Exportgeschäft bricht ein – Börsianer atmen auf

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Der Export bricht ein – die Börse reagiert erleichtert. 2020, das erste Jahr der globalen Pandemie, hinterlässt weiterhin kuriose Spuren.

Um 9,3 Prozent sind die deutschen Exporte im vergangenen Jahr zurückgegangen im Vergleich zu 2019. Damit verzeichnete die hiesige Exportwirtschaft den ersten Rückgang seit 2013 und das stärkste Minus seit der Finanzkrise 2009, als der Exporteinbruch deutlich zweistellig ausgefallen war. 2020 summieren sich die Exporte auf ein Gesamtvolumen von 1.204,7 Milliarden Euro, die Importe gingen um 7,1 Prozent zurück auf einen Wert von 1.025,6 Milliarden Euro.

Auf Vollbremsung folgt rasche Erholung

Grund zum Optimismus schöpfen Beobachter vor allem aus der Tatsache, dass der Rückgang insbesondere im Frühjahr zu verorten ist: Als im März und April 2020 rund um den Globus Lockdowns verhängt und Grenzen geschlossen wurden, in der Folge Lieferketten abrissen und Produktionsstätten stillstanden, und zugleich noch niemand abschätzen konnte, wie lange und wie heftig die Auswirkungen werden würden, wurde auch die Exportwirtschaft abrupt ausgebremst.

Doch auf die Vollbremsung folgte eine rasche Erholung, für deutsche Exporteure gestaltete sich der Corona-Einbruch überwiegend V-förmig: Auf einen kurzen und heftigen Rückgang folgte eine zügige und umfassende Gegenbewegung, die letzten 8 Monate des Jahres ging es für die Exportwirtschaft wieder aufwärts.

Das reichte zwar nicht, um die Verluste des Frühjahrs vollständig aufzufangen, aber zumindest wurde der freie Fall gestoppt und das Minus hielt sich in halbwegs erträglichen, weil erwartbaren Grenzen. Zum Jahresende hin verfestigten sich die Erholungstendenzen, so dass Experten für 2021 mit einem weiteren Aufwärtstrend und einer Rückkehr zum Vorkrisenniveau im Jahresverlauf 2022 rechnen.

China überholt Frankreich als zweitwichtigster Partner

Wichtigster Außenhandelspartner für die deutschen Exporteure blieben weiterhin die USA. Im Dezember legten die Ausfuhren in die Vereinigten Staaten im Vergleich zum Vorjahresmonat um satte 8,4 Prozent zu auf 9,2 Milliarden Euro. Auf Rang zwei folgt erstmals nicht Frankreich, sondern China: Die Volksrepublik wird als Absatzmarkt für deutsche Handelswaren immer wichtiger, im Dezember stiegen die Exporte nach China um 11,6 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum auf 9,3 Milliarden Euro.

Kritiker befürchten mittelfristig eine zu starke Abhängigkeit von China, dessen Handelsverflechtungen mit Europa vor allem auf Deutschland basieren: Etwa die Hälfte aller EU-Exporte ins Reich der Mitte kommen aus der Bundesrepublik.

Einerseits profitiert Deutschland daher überdurchschnittlich davon, dass Chinas Wirtschaft im laufenden Jahr wohl wieder als globale Konjunkturlokomotive fungieren wird: Ökonomen rechnen für China 2021 mit einem Wirtschaftswachstum von rund 8,5 Prozent. Andererseits gewinnt China dadurch zunehmend an wirtschaftlichem und politischem Einfluss. Angesichts der langfristigen Strategie Chinas, sich als eigenständige Weltmacht zu etablieren, könnten deutsche Exporteure dadurch irgendwann auf der Strecke bleiben.

Brexit schwächt Außenhandel mit Großbritannien

Schwierig gestaltete sich im vergangenen Jahr darüber hinaus der Außenhandel mit Großbritannien. Das Vereinigte Königreich war Ende Januar 2020 aus der Europäischen Union ausgeschieden, die Verhandlungen über die Beziehungen und insbesondere die neuen Regeln für den grenzüberschreitenden Warenverkehr zogen sich bis Heiligabend hin.

Seit dem Jahreswechsel ist das neue Abkommen nun in Kraft und sorgt für großen bürokratischen Aufwand und weitere Fallstricke im Import-Export-Geschäft. Erschwert wurde die Lage in den vergangenen Monaten zusätzlich von der zunächst in Großbritannien vermehrt nachgewiesenen Mutation B.1.1.7 des Coronavirus, die zu vorübergehenden Grenzschließungen führte. Die kilometerlangen Lkw-Staus vor den Häfen rund um die Feiertage sind noch gut im Gedächtnis.

Aufgrund der Brexit-bedingten Regulierungen rechnen Ökonomen damit, dass sich der Außenhandel mit Großbritannien in einer ersten Übergangsphase noch holprig gestalten dürfte. Mittelfristig gehen sie von einer Stabilisierung aus, allerdings auf niedrigerem Niveau als zuvor.