Wird die Inflation zum treuen Begleiter?

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2021 war das Jahr der Inflation – die Preise für Erzeuger und Verbraucher sind unter anderem in Europa und den USA so stark gestiegen wie seit mehreren Jahrzehnten nicht mehr.

In den Vereinigten Staaten näherte sich die Teuerungsrate zuletzt der 7-Prozent-Marke an, in Deutschland und Europa sah es mit rund 5 Prozent nicht viel besser aus.

Ökonomen fordern EZB zum Handeln auf

Immer deutlicher zeichnet sich nun ab, was Notenbanker lange nicht wahrhaben wollten: Die galoppierende Inflation ist offenbar kein kurzfristiges, vorübergehendes Phänomen, sondern ein Trend, der sich zu verfestigen droht und uns noch über mehrere Jahre begleiten könnte.

Davor zumindest warnen gleich mehrere renommierte Ökonomen – und fordern die Europäische Zentralbank zum Handeln auf.

Seit Jahren pumpt die EZB Milliardensummen über Anleihekäufe in die Märkte und hält die Zinsen auf extrem niedrigem Niveau. In der Zeit kurz nach der Finanzkrise vor rund einer Dekade ein durchaus probates Mittel, scheint es jetzt jedoch an der Zeit, umzudenken. Denn das eigentliche Ziel der Notenbanker diesseits wie jenseits des Atlantiks liegt in einer Inflationsrate von 2 Prozent. Davon aber ist man zurzeit weit entfernt.

Steigende Zinsen voraus?

Ein Auslaufen der Anleihekäufe und eine Anhebung des Zinsniveaus gelten als wahrscheinlich. Im Dezember hatten Vertereter der EZB sowie auch der US-Notenbank Federal Reserve entsprechende Schritte in Aussicht gestellt. So soll das US-Anleihekaufprogramm deutlich zügiger auslaufen als zunächst geplant, eine Zinsanhebung in mehreren Schritten behalten sich die Währungshüter für 2022 ausdrücklich vor. Bloß nicht zu lange zögern, lautet nun die Devise.

Wohin es führt, wenn Notenbanken die erprobten volkswirtschaftlichen Mechanismen zur Eindämmung der Inflation ignorieren, lässt sich unterdessen am Beispiel Türkei beobachten: Dort wird die Notenbank auf Geheiß von Präsident Erdogan daran gehindert, die Zinsen anzuheben – im Gegenteil, der Leitzins wurde zuletzt gleich mehrfach auf ausdrücklichen Wunsch des Staatslenkers abgesenkt.

Inflation in der Türkei bei mehr als 30 Prozent

Erdogan verspricht sich davon Investitionen auf Basis günstiger Kredite, doch die Realität sieht anders aus. Die Landeswährung Lira befindet sich seit Monaten im freien Fall, die Inflationsrate sprang zuletzt im Jahresvergleich auf mehr als 36 Prozent und erreichte damit den höchsten Stand seit zwei Jahrzehnten. Allein von November auf Dezember stiegen die Preise in der Türkei um mehr als 13 Prozent.

Dabei treffen höhere Lebenshaltungskosten, etwa für Lebensmittel, angekurbelt durch die Abwertung der türkischen Lira, auf steigende Erzeugerpreise: Energie und Rohstoffe sind an den internationalen Märkten ebenfalls teurer geworden, höhere Produktionskosten werden zusätzlich an Verbraucher weitergereicht.

Erdogans finanzpolitische Vorstellungen galten in der Vergangenheit innerhalb der türkischen Bevölkerung oftmals als populär, vielen Türken ging es wirtschaftlich zumindest gefühlt besser als früher. Nun aber laufen die Menschen Sturm, und auch für Erdogan geht es ums Ganze: Im kommenden Jahren stehen die nächsten Präsidentschaftswahlen an.