Ifo-Institut senkt Konjunkturprognose

Inhaltsverzeichnis

Erst die OECD, jetzt das ifo-Institut: Die Münchener Wirtschaftsforscher haben ihre Konjunkturprognose für das laufende Jahr nach unten korrigiert.

Industrieproduktion ausgebremst von Lieferengpässen

Demnach rechnet das ifo-Institut nun für 2021 lediglich mit einem Anstieg des deutschen Bruttoinlandsprodukts um 2,5 Prozent. Zuvor war man noch von 3,3 Prozentpunkten ausgegangen. Doch das Wachstum ist nicht weg – es verschiebt sich lediglich, und zwar voraussichtlich ins kommende Jahr.

Denn die Auftragsbücher sind voll wie nie, allein: Die Industrie kommt mit der Produktion kaum hinterher. Grund hierfür sind vor allem die Engpässe in den globalen Lieferketten, die etlichen Industriezweigen bereits seit Monaten das Geschäft erschweren.

Gespaltene Konjunktur in Deutschland

Dennoch rechnen die Konjunkturforscher mit einer Rückkehr der Wirtschaftskraft Deutschlands auf Vorkrisenniveau zum Jahresende. Während sich der Dienstleistungssektor bereits auf Erholungskurs befindet, stockt die Industrieproduktion wegen der bereits genannten Lieferschwierigkeiten.

Eine Spaltung der Konjunktur ist indes nichts Neues: Allerdings war es im vergangenen Jahr vor allem die Industrie, die noch für Wachstum sorgte, während etliche andere Wirtschaftszweige coronabedingt am Boden lagen.

Starkes Wachstum 2022 erwartet

Die Wirtschaftsforscher rechnen zudem für das kommende Jahr mit Nachholeffekten beim privaten Konsum. Während der Pandemie war Shopping über weite Strecken nur online möglich, Urlaube oder Kulturveranstaltungen fielen komplett aus. Für 2022 rechnet das ifo-Institut daher mit einem Anstieg beim Konsum um 7 Prozent.

Auch das Wirtschaftswachstum soll sich dann kräftig erholen: Sofern die prallgefüllten Auftragsbücher nicht von Stornierungen reduziert werden, rechnen die Konjunkturforscher für das kommende Jahr mit einem Anstieg des BIP um satte 5,1 Prozent. Ab 2023 sollen sich die Wachstumsraten dann wieder auf einigermaßen normalem Niveau befinden.

Inflation ohne Sondereffekte ab Q1

Mehr Klarheit versprechen sich die Forscher zudem mit Blick auf die Inflation ab dem ersten Quartal 2022. In Deutschland haben die seit Jahresbeginn geltende CO2-Abgabe sowie die Rückkehr zum Mehrwertsteuersatz von 19 Prozent – nach vorübergehender Absenkung auf 16 Prozent im zweiten Halbjahr 2020 – zu galoppierenden Inflationsraten geführt.

Da beides als Basiseffekt im kommenden Jahr entfällt, wird dann ein realistischerer Blick möglich auf das tatsächliche Inflationsgeschehen. Dies dürfte dann auch entscheidend sein für das weitere Vorgehen der Europäischen Zentralbank in ihren geldpolitischen Weichenstellungen.

Neue Regierung muss Deutschland fit für die Zukunft machen

Eine nicht zu unterschätzende Rolle spielt zudem der Ausgang der Bundestagswahl am kommenden Sonntag. Die neue Regierung – bis zu deren Zustandekommen durchaus noch einmal mehrere Monate vergehen können – wird ihre Schwerpunkte in den Zukunftsbereichen setzen müssen, insbesondere die Themen Nachhaltigkeit und Digitalisierung erscheinen dringender denn je.

Inwieweit und mit welchen Mitteln sich die künftige Bundesregierung dafür starkmacht, wird wohl nicht zuletzt von den prozentualen Machtoptionen abhängig sein. Wohl noch nie in der bundesdeutschen Geschichte war die Zusammensetzung der künftigen Regierung so offen wie jetzt, Zweierbündnisse scheinen rechnerisch kaum noch möglich, bei den potenziellen Dreierbündnissen indes kaum eine Farbkombination ausgeschlossen.

Allen gemeinsam ist jedoch: Es wird eine große Kraftanstrengung werden, den Herausforderungen des neuen Jahrzehnts gerecht zu werden. Der für 2022 erwartete konjunkturelle Aufschwung kann dabei für Rückenwind in der Anfangsphase sorgen. Letztendlich aber braucht es eine entschlossene Investitionsdynamik, um Deutschland auch in Zukunft als eine der führenden Wirtschaftsnationen aufzustellen.