Fonds: Was für und was gegen diese Anlage spricht
Was für eine verrückte Börsenwoche! Wir haben ein Wechselbad der Gefühle erlebt. Speziell US-Aktien präsentierten sich als Reaktion auf das von Donald Trump ausgelöste Zoll-Chaos mehrheitlich schwach, während am europäischen Markt die angekündigten Investitions-Programme (Infrastruktur und Rüstung) zu einem Favoriten-Wechsel führten. Plötzlich standen zyklische Nebenwerte ganz oben auf der Gewinner-Liste.
Bei solchen Kursausschlägen fragen vielleicht auch Sie sich, ob Einzelwerte zu schwankungsstark sind und blicken auf Fonds, die sich deutlich ruhiger entwickeln. Daher möchte ich das Anlage-Instrument Fonds heute für Sie hier im „Schlussgong“ etwas genauer unter die Lupe nehmen.
Fonds auf dem Vormarsch
Da jubelt die Fondsbranche in Deutschland: 2024 ist das von ihr verwaltete Vermögen zum zweiten Mal in Folge gewachsen. Es belief sich zum Jahreswechsel auf stolze 4.472 Mrd. Euro, ein Zuwachs um 8% teilte jüngst der Fondsverband BVI mit.
Solche Zahlen sind auch für Sie als Anleger interessant. Stellt sich doch die Frage, ob Sie mit Fonds (inklusive den kostengünstigen ETFs) nicht womöglich besser fahren als mit einem Portfolio aus Einzelaktien, Anleihen und sonstigen Wertpapieren. Werfen wir gemeinsam einen Blick auf die Vor- und Nachteile von Fonds-Investments.
Vorteile offener Investmentfonds
- Der wichtigste Vorteil ist die Risikostreuung (Diversifikation). Offene Investmentfonds investieren in viele verschiedene Wertpapiere, z. B. Aktien, Anleihen oder auch Derivate und Edelmetalle. Diese breite Streuung reduziert das Risiko, da Verluste einzelner Anlagen durch Gewinne anderer ausgeglichen werden können.
- Viele Anleger betrachten das professionelle Management als Vorteil:Fonds werden von Fondsmanagern verwaltet. Diese analysieren die Märkte und wählen die Anlagen aus. Damit bleibt den Anlegern, die auf Fondsanteile setzen, die Auswahl der Wertpapiere erspart. Sie geben nur den Rahmen vor (Aktienfonds, Mischfonds, Rentenfonds, genaue Anlagestrategie und Region, in der investiert wird).
- Offene Investmentfonds weisen eine hohe Liquidität auf. Wie Aktien und Anleihen können sie börsentäglich verkauft werden. So bleiben Sie als Anleger flexibel und können Ihr Investment bei Bedarf schnell wieder zu Geld machen.
- Als Anteilseigner haben Sie die volle Transparenz: Fondsanbieter müssen regelmäßig Berichte über die Zusammensetzung und Wertentwicklung des Fonds veröffentlichen. Sie wissen also, in was investiert wird und wie sich der Fonds im Laufe der Zeit geschlagen hat.
- Für Fonds-Investments reichen kleine Beträge. Selbst wenn Sie nur eine kleine Order aufgeben, ist mit Fondsanteilen doch sichergestellt, dass Sie kein Klumpenrisiko eingehen. Außerdem ermöglichen viele Fonds das ratenweise Investieren per Sparplan. Bei den meisten Anbietern reichen 25 Euro pro Monat für ein Fonds- oder ETF-Investment, einige bieten Sparpläne sogar schon ab 10 Euro monatlich an.
- Wichtig ist bei offenen Investmentfonds auch der eingebaute Pleiteschutz. Fonds sind Sondervermögen. Sollte die Fondsgesellschaft je Insolvenz anmelden, dann bleibt das Vermögen im Fonds den Anteilseignern erhalten.
Nachteile offener Investmentfonds
- Der größte Nachteil sind die Kosten und Gebühren: Offene Fonds erheben jährliche Verwaltungsgebühren für das Fondsmanagement. Sie liegen bei aktiv gemanagten Fonds nicht selten bei 1 bis 2,5% pro Jahr. Verlangt wird häufig auch ein Ausgabeaufschlag von bis zu 5,5% des Ordervolumens beim Kauf der Anteile. Dieser lässt sich allerdings durch Kauf an der Börse umgehen. Bei ETFs liegen die jährlichen Verwaltungsgebühren in der Regel unter 0,5% und damit deutlich günstiger. Der Ausgabeaufschlag entfällt ganz. Nichtsdestotrotz: Diese Kosten mindern die Rendite.
- Für Anleger ist die Auswahl eines guten Fonds nicht einfach. Nur wenige Fondsmanager liefern dauerhaft gute Ergebnisse. Es ist schwer vorherzusagen, welcher Manager langfristig den Markt übertreffen wird. Die Performance von aktiv gemanagten Fonds kann von Jahr zu Jahr stark schwanken, und vergangene Erfolge garantieren keine zukünftigen Gewinne. Bei ETFs besteht dieses Problem nicht, aber die Performance beschränkt sich auf den Marktdurchschnitt (abzüglich des Abschlags durch die laufenden Gebühren).
- Bei ETFs besteht die Gefahr einer Unwucht beim zugrundeliegenden Index. Beispiel MSCI World: ETFs auf diesen Index investieren zu fast 75% in US-Aktien, und hier vorwiegend in die großen IT-Riesen wie Apple, Amazon, Nvidia und Microsoft. Für ein vermeintlich ausgewogenes Investment ist das ein viel zu großer Anteil eines einzelnen Landes und einer einzelnen Branche.
Mein Fazit fällt durchwachsen aus
Ich verteufle Fonds nicht, halte es aber für sinnvoll, sie strategisch einzusetzen. Aktiv gemanagte Fonds können hilfreich in komplexen Märkten sein, bei denen es kaum möglich ist, sich als Anleger einen Überblick etwa über dort infrage kommende Aktien zu verschaffen (z. B. in speziellen Regionen oder Branchen). Passiv gemanagte ETFs können, vor allem in Form eines Sparplans, sinnvoll sein für einen allmählichen Vermögensaufbau in jungen Jahren.
Wenn Sie aber überdurchschnittliche Gewinne anstreben, eine eigene Strategie verfolgen (z. B. Dividenden-, Wachstums- oder Nebenwertestrategie) und bei Ihren Wertpapier-Investments eigene Schwerpunkte setzen möchten, sollten Sie Fonds nur als Ergänzung zum Stockpicking einsetzen.