Folgt nach der Bankenkrise die Immobilienkrise?

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Steigende Zinsen sind Gift für Aktienmärkte! Diese Börsenregel haben sie sicher schon gehört! Doch warum ist das so?

Fakt ist, wenn Notenbanken die Leitzinsen anheben, werden Kredite sofort teurer!

Ganz einfach: Wenn es für die Banken teurer wird, sich Geld zu leihen, erhöhen diese einfach die Zinssätze, die sie ihren Kunden für Kredite berechnen. Verbraucher wie auch Unternehmen sind also direkt von der Zins-Erhöhung betroffen, wenn sie Geld benötigen. Und dieser Anstieg der Kosten wirkt sich wie eine Art Schneeballsystem auf praktisch alle anderen Preise für Unternehmen und Verbraucher aus.

Die Folge: Wenn die Kosten steigen, haben Unternehmen wie Verbraucher weniger Geld zur Verfügung, das sie ausgeben können. Trotzdem müssen die Rechnungen bezahlt werden.

Und jetzt kommt es zur Doppelkrux für die Unternehmen: Denn, wenn die Verbraucher weniger Geld zur freien Verfügung haben, sinken die Einnahmen und Gewinne der Unternehmen. Unternehmen werden bei steigenden Zinsen also nicht nur durch höhere Kreditkosten belastet, sondern sind auch den negativen Auswirkungen einer nachlassenden Verbrauchernachfrage ausgesetzt. Beide Faktoren können Erträge und Aktienkurse belasten.

Und wie wirkt sich der Zinsanstieg auf die Immobilienmärkte aus?

Steigende Zinsen wirken sich nicht nur negativ auf die die Aktienmärkte aus, sondern auch auf die Immobilienmärkte. Denn höhere Zinsen bedeuten auch höhere Kosten für Immobilen-Kredite. Und Deutschland steht hier im Epizentrum des Abschwungs in Europa, nachdem sich die Unternehmen während der Ära des leichten Geldes mit billigen Krediten verschuldet hatten, um ihre Expansion voranzutreiben.

Das hat dazu geführt, dass Kreditgeber und Vermieter angesichts steigender Kreditkosten verwundbar sind. Eine 5 %ige Abschreibung auf gewerbliche Immobilienkredite würde fast ein Viertel der Gewinne der Banken in der Europäischen Union zunichtemachen, wobei die nördlichen EU-Länder am stärksten betroffen sein könnten.

Die ersten Folgen sind spürbar. So ist nicht nur der Aktienkurs des größten deutschen Wohnungskonzerns Vonovia massiv eingebrochen, sondern es wurde auch gleich noch die Dividende um die Hälfte gekürzt. Ende Januar kündigte der Konzern sogar an, auf einen Schlag alle Neubauprojekte einzustellen.  

Auch beim Wohnungsunternehmen LEG-Immobilien sieht es nicht besser aus. Hier wurde die Dividende zum Schreck der Anleger einfach ganz gestrichen.

Beide Wohnungskonzerne hatten versucht, Vermögenswerte zu veräußern, um Kapital zu beschaffen und ihre Verschuldung zu senken. Doch ohne Erfolg. Niemand wollte etwas zu den Preisen kaufen.

Jähes Ende des Immobilienbooms

Es scheint so, dass der Zinsanstieg und die hohe Inflation dem langjährigen Immobilienboom in Deutschland ein jähes Ende gesetzt haben.

Und das ist bereits in den Zahlen sichtbar: Seit 16 Jahren sind die Preise für Wohnungen sowie für Ein- und Zweifamilien-Häuser nicht mehr so stark gesunden wie im vierten Quartal 2022. So verbilligten sich die Preise für Wohnimmobilien im Durchschnitt um 3,6 Prozent, so das Statistische Bundesamt Wiesbaden in einer aktuellen Erhebung.

Doch damit ist noch lange nicht Schluss. 2023 wird es weitere Zinssteigerungen geben, die die Immobilienmärkte in die Schraubzwinge nehmen und für einen weiteren Rückgang der Immobilienpreise sorgen.

Selbst in beliebten Großstädten wie Berlin, Hamburg, Düsseldorf, Köln, Frankfurt, Stuttgart und München konnten sich die hohen Preisniveaus nicht halten. Diese Entwicklung sollte Ihnen eins zeigen:

Die Trendwende auf dem Immobilienmarkt ist in vollem Gange!

Sie meinen, dass das nur ein Problem der Wohnungskonzerne in Deutschland sei, die unter Mietpreisbremsen und Immobiliensanierung aufgrund der Energiewende zu leiden hätten?

Nein leider nicht, denn auch von Seiten der Gewerbeimmobilien droht weiteres Ungemach. So hat der Gewerbeimmobilienanbieter Aroundtown diese Woche mit massiven Kurseinbrüchen zu kämpfen. Erst Anfang der Woche hatte die Europäische Zentralbank (EZB) vor einem Billionen-Risiko durch Gewerbeimmobilienfonds gewarnt.

Die in Luxemburg ansässige Aroundtown SA ist kein kleiner Fisch! Mit einem Immobilienportfolio mit Fokus auf Hotels und Bürogebäuden im Wert von rund 25 Mrd. Euro gehört sie zu größten Gewerbeimmobilienunternehmen Deutschlands. Um weiter solvent zu bleiben, strich das Unternehmen jüngst die Dividende und kündigte einen weiteren Anleiherückkauf zu fast schon notleidenden Preisen an.

Sie sehen, die Krise ist noch lange nicht zu Ende! Bereiten Sie sich auf Schlimmeres vor!