Das bedeutet der Brexit für Ihr Depot!

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Börsen-Spezialist Mick Knauff weiß, was der Brexit für Ihr Depot bedeutet. Großbritannien ist nicht aus der Welt, sondern nur aus der EU ausgestiegen. Das sorgt für Verwirrung, es erhöht die Kosten der Unternehmen ein wenig. Doch das sind alles keine Gründe, in Panik zu verfallen. Was Sie jetzt finden, sind Kauf-Kurse!

Das Ergebnis des Brexit-Referendums ist eine handfeste Überraschung. Noch gestern Nachmittag gaben Wettanbieter die Wahrscheinlichkeit eines EU-Verbleibs mit mehr als 80% an. Und heute folgt der jähe Absturz.  46,5 Millionen Briten waren zur Wahl aufgerufen. Davon stimmten 17,4 Millionen für den Brexit und nur 16,1 gegen den Brexit.

Großbritannien verliert auf ganzer Linie

Das Land ist tief gespalten. In ganz Schottland gibt es nicht einen einzigen Wahlkreis, der für den Brexit stimmte. In Nordirland stimmte der Osten für den Brexit, der Westen dagegen. In Wales und England stimmten die Städte für die EU, der ländliche Raum dagegen. Bei einer so knappen Mehrheit wird noch sehr lange die eine Hälfte der Bevölkerung unzufrieden sein.

Wichtig für Sie ist jetzt erst einmal die Frage, wie Sie mit Ihrem Depot umgehen sollen. Dabei ist mein Rat sehr einfach: Sofern Sie nicht massiv in Unternehmen investiert sind, die einen Großteil der Umsätze in Großbritannien machen, tun Sie erst einmal gar nichts.

Heute panisch Aktien zu verkaufen bringt nichts. Nutzen Sie besser den Tag, um attraktive Nachkauf-Gelegenheiten zu entdecken. Davon wird es heute und in den kommenden Tagen eine ganze Menge geben.

Denn es gibt keinen Grund anzunehmen, Ihre Aktien könnten durch einen Brexit dauerhaft Schaden nehmen. Wir sollten uns keine Illusionen darüber machen, dass der Brexit ohne hohe Volatilität am Aktienmarkt über die Bühne gehen wird. Börse ist immer auch Psychologie. Wo die Angst mitspielt, spielen die Kurse verrückt. So wie heute, wo der DAX mit 7% Minus eröffnet und seine Verluste schnell auf 11% ausdehnt.

Doch diese von Angst und Unsicherheit getriebenen Kursschwankungen haben nichts mit der Substanz der Aktien zu tun. Die Werthaltigkeit Ihrer deutschen und internationalen Aktien hat sich nicht durch den Brexit verändert.

Im Gegenteil: Deutschland und der Rest der EU können wirtschaftlich sogar vom Brexit profitieren. Gut ausgebildete Arbeitnehmer werden Großbritannien ebenso verlassen wie Unternehmen. Und das logische Ziel sind wirtschaftlich starke Staaten in der EU.

Es gibt positive Folgen – und es gibt negative Folgen des Brexits. Doch die sind überschaubar für Ihre Aktien

Selbstverständlich gibt es auch negative Folgen. Großbritannien ist ein wichtiger Absatzmarkt für deutsche Produkte. So haben deutsche Autos einen Marktanteil von 50% in Großbritannien. Da Großbritannien keine eigenen Autohersteller mehr hat, können die deutschen Autos aber auch nicht einfach substituiert werden.

Kommt es zu Zöllen auf Autoimporte, werden also wahrscheinlich vor allem teurere Modelle durch günstigere substituiert, um die Zölle preislich aufzufangen. Das kostet etwas Umsatz, aber der Markt selbst bleibt erhalten.

Und so sieht es eigentlich mit den meisten Produkten aus. Ob Nahrung, Chemie, Elektronik, Maschinen – Großbritannien kann sich gar nicht selbst mit Waren versorgen und bleibt auf Importe angewiesen. Durch die eventuelle Einführung von Zöllen werden die Waren teurer, was den Absatz hemmt. Der Absatz bricht aber nicht völlig zusammen.

Unternehmen dürften Dienstleistungen in die EU verlagern und dabei Kosten sparen

Anders wird es bei Dienstleistungen aussehen. Viele Unternehmen haben Teile ihrer Aufgabenfelder nach Großbritannien verlagert. Das könnte sich künftig ändern. Unter der Rückverlagerung von Aufgaben aus