EU beschließt Klimaschutzziele

Inhaltsverzeichnis

Neuer Schwung für den Klimaschutz? So viel grün wie in dieser Woche war schon lange nicht mehr: In Deutschland stellte die Partei Bündnis 90/Die Grünen am Montag mit der Co-Vorsitzenden Annalena Baerbock erstmals in ihrer Geschichte eine eigene Kanzlerkandidatin auf, zur Wochenmitte verständigten sich die EU-Staaten auf verbindliche Klimaziele bis 2030 und ab heute tagt ein zweitägiger virtueller Klimagipfel, zu dem der neue US-Präsident Joe Biden Vertreter aus rund 40 Staaten eingeladen hat.

Als besonders bemerkenswert gilt dabei, dass auch China und Russland an der Debatte teilnehmen. Das wird als wichtiges Signal betrachtet und wertet den Gipfel auf, an dem auch Angela Merkel teilnehmen wird. Anders als sein Amtsvorgänger Donald Trump, der das Pariser Klimaschutzabkommen verlassen hatte, will die Biden-Administration der Klimapolitik wieder höhere Priorität einräumen und auch dem internationalen Abkommen wieder beitreten.

Gletscherschmelze: Schon jetzt unumkehrbar?

Das Thema gewinnt an Brisanz. So haben Forscher erst jüngst wieder davor gewarnt, dass das Abschmelzen der Polkappen einen irreversiblen Punkt bereits erreicht haben könnte. Mit dem Abschmelzen der Gletscher, etwa in der Antarktis, steigt allmählich der Meeresspiegel – im schlimmsten Fall um mehrere Meter. Zahlreiche Küstenregionen könnten dadurch unbewohnbar werden, die dadurch ausgelösten Migrationsbewegungen würden alles Bisherige in den Schatten stellen.

Auch in Deutschland ist das Thema angekommen. Die heißen und extrem trockenen Sommermonate 2018 und 2019 sind vielen noch gut im Gedächtnis, die Dürre hat auch die Wälder nachhaltig beschädigt, wie im kürzlich veröffentlichten Waldzustandsbericht nachzulesen ist. Und so zeichnet sich ab, dass Klimawandel und Klimaschutz auch im Bundestagswahlkampf eine zentrale Rolle spielen könnten. Eine grüne Regierungsbeteiligung, ob nun in führender Position oder als Juniorpartner, erscheint fünf Monate vor der Wahl nicht unwahrscheinlich.

Nächste Bundesregierung stellt zentrale Weichen

In den kommenden beiden Legislaturperioden werden die Weichen gestellt, die darüber entscheiden, ob Deutschland seine gern nach außen getragene Rolle als Klimaschutzpionier wird behaupten können oder ob man hinter den selbstgesteckten Zielen zurückbleibt. Politisch werden die notwendigen Entscheidungen nicht leicht zu verkaufen sein.

Besonders drastische Einschnitte sind absehbar in den Bereichen Energieversorgung und Verkehrsinfrastruktur. Mehr Windkraft, weniger Kohlestrom, mehr Bahn, weniger Flugzeug, mehr Fahrrad, weniger Auto und vor allem weniger Verbrennungsmotoren – so lassen sich die groben Pakete zusammenfassen, die in den kommenden Jahren klug geschnürt und aufeinander abgestimmt werden wollen, wenn es mit der Klimawende noch etwas werden soll.

Pandemie: Corona als oberster Klimaschützer

Erklärtes Ziel ist die Begrenzung der Erderwärmung auf maximal 1,5 Grad – und selbst das ist schon jetzt nur noch schwer zu erreichen. Dass Deutschland 2020 seine Klimaziele überraschend erfüllen konnte, lag nicht etwa an vorbildlichen politischen, gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Bemühungen, sondern schlichtweg daran, dass die Pandemie das Land weitgehend lahmgelegt hat.

Kaum internationaler oder auch innerdeutscher Reiseverkehr gepaart mit Home Office Vorgaben sorgten für erheblich weniger Flugaufkommen und Pendelverkehr. Darauf wird man sich jedoch nicht ausruhen können. Es braucht größere Kraftanstrengungen als bisher, wenn man den multilateral vereinbarten Klimazielen entsprechen will.

Autobauer rüsten um

Die Autobauer haben sich mittlerweile zur Elektrifizierung ihrer Flotte durchringen können, wenngleich insbesondere die deutschen Hersteller noch oftmals das vollständige Aus für den Verbrenner scheuen und insgesamt stärker auf Plug-in-Hybride setzen. Zwar haben auch Daimler und VW zuletzt Elektrooffensiven und stärkere Investitionen in diesem Bereich angekündigt, doch die Deutschen müssen aufpassen, dass sie von der internationalen Konkurrenz nicht abgehängt werden.

Zudem gilt auch der Elektromotor allenfalls als Brückentechnologie, deren Ökobilanz bei genauerem Hinsehen gar nicht mal so gut aussieht. Die Zukunft, so prognostizieren es Forscher schon seit längerem, gehört dem Wasserstoffantrieb.

Zukunftsfähiges Anlagedepot braucht grüne Inhalte

Anleger sollten aufmerksam zuhören, was die Regierungsvertreter auf europäischer und globaler Ebene in dieser Woche verhandeln und beschließen. Wer sein Depot bis zum Ende des Jahrzehnts – und darüber hinaus – zukunftsfähig aufstellen will, sollte sich von Klimakillern verabschieden und stattdessen vermehrt auf nachhaltig-grüne Werte achten.

Nicht umsonst war das wohl wichtigste Schlagwort von Ursula von der Leyen, als sie vor rund anderthalb Jahren den Posten als EU-Kommissionspräsidentin übernahm, der „New Green Deal“. Diesen gilt es nun, konkret zu gestalten und mit Leben zu füllen. Ab dem Herbst dann auch in Deutschland.