Wie sicher sind ETFs?
ETFs, kostengünstig und beliebt
ETFs (Exchange Traded Funds) haben in den 1980er Jahren, wie sollte es anders sein, in Amerika ihren Siegeszug angetreten und sich schnell in Asien und Europa einen festen Platz bei Brokern und Vermögensverwaltern sowie eine breite Akzeptanz bei Privatanlegern erobert.
Mit einem Wertpapier welches wie eine Aktie konstruiert ist, obwohl es sich um einen Fonds handelt, wurde ein Aktienkorb (Fonds) auf den Dow Jones, S&P500 und Nasdaq mit echten Aktien nachgebildet. Von nun an war es möglich mit einer einzelnen Aktie auf den Dow Jones (DIA oder Diamonds) S&P500 (SPDR oder Spyder‘s) oder Nasdaq (QQQQ oder Qube) zu spekulieren.
Emittent ist für diese US-Produkte die State Street Bank, einer der größten Finanzdienstleister der Welt mit 243 Milliarden Euro in der Vermögensverwaltung gewesen. Seit dieser Zeit hat die Idee der passiven Fonds, wie ETFs auch genannt werden, immer mehr neue Freunde gefunden. Passiv deshalb weil lediglich der zugrundeliegende Index 1:1 mit physisch hinterlegten Aktien abgebildet wurde.
Dabei ist es aber nicht geblieben. Es wurden auch ETFs auf Rentenpapiere (Exchange Traded Notes, ETNs) oder auf Rohstoffe (Exchange Traded Commodities) stark nachgefragt was die Finanzindustrie und zahlreiche Banken bewogen hat noch mehr Produkte anzubieten. Dabei spielte von Anfang an das Kostenargument eine wichtige Rolle, denn die Managementgebühr ist bei passiven Fonds minimal. Stellen Sie sich vor Ihre Leistung als Vermögensverwalter würde am deutschen Aktienindex gemessen (Benchmark: DAX). Sie dürfen also keine schlechtere Performance erwirtschaften als sie der DAX quartalsweise oder zum Jahresende ausweist.
Der DAX als Benchmark, langfristig unschlagbar?
Was würden Sie tun? Aber bitte berücksichtigen Sie dabei, dass der DAX als Performanceindex seine Dividende wiederanlegt, stets zu 100 Prozent investiert ist (also keine Risikovorsorge trifft) kein Cashpolster für Mittelabflüsse vorhalten muss und keine Transaktionskosten bezahlt. Wenn Sie auf onvista beispielsweise die Gebühren des DAX Trackers der Deutschen Bank untersuchen werden Sie auf 0,15 Prozent (TER) stoßen.
Unter TER oder Total Expense Ratio versteht Ihre Bankberater die Gesamtkostenquote, eine Kennzahl der Kosten bei einem Investmentfonds die jährlich zusätzlich zum Ausgabeaufschlag anfallen. Zu diesen Kosten zählen Fondsmanagement, Wirtschaftsprüfer und sonstige Gebühren der Depotbank aber keine Transaktionskosten, die kommen noch extra hinzu bzw. werden dem Fondsvermögen entnommen.
Je kleiner die Kosten umso interessanter ist das Produkt für professionelle Vermögensverwalter die unter Performancedruck stehen. Das erklärt auch warum es von ETF zu ETF unterschiedliche Angaben zum Tracking Error gibt. Darunter wird eine Abweichung des ETF gegenüber dem zugrundeliegenden Index verstanden. Je länger Sie den ETF im Depot haben umso größer kann diese Abweichung werden. Also um auf die Frage zurück zu kommen: Sie würden als Vermögensverwalter sicherlich einen großen Anteil des Kapital gleioch in einem DAX-Tracker investiren und für die Überperfomance, die Sie anstreben vielleicht mit gehebelten Derivaten auf einige wenige Blue Chips setzen, oder?
Exotische Märkte sind nur als SWAP-basierte ETFs günstig zu verwalten
Bis hierher haben wir über den klassischen ETF gesprochen, der die einzelnen Aktien physisch im Fond hinterlegt. Sie können sich bestimmt vorstellen wie kostenintensiv die damit verbundenen Transaktionen sind wenn der ETF ständig am Index angepasst werden muss, denn auch Banken müssen Transaktionsgebühren bezahlen und wie Sie sich vorstellen können, ist das Ganze sehr arbeitsintensiv. Insbesondere wenn es sich um exotische Fonds (ETFs) handelt der Schwellenländerindizes abbildet ist die ständige Anpassung mit den Originalaktien aus Asien oder Afrika nicht mehr wirtschaftlich.
