Ifo-Institut: Exporterwartungen brechen ein
Zum Wochenauftakt gab es noch einmal neue Zahlen vom Münchener Ifo-Institut, doch wirklich überraschend waren sie nicht – zumindest in der Tendenz.
Wegen Ukrainekrieg: Exporterwartungen brechen ein
Demnach hat sich die Stimmung bei den exportorientierten Unternehmen im verarbeitenden Gewerbe wegen des Kriegs in der Ukraine erheblich verschlechtert. Der Ifo-Index, der die Exporterwartungen der Unternehmen abbildet, rauschte in die Tiefe. Hatte das Barometer im Februar noch bei 17,0 Punkten gelegen, waren es im März minus 2,3 Punkte. Damit verzeichnet der Index den heftigsten Rückschlag seit Beginn der Pandemie vor rund zwei Jahren.
Besonders düster sind die Prognosen verständlicherweise bei jenen Firmen, die über enge wirtschaftliche Verflechtungen nach Russland verfügen. Ihnen droht wegen wechselseitiger Sanktionen ein erheblicher Teil des Geschäfts wegzubrechen.
Nicht nur ein Russland-Problem
Doch auch jenseits des russischen Absatzmarktes hinterlässt der Krieg seine Spuren. Weil die Preise für Energie und Rohstoffe explodieren, sich die Materialknappheit verschärft und Lieferketten nicht mehr reibungslos funktionieren, kommen auch Unternehmen mit ihrer Produktion ins Stocken, die vorrangig andere Märkte bedienen.
Auf die Konjunkturentwicklung insgesamt dürfte sich das Kriegsgeschehen auf europäischem Boden ebenfalls auswirken. Neben zahlreichen anderen Ökonomen hatte auch das Ifo-Institut zuletzt seine Wachstumsprognosen für das laufende Jahr nach unten korrigiert. Nachdem man im Dezember noch von einem Wirtschaftswachstum in Deutschland von 3,7 Prozent für das Gesamtjahr 2022 ausgegangen war, gaben die Münchener nun eine Spanne zwischen 2,1 und 3,1 Prozent als wahrscheinlich aus.
Je länger der Krieg dauert, desto schlechter für die Wirtschaft
Allein der Umstand, dass sich die Ökonomen nicht auf einen Wert festlegen wollten, ist ungewöhnlich. Dies ist der Berechnung geschuldet, die zwei verschiedene Szenarien berücksichtigt: eine zeitnahe Entspannung der militärischen Auseinandersetzungen sowie ein länger andauernder Krieg.
Je länger die russischen Truppen ihre Angriffe auf die Ukraine fortsetzen, desto stärker dürfte sich das Wirtschaftswachstum eintrüben, so die Einschätzung von Beobachtern. Gleiches gilt für den Außenhandel.
Inflation steigt munter weiter – private Kaufkraft lässt nach
Pessimistisch zeigten sich unter anderem Unternehmen aus der Automobilbranche, einer der Schlüsselindustrien Deutschlands und maßgeblich verantwortlich für Wirtschaftswachstum und Exportbilanz. Aber auch in der Kunststoffindustrie und im Druckgewerbe blickt man pessimistisch in die Zukunft. Der Ifo-Index für die Exporterwartungen basiert auf einer monatlichen Befragung von rund 2.300 Unternehmen und bezieht sich auf den Ausblick für die kommenden 3 Monate.
Während Außenhandel und Wirtschaftswachstum ausgebremst werden, steigt ein anderer Wert ungebremst weiter: die Inflation. Schon jetzt liegt die Teuerungsrate in Deutschland und im Euroraum bei mehr als 5 Prozent, nach Schätzungen des Ifo-Instituts könnten sogar gut 6 Prozent erreicht werden.
Privathaushalte ächzen unter den gestiegenen Ausgaben für die normale Lebenshaltung, die Kaufkraft für andere Konsumgüter lässt nach, da die Löhne nicht im gleichen Maße steigen wie die Inflationsrate. Nachlassender Binnenkonsum aber wirkt sich zusätzlich belastend auf die Wirtschaftsleistung aus.