Ifo-Geschäftsklimaindex steigt überraschend

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Der Ausgang der französischen Präsidentschaftswahl wurde am Parkett zum Wochenauftakt mit Erleichterung aufgenommen. Darüber hinaus gab es weitere positive Impulse. Sie kamen vom Münchener Ifo-Institut und waren recht überraschend: Laut dem aktuellen Ifo-Geschäftsklimaindex hellte sich die Stimmung in den Unternehmen zuletzt etwas auf.

Ifo-Geschäftsklimaindex: Leichter Anstieg im April

Für das Barometer werden monatlich Manager aus rund 9.000 Unternehmen befragt und um eine Einschätzung der aktuellen Lage sowie des Ausblicks für die kommenden sechs Monate gebeten. Der anfängliche Optimismus für 2022 wurde mit Kriegsbeginn in der Ukraine jäh beendet: Im März brach das Barometer ein auf 90,8 Punkte nach 98,9 Zählern im Februar.

Beobachter hatten nun für April mit einem weiteren Rückgang gerechnet, im Schnitt gingen sie von 89,0 Punkten aus. Tatsächlich aber stieg der Index leicht um einen Punkt auf 91,8 Zähler. Die Einschätzungen fielen jedoch je nach Branche sehr unterschiedlich aus.

Dienstleister etwas zuversichtlicher

So zeigten sich Unternehmen aus dem Dienstleistungssektor insgesamt etwas optimistischer als im Vormonat, sowohl mit Blick auf die aktuellen als auch die künftig erwarteten Geschäftsentwicklungen.

Unter anderem das Gastgewerbe blickt deutlich zuversichtlicher in die Zukunft vor dem Hintergrund der weitgehend aufgehobenen Corona-Maßnahmen, die in den vergangenen beiden Jahren zu erheblichen Einschränkungen und Belastungen in diesem Bereich geführt hatten.

Chemieindustrie pessimistisch, Handelssektor ernüchtert

Die Industrie blickte bei aktuell schwieriger Lage etwas weniger pessimistisch als zuletzt auf die kommenden Monate, wobei auch hier Unterschiede im Detail festzustellen sind. So fielen insbesondere in der chemischen Industrie sowohl die aktuelle Lagebewertung als auch der Ausblick schlechter aus als zuvor.

Der Handel bewertet die aktuelle Lage schlechter als im Vormonat. Die Lockerungen der Corona-Maßnahmen führt hier augenscheinlich noch nicht zu den erhofften Erholungseffekten, zudem belasten Lieferengpässe das Geschäft. Die Einschätzung der Entwicklung für die kommenden Monate verbesserte sich nur geringfügig, das Ifo-Institut verweist auf eine Stabilisierung auf niedrigem Niveau.

Gau beim Bau: Branche warnt vor massiven Herausforderungen

Besonders dramatisch gestaltet sich die Lage im Baugewerbe. Wohnungsnot und Immobilienboom haben hier in den vergangenen Jahren für ein brummendes Geschäft gesorgt, nun aber bewertet die Branche ihre Lage deutlich schlechter. Die Erwartungen für die kommenden sechs Monate fielen so schwach aus wie noch nie seit der Wiedervereinigung, so das Ifo-Institut in seiner Mitteilung.

Gerade im Bausektor machen sich Materialengpässe und Probleme in den Lieferketten bemerkbar. Hinzu kommt die hohe Inflation für Rohstoffe, die die Kosten explodieren lässt und zugleich potenzielle Bauherren abschreckt. 40 Prozent der Unternehmen aus der Baubranche erwarten laut Zentralverband für das laufende Jahr geringere Umsätze als noch 2021.

Ökonomen warnen vor Verschärfung der Lieferkettenproblematik

Ökonomen reagierten überrascht auf das insgesamt leicht verbesserte Geschäftsklima – und warnten vor verfrühtem Optimismus. Neben dem Krieg in der Ukraine sorgt auch die angespannte Lage bei den globalen Lieferketten für Herausforderungen, deren volle Wucht wohl erst mit einigen Monaten Verzögerung die deutschen Unternehmen treffen wird.

Besonders besorgt blicken Experten derzeit auf China. Nachdem sich die Wirtschaftsmetropole Shanghai, die unter anderem den größten Containerhafen der Welt beheimatet, bereits seit Wochen im Lockdown befindet, wurden nun auch in der Hauptstadt Peking einige Dutzend Infektionsfälle mit dem Coronavirus nachgewiesen. Millionen Bürger werden nun zum Massentest gerufen, die Angst vor einem Lockdown in der Hauptstadt wächst.

Schwieriges Jahr für deutsche Wirtschaft erwartet

Weil deutsche Unternehmen mit China weitaus enger verflochtene Wirtschafts- und Handelsbeziehungen pflegen als etwa mit Russland, werden weitreichende Auswirkungen erwartet. Gut möglich also, dass sich auch das Geschäftsklima schon bald erneut eintrübt und der aufblitzende Anstieg im April lediglich eine kurze Momentaufnahme darstellt.

Insgesamt steht der deutschen Wirtschaft ein weiteres schwieriges Jahr bevor. Nachdem zumindest die exportorientierten Industrieunternehmen noch einigermaßen gut durch die beiden zurückliegenden Corona-Jahre gekommen waren, sind die Risikofaktoren in diesem Jahr von einer ganz neuen Dimension.

Die höchste Inflation seit mehreren Jahrzehnten lässt Verbraucher wie Unternehmen ächzen und droht, das Wachstum abzuwürgen. Die Prognosen führender Wirtschaftsforscher wurden zuletzt bereits zurechtgestutzt und fallen nun deutlich geringer aus als noch im Herbst. Auch ein Abgleiten in eine Rezession oder der Beginn einer Lohn-Preis-Spirale erscheint in der aktuellen Gemengelage nicht unrealistisch.