Deshalb arbeiten Fondsmanager hier mit einem Trick und der geht so: angenommen Sie wollen den japanischen Nikkei 225 als ETF abbilden. Sie kaufen lediglich 80 oder 90 der liquidesten japanischen Aktien und hinterlegen zusätzlich einen Teil des Vermögens mit Staatsanleihen, die das höchste Rating AA oder AAA aufweisen. Das beschert Ihnen Zinseinnahmen was einen Teil der Kosten decken hilft. Und um die kurzfristigen Kursspitzen, die Sie jetzt noch abbilden müssen um den Gleichlauf zum Index herzustellen nutzen Sie als ETF-Manager im Sekundentakt Derivate.
Diese Produkte werden auch Swap-basierte ETFs genannt wenn das Risiko eines Trackingerrors an einem Kontrahenten ausgelagert wird, der die Garantie im Fonds mit Hilfe eines SWAPS darstellt. Unter einem Swap (engl. (Aus-)Tausch) versteht man in der Wirtschaft eine Vereinbarung zwischen zwei Vertragspartnern, an zukünftigen Zeitpunkten vertraglich definierte Zahlungsströme (Cash Flows) auszutauschen. Die Vereinbarung definiert dabei, wie die Zahlungen berechnet werden und wann sie fällig werden.
Wenn Sie innerhalb eines ETFs zusätzlich mit SWAPS arbeiten dürfen, dann ergeben sich aber auch noch weitere Möglichkeiten neue Produkte zu kreieren. Beispielsweise gehebelte ETFs oder Short-ETFs die dann auch ETPs, also Exchange Traded Produkts genannt werden.
SWAP-basierte ETFs in der Kritik
Mit Ausbruch der Finanzkrise wuchs allerdings auch die Kritik an solche SWAP-basierte ETFs. Eine kontroverse Diskussion um ETFs wird vor allem deshalb geführt, weil diese Produkte so beliebt sind und große Volumen auf sich ziehen. Insbesondere klassische Fondsgesellschaften üben laut Kritik wenn bei Ihnen die Anlagegelder abgezogen werden und aus Kostengründen in ETFs angelegt werden.
Einerseits werden diese Produkte aber auch von Experten in hohen Volumen nachgefragt und es geht mittlerweilen um viele Milliarden Euro, die wegen der geringen Verwaltungskosten in der Gunst der Anleger steigen. Andererseits müssen die Aufsichtsbehörden bei neuen Produkten die ein hohes Volumen auf sich ziehen sehr wachsam sein und prüfen ob eventuelle Konstruktionsfehler nicht zu systematischen Risiken führen, die nur noch schwer zu überblicken sind. Zu guter Letzt möchte ich außer dem Kostenargument aber noch die hohe Transparenz ins Feld führen die ETFs auszeichnen.
Gewöhnlich gemanagte Fonds verdanken ihren Erfolg einer Anlagestrategie die natürlich nicht offen zu Markte getragen werden sollte. Der aktive Manager versucht am Markt unterbewerte Aktien zu identifizieren und wie er das macht ist sein Geheimnis. Bei passiven Fonds und ETFs gibt es keine Anlagestrategie, denn es wird lediglich der Index abgebildet.
Arbeitet eine Bank mit SWAP-basierten ETFs werden die Wertpapiere die als Sicherheit unterlegt werden auf der Webseite des Emittenten täglich veröffentlicht. Sie können sich also täglich selbst ein Bild machen und erfahren was Ihre Bank genau mit Ihrem Geld tut. Bei soviel Transparenz dürften die Aufsichtsbehörden eigentlich keine Einwände haben, denn die können doch am Besten beurteilen was gut für den Markt ist und was nicht.
Morgen werde ich Ihnen darlegen auf was Sie bei Short-ETFs und bei gehebelten ETFs achten sollten.
Viel Erfolg am Markt
Jürgen Nowacki
Coach Trading & Sales