Inflation bei knapp 8 Prozent – Tendenz weiter steigend
- Tankrabatt und 9-Euro-Ticket: Unterschiedliches Echo auf Entlastungsmaßnahmen
- Maßnahmen laufen nach 3 Monaten nun aus
- Deutliche Preissprünge für kommende Monate erwartet
- Notenbanken drehen an Zinsschraube
- Drohender Wohlstandsverlust: Mehr als die Hälfte der Deutschen nicht mehr sparfähig?
- Dax kämpft mit 13.000 Punkten
Die Zahl der Woche lautet 7,9 Prozent. So hoch fiel laut ersten Schätzungen des Statistischen Bundesamtes die Teuerungsrate in Deutschland im August aus. Bestätigt sich dieser Wert, wäre es eine Rückkehr zum Inflationsniveau von Mai, nachdem im Juni und Juli ein leichter Rückgang auf 7,6 und 7,5 Prozent verzeichnet werden konnte.
Tankrabatt und 9-Euro-Ticket: Unterschiedliches Echo auf Entlastungsmaßnahmen
Das dürfte nicht zuletzt an den Spareffekten durch das umfassende Hilfspaket der Bundesregierung gelegen haben, das unter anderem Tankrabatt und 9-Euro-Ticket umfasste. Beide Maßnahmen stoßen in der Rückschau auf sehr unterschiedliche Resonanz.
Der sogenannte Tankrabatt sah eine steuerliche Entlastung vor, von der Autofahrer profitieren sollten. Tatsächlich blieb offenbar vor allem am Anfang ein großer Teil bei den Mineralölkonzernen hängen, ehe der Preisnachlass auch an der Zapfsäule spürbar wurde. Zuletzt zogen die Spritpreise jedoch schon wieder an.
Maßnahmen laufen nach 3 Monaten nun aus
Auf ein deutlich positiveres Echo stößt dagegen das 9-Euro-Ticket, das einen günstigen und niedrigschwelligen Zugang zum bundesweiten öffentlichen Personennahverkehr ermöglichte und mehr als 50 Millionen Mal verkauft wurde. Zurzeit laufen Diskussionen über mögliche Anschlussmodelle, die Nachfrage ist hoch und die Erkenntnisse, die in den vergangenen 3 Monaten gewonnen werden konnten, sollen bestenfalls zum Gelingen der langfristigen Verkehrswende beitragen.
Mit dem morgigen Monatswechsel laufen nun aber beide Entlastungsmaßnahmen aus. Sowohl Benzin und Diesel als auch Nahverkehrstickets werden dann voraussichtlich sprunghaft teurer – nach Einschätzung von Beobachtern dürften die Preise dann sogar über dem Niveau von vor Inkrafttreten der dreimonatigen Maßnahmen liegen.
Deutliche Preissprünge für kommende Monate erwartet
Dementsprechend rechnen Experten für September mit einem sprunghaften Anstieg der Inflationsrate. Erstmals dürfte dann wohl auch in Deutschland die Steigerung der Verbraucherpreise im Vergleich zum Vorjahresmonat die Marke von 8 Prozent übersteigen. Im gesamten Euroraum lag die Inflation zuletzt bereits bei 8,9 Prozent und damit so hoch wie noch nie seit Bestehen der Währungsunion.
Zusätzlich befeuert werden dürfte die Inflation in Deutschland durch die Gasumlage sowie die Anhebung des gesetzlichen Mindestlohns auf 12 Euro pro Stunde, die ab Oktober in Kraft tritt. Auch die nach wie vor angespannte Situation in den globalen Lieferketten sorgt für Produktionsausfälle, eine Verknappung des Angebots – und somit für steigende Preise.
Notenbanken drehen an Zinsschraube
Die Notenbanken reagieren diesseits wie jenseits des Atlantiks mit einer Abkehr von ihrer jahrelangen expansiven Geldpolitik und drehen an der Zinsschraube. Die US-Notenbank Federal Reserve hat seit dem Frühjahr bereits mehrere beherzte Zinsschritte durchgeführt, die Europäische Zentralbank hat im Juli mit einer ersten Anhebung des Leitzinses um 0,5 Prozent begonnen. Im September könnte eine weitere Erhöhung folgen, ein Plus von bis zu 0,75 Prozent ist aus Sicht der Märkte denkbar.
Doch auch die Zinswende ist kein Allheilmittel, und vor allem kein kurzfristiges: Bis sich spürbare Preisstabilisierungseffekte einstellen, können 12 bis 18 Monate ins Land gehen. Bis dahin werden die Kaufkraftverluste privater Haushalte wohl deutlich und schmerzhaft bleiben. Lohnsteigerungen werden durch die Inflation weitgehend aufgefressen.
Drohender Wohlstandsverlust: Mehr als die Hälfte der Deutschen nicht mehr sparfähig?
Nicht nur die Kaufkraft geht zurück, auch die Sparfähigkeit der Deutschen leidet massiv, wie aktuelle Einschätzungen der Sparkassen verdeutlichen: Demnach werden schon bald fast zwei Drittel der Haushalte in Deutschland ihr gesamtes Einkommen für Lebenshaltungskosten aufwenden müssen. Spielräume, um Geld zur Seite zu legen, bleiben dann nicht mehr.
Das ist vor allem deswegen dramatisch, weil private Vorsorge fürs Alter immer wichtiger wird. Wenn in rund 15 Jahren die Generation der Babyboomer in den Ruhestand geht, droht das umlagefinanzierte System zu kippen. Wer dann nicht vorgesorgt hat, riskiert das Abgleiten in die Altersarmut.
Dax kämpft mit 13.000 Punkten
Das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) warnt ebenfalls vor einem dauerhaften Wohlstandsverlust in weiten Teilen der deutschen Bevölkerung. Schon jetzt kommen demnach rund 40 Prozent der Gesellschaft kaum noch über die Runden.
Der Dax kämpft derweil mit der Marke von 13.000 Punkten, nachdem es zum Wochenauftakt deutlich abwärts ging. Besorgt reagierten Anleger nicht zuletzt auf das Treffen führender Notenbanker in Jackson Hole am vergangenen Wochenende, bei dem weitere kräftige Zinsanhebungen in Aussicht gestellt wurden. Auch die steigende Gefahr neuer Lockdowns in China bremst die Kauflaune der Aktionäre deutlich.