US-Arbeitsmarkt: Konjunktur und Inflation stark
Zu den wenigen „Highlights“ bei den veröffentlichten Wirtschaftsdaten gehört der monatliche Arbeitsmarktbericht aus den USA. Diese Daten bewegen wirklich die Kurse, und das über den Tag hinaus. Selbst wenn diese durch zahlreiche statistische Anpassungen und Bereinigungen teilweise recht stark verzerrt sind.
Es kommt hier aber vor allem auf die Tendenz an. Sie sollten einmal im Monat also auch auf diese Daten und vor allem auf die Reaktion des Marktes schauen, wenn Sie Aktien besitzen oder welche kaufen wollen.
US-Arbeitsmarkt stark – wegen einer neuen Anpassungsmethode?
Am vergangenen Freitag war es wieder so weit. Den Markt interessiert übrigens vor allem die Zahl der neu geschaffenen Stellen. Diese lag im Januar deutlich über den Erwartungen. Was für gewöhnlich als gutes Zeichen für eine starke Konjunktur interpretier wird.
Außerhalb der Landwirtschaft wurden 467.000 neue Stellen geschaffen, während Analysten lediglich nur 125.000 zusätzliche Stellen erwartet hatten.
Allerdings gibt es seit ein paar Monaten neue Modelle zur Saisonbereinigung. Ein Teil der rosaroten Zahlen könnte auf dieses Konto gehen. So wurden aus diesem Grund auch die Zahlen der neugeschaffenen Stellen in den beiden Vormonaten sehr stark nach oben revidiert. Den aktualisierten Angaben zufolge wurden im Dezember 510.000 (zuvor: 199.000) und im November 647.000 (zunächst: 249.000) zusätzliche Stellen geschaffen.
Wenn wir für die neue „Bereinigungsmethode“ einen Faktor von ungefähr 2,5 zugrunde legen, würden die Januarzahlen mit 312.000 den Erwartungen der Volkswirte gemäß der alten Berechnungsmethode entsprechen. Gemeldet wurden aber 467.000 neue Stellen – das ist rund 50 % besser. Das heißt: selbst unter Berücksichtigung der neuen Anpassungsmethode sind die Zahlen stark!
Die Kehrseite: anhaltende Lohninflation
Die US-Konjunktur läuft also weiterhin sehr stark! Die Kehrseite der Medaille: Wenn viele Firmen händeringend nach Arbeitskräften suchen, müssen diese Arbeitnehmer mit höheren Löhnen locken. Das zeigen auch die Daten.
Die durchschnittlichen Stundenlöhne legten im Januar um 0,7 Prozent gegenüber dem Vormonat zu. Erwartet wurde ein Plus von 0,5 Prozent, nach einem Anstieg um revidiert ebenfalls 0,5 Prozent (zunächst 0,6 Prozent) im Vormonat. Heißt: die Löhne klettern ziemlich kräftig. Ein monatlicher Anstieg um 0,7 Prozent entspricht einer Jahresrate von +8,73 Prozent!
Das bedeutet: Deutlich höhere Personalkosten für Unternehmen, niedrigere Gewinne und damit niedrigere Aktienkurse. Und da die höheren Löhne auch ausgegeben werden, mehr Inflation.
Warum Sie den Arbeitsmarktbericht beobachten müssen
Fazit/Marktreaktionen: Die starken Zahlen vom US-Arbeitsmarkt sind einerseits ein Zeichen für eine robuste US-Wirtschaft. Andererseits deuten sie auf einen anhaltenden Inflationsdruck. Sie dürften schnelle Zinserhöhungen der US-Notenbank noch wahrscheinlicher machen.
Am Freitag wussten die Märkte nicht so recht, was sie mit diesem Mix anfangen sollten. Die Aktienmärkte, Gold und der Dollar schlossen nach einem volatilen Handel nahezu unverändert. Einzig bei den Anleihen gab es eine klare Reaktion: die Zinsen sprangen erneut nach oben.
Drei bis vier Zinsschritte dürfte der Aktienmarkt in den USA bereits eingepreist haben. Deuten die Daten dann allerdings auf einen weiterhin anhaltenden Inflationsdruck hin, könnte es auch für die bisher straken US-Werte eng werden. Als Anleger sollte Sie deshalb weiter auf den monatlichen US-Arbeitsmarktbericht achten. Insbesondere auch auf die Daten zur Lohninflation.