GfK-Barometer: Verbraucherstimmung so schlecht wie noch nie
Der Ifo-Geschäftsklimaindex hat sich zuletzt überraschend stabilisiert: Anstelle eines weiteren Rückgangs verzeichnete das Stimmungsbarometer ein leichtes Plus von einem Punkt auf 91,8 Zähler.
Die Einschätzungen der aktuellen Geschäftslage sowie der erwarteten Entwicklung für die kommenden sechs Monate gehen allerdings je nach Branche stark auseinander. Besonders pessimistisch positionierten sich Vertreter der chemischen Industrie, des Handels und der Baubranche, während das Gastgewerbe wieder etwas zuversichtlicher in die Zukunft blickt. Auch im Dienstleistungssektor zeigten sich die Befragten zuletzt optimistischer, auch die Bereitschaft zur Personalaufstockung ist hier besonders hoch ausgeprägt.
Verbraucherstimmung so schlecht wie noch nie
Im Gegensatz zur Stimmung in den Managementetagen der rund 9.000 Unternehmen, die das Münchener Ifo-Institut monatlich zum Geschäftsklima befragt, ist die Stimmung bei den Verbrauchern in Deutschland so schlecht wie noch nie seit Beginn der Erhebungen im Jahr 1991.
Die Gesellschaft für Konsumforschung (GfK) aus Nürnberg befragt jeden Monat bundesweit rund 2.000 Menschen zu ihren Einschätzungen bezüglich Konjunkturentwicklung, Einkommenserwartung und Konsumneigung. Bereits im Vormonat war das Barometer auf minus 15,7 Punkte abgestürzt, nun werden es laut GfK minus 26,5 Zähler sein.
Inflation und Ukraine-Krieg belasten Konsumklima
Vor allem zwei Faktoren schlagen den Verbrauchern aufs Gemüt: die hohe Inflation und der Krieg in der Ukraine. Die Preissteigerungen der vergangenen Monate sind schon jetzt für viele Privathaushalte deutlich zu spüren, die Verbraucherpreise sind zuletzt so stark angestiegen wie seit rund 4 Jahrzehnten nicht mehr. In Deutschland sprang die Inflationsrate auf mehr als 7 Prozent, für das Gesamtjahr rechnen Ökonomen mit einem Preisanstieg um 6,1 Prozent.
Anschaffungen werden also teurer, bei gleichbleibendem Budget sinkt die Kaufkraft. Kein Wunder also, dass sich das Konsumklima merklich eintrübt und auch die Einkommenserwartungen eher pessimistisch ausfallen: Kaum jemand wird beim Chef kurzfristig eine Lohnerhöhung rausholen können, die der Inflationsdynamik entspricht – zumal Ökonomen längst vor einer Lohn-Preis-Spirale warnen, die dadurch in Gang gesetzt werden könnte.
Pessimismus auch bei Einkommenserwartungen
Die Einkommenserwartungen rutschten im Vergleich zum Vormonat im GfK-Barometer um weitere 9,2 Punkte ab auf minus 31,3 Zähler. Damit erreichte der Wert den niedrigsten Stand seit Februar 2003. Der Index zur Bemessung der Bereitschaft zu größeren Anschaffungen fiel zurück auf den tiefsten Stand seit 2008, als die globale Finanzkrise die Stimmung der Verbraucher belastete.
Zudem sind es nicht nur Luxusanschaffungen, die im Preis steigen. Auch die ganz normalen Lebenshaltungskosten fressen inzwischen weit mehr von der Haushaltskasse auf. Von Lebensmitteleinkäufen bis Stromkostenabrechnung müssen Verbraucher tiefer in die Tasche greifen.
Verbraucher rechnen mit Rezession
Neben der spürbaren Inflation kommt erschwerend hinzu, dass auch konjunkturell nicht mit einer baldigen Entspannung der Lage gerechnet wird. Zu groß sind die Unsicherheiten, die das Kriegsgeschehen in der Ukraine mit sich bringt, zu stark die Auswirkungen chinesischer Lockdown-Maßnahmen auf die ohnehin schon angespannten globalen Lieferketten.
Im Gegensatz zu den vom Ifo-Institut befragten Unternehmensvertretern gehen die Verbraucher von einem hohen Rezessionsrisiko aus. Da der Krieg in der Ukraine die Inflationsdynamik zusätzlich anfacht und belastbare Friedensverhandlungen zwischen Kiew und Moskau derzeit nicht absehbar sind, bleiben die Aussichten trübe.
Keine Hoffnung auf baldige Konjunkturerholung
Die Konsumforscher gehen davon aus, dass sich die schlechte Stimmung durch das gesamte erste Halbjahr ziehen dürfte – mindestens. Der Mix aus Krieg und Inflation belastet die Verbraucher somit insgesamt stärker als der Ausbruch der Corona-Pandemie vor zwei Jahren.
Jegliche Hoffnungen, mit dem Ende der pandemiebedingten Einschränkungen könnte sich die konjunkturelle Lage hierzulande wieder aufhellen, sind damit vorerst zunichtegemacht.