Bundesfinanzminister Scholz rät zu Aktien als Altersvorsorge

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Es sind ungewohnte Worte aus dem Mund eines sozialdemokratischen Kanzlerkandidaten: Für die private Altersvorsorge empfiehlt Olaf Scholz nicht etwa Riester- oder Rürup-Verträge, die seinerzeit auch unter seiner Ägide entstanden sind. Stattdessen rät der Finanzminister zur Anlage in Aktien, genauer gesagt in Aktienfonds mit breiterer Streuung, zwecks Risikominimierung.

Offenbarungseid nach jahrelanger Regierungsverantwortung

Es ist eine Art Offenbarungseid nach etlichen Jahren in Regierungsverantwortung, dass man offenbar nicht imstande war, die gesetzliche Rente in einer Art zu reformieren, dass diese auch jüngeren Generationen noch eine verlässliche Altersvorsorge bietet.

Schon in der Vergangenheit wurden Renten- und Lohnentwicklung zumindest teilweise voneinander entkoppelt, mussten Rentner sich mit geringeren Zuwächsen zufriedengeben, weil sie zahlenmäßig in diesem Land einfach die große Mehrheit stellen. Mit der Generation der Babyboomer gehen in den kommenden Jahren zigtausende in den Ruhestand. Sie stammen oftmals aus Großfamilien, haben selbst aber keine oder nur wenige Kinder bekommen. Dadurch gerät das umlagefinanzierte System in eine dramatische Schieflage.

Demografischer und gesellschaftlicher Wandel belasten Rentensystem

Dieser Umstand kommt indes nicht überraschend, sondern ist seit Jahrzehnten bekannt, wurde immer wieder diskutiert – aber bis heute nicht vernünftig gelöst. Stattdessen sank das Rentenniveau über die Jahre immer weiter ab. Zunehmende Scheidungsraten sorgten für eine immense Altersarmut bei Frauen, die während ihrer Ehejahre nicht oder nur geringfügig berufstätig gewesen waren.

Hinzu kommt der Trend zum Singlehaushalt. Alleinstehende Einzelpersonen müssen ihre Fixkosten von Kaltmiete bis Stromrechnung selbst begleichen, angesichts der Entwicklung der Wohnkosten bleibt ihnen immer weniger finanzieller Spielraum, um fürs eigene Alter vorzusorgen. Gleiches gilt für Familien, die neben ihren Kindern nicht selten auch pflegebedürftige ältere Angehörige finanziell mitversorgen müssen.

Sparbücher verbrennen Eigenkapital

Dass Sparbücher schon lange keine nennenswerten Zinsen mehr abwerfen und geparktes Kapital dort nicht einmal den Inflationsausgleich schafft, ist spätestens seit der Finanzkrise vor gut 10 Jahren in Stein gemeißelt. Daran wird sich wohl auch so schnell nichts ändern, gerade angesichts der absehbaren Anstrengungen, die für die wirtschaftliche Erholung nach der Pandemie erforderlich werden dürften.

Das private Investment in Aktien, Fonds oder ETFs hätte man von Politikern wie FDP-Chef Christian Lindner oder CDU-Urgestein Friedrich Merz als Empfehlung erwartet. Von einem Sozialdemokraten aber, einem Finanzminister und langjährigen Regierungsmitglied gar, klingt es allerdings nach einer Bankrotterklärung.

Großer Wurf mit neuer Legislaturperiode?

Der Staat hat es nicht geschafft, etwas Besseres als die anfangs gehypte, mittlerweile aber stark in Verruf geratene Riesterrente hervorzubringen und ruft den Bürgern nun zu, sich bitte selbst um ihre Vorsorge zu kümmern. Von welchem Eigenkapital das angesichts immer höherer Lebenshaltungskosten und davoneilender Inflationsrate geschehen soll, bleibt unbeantwortet.

Ob es der künftigen Regierung gelingen wird, hier eine substanzielle Reform anzuschieben, darf bezweifelt werden. Nach 16 Jahren Merkel muss sich die Bundespolitik erst einmal selbst reorganisieren. Aller Voraussicht nach dürfte es bei der kommenden Koalition auf ein Dreierbündnis hinauslaufen. Allein das zu verhandeln, wird den Verantwortlichen bereits schwerfallen.

Mit einem wirklich großen Wurf in Sachen Rentenreform ist daher bis auf Weiteres nicht zu rechnen. Tatsächlich wird das Thema im Wahlkampf bislang nicht einmal ernsthaft diskutiert. Es scheint zurzeit in Berlin keine nennenswerten Ambitionen in dieser Richtung zu geben.

Wer kann, sollte daher wohl tatsächlich dem Rat des Ministers folgen – und in Aktien investieren.