Vergeltungszöllen
Wenn die EU auf höhere US-Zölle mit eigenen Gegenmaßnahmen reagiert, könnte dies eine Spirale aus immer weiter steigenden Handelshürden auslösen. In einem solchen „Teufelskreis“ würden sich sowohl der US-amerikanische als auch der europäische Handel zunehmend verteuern und der Warenaustausch abnehmen. Langfristig könnte dies das Wirtschaftswachstum beider Seiten dämpfen.
3. Unsicherheit bei den Inflationseffekten
De Guindos weist darauf hin, dass die Auswirkungen von Zöllen auf die Inflation schwer zu prognostizieren sind. Einerseits wirken Zölle inflationstreibend, da sie Importpreise verteuern. Andererseits könnten sie auch dämpfend auf die Inflation wirken, indem sie die Gesamtnachfrage und das Wirtschaftswachstum reduzieren. Zudem könnte sich der Handel verlagern, wenn Unternehmen alternative Lieferländer suchen. Dies macht eine einfache Abschätzung der Inflationseffekte schwierig.
4. Die Gefahr eines globalen Abschwungs
Ein umfassender Handelskrieg könnte weltweit negative Folgen haben. Die globalisierte Wirtschaft lebt vom freien Waren- und Dienstleistungsverkehr. Steigende Handelsbarrieren führen zu Ineffizienzen, Produktionsverlagerungen und Investitionszurückhaltung. Besonders exportabhängige Nationen wie Deutschland könnten durch eine solche Entwicklung stark leiden.
Fazit
De Guindos argumentiert für eine besonnene Reaktion der EU, um einen Handelskrieg mit den USA zu vermeiden. Statt unmittelbarer Vergeltungsmaßnahmen sollte die EU nach diplomatischen Lösungen suchen, um negative Wachstums- und Inflationseffekte abzumildern. Ein Handelskrieg hätte nicht nur für die EU und die USA, sondern für die gesamte Weltwirtschaft gravierende Folgen.
Mein Kommentar: Endlich mal eine vernünftige Stimme aus Europa, die nicht nach Vergeltung schreit, sondern nach Lösungen sucht.