Schwellenländer: Lohnt sich das Investment 2019 wieder?

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Sie galten einst als Win-Win-Geheimtipp für Investoren: Schwellenländer, die einerseits durch das zufließende Kapital profitieren konnten und zugleich im besten Falle auch ihre Geldgeber reich machten. Doch seit einigen Jahren ist die Lage bei den Emerging Markets nicht mehr so einfach.

Das zeigt sich bereits beim Blick auf den Verlauf des MSCI Emerging Markets Index, der die Börsenentwicklungen der wichtigsten Schwellenländer nachbildet, in den vergangenen Jahren: Bis ins Frühjahr 2015 ging es steil bergauf, dann folgte ein Rückschlag bis Anfang 2016. Nach knapp zweijährigem Höhenrausch inklusive Rekordhoch vor etwa einem Jahr ging es 2018 jedoch wieder abwärts.

MSCI Emerging Markets Index steigt zu Jahresbeginn

Und jetzt? Wie steht es 2019 um die aufstrebenden Märkte, die Investoren einerseits hohes Wachstumspotenzial versprechen, andererseits aber auch mit höheren Ausfallrisiken behaftet sind als klassische Industrienationen?

Der MSCI Emerging Markets Index sagt: Bislang geht es aufwärts. In den ersten Wochen des neuen Jahres hat sich das Barometer deutlich erholt, ist allerdings noch ein gutes Stück entfernt von seinem Rekordhoch, der Anfang vergangenen Jahres erreicht werden konnte.

Inwieweit sich dieser kurzfristige Positivtrend über den Jahresverlauf hin wird behaupten können, hängt jedoch von mehreren Schlüsselfaktoren ab. Das wesentlichste Einflusskriterium bildet dabei der nach wie vor aktuelle Handelsstreit zwischen den USA und China.

Alles hängt am Handelsstreit

Das Reich der Mitte gilt als globaler Konjunkturmotor, wenngleich sich das chinesische Wirtschaftswachstum bereits seit einigen Jahren abgekühlt hat. Der Handelsstreit mit immer neuen Strafzöllen und darauffolgenden Gegenzöllen hat die Wachstumsdynamik jedoch zuletzt zunehmend belastet – mit Auswirkungen auf Chinas Handelspartner rund um den Globus, inklusive Schwellenländern.

Seit Dezember laufen Verhandlungen zwischen Washington und Peking über eine Annäherung und mögliche Beilegung des Handelskonflikts, doch eine wirkliche Lösung ist bislang nicht in Sicht. Und der Handelsstreit ist nicht das einzige Problem für die Schwellenländer.

US-Dollar und Zinsen – Herausforderungen für Schwellenländer

Der Währungsverfall der türkischen Lira hat sich im vergangenen Jahr auf andere Länder übertragen, auch die Währungen von Brasilien, Südafrika und Indien gerieten im Sog massiv unter Druck. Zugleich erstarkte der US-Dollar, was die in Dollar verschuldeten Länder zusätzlich belastete.

Ein weiterer Faktor ist die Zinspolitik der US-Notenbank. Die Federal Reserve verabschiedet sich schrittweise von ihrer ultralockeren Geldpolitik und zieht die Zinsschraube an. Dadurch werden Investitionen in den USA wieder lukrativer, Investoren schichten um und ziehen Kapital aus den Schwellenländern ab.

Hinzu kommen politische Risiken. In gleich mehreren wichtigen Schwellenländern finden in den kommenden Monaten Wahlen statt, die die weitere wirtschaftliche Entwicklung nachhaltig beeinflussen können.

Welche Emerging Markets lohnen sich 2019?

Die Risiken bleiben dementsprechend auch 2019 präsent, die Vorzeichen scheinen jedoch etwas besser zu sein als 2018. Der Ausgang der amerikanisch-chinesischen Verhandlungen im Handelsstreit sollte im Blick bleiben, denn er dürfte kurzfristig den größten Einfluss auf die weitere Entwicklung haben.

Wer in Emerging Markets investieren will, kann dies über Aktien oder auch Anleihen tun, sollte dabei aber stets die jeweils individuellen Risiken berücksichtigen. Als relativ aussichtsreich gelten Experten zufolge nach wie vor Investitionen vor allem im asiatischen Raum.

Indien konnte sich 2018 zudem dem Abwärtstrend widersetzen und kräftig zulegen. Inwieweit sich der Erfolgskurs im neuen Jahr bestätigen wird, ist jedoch nicht zuletzt vom Wahlausgang im Mai abhängig.

Als aus Anlegersicht erfreulich, wenn auch aus gesellschaftspolitischer Perspektive eher bedenklich, hat sich zuletzt der Wahlsieg des rechten Präsidenten Jair Bolsonaro in Brasilien erwiesen: An den Börsen wurde der neue Staatschef gefeiert. Inwieweit sich die geplanten Reformen in den kommenden Jahren als Erfolg erweisen, bleibt abzuwarten.

Weniger aussichtsreich präsentiert sich unterdessen Russland: Dort hat die Wirtschaft seit Jahren zu kämpfen mit Putins Politik, westlichen Wirtschaftssanktionen und Turbulenzen am Ölmarkt. Aus Anlegersicht ist hier Vorsicht geboten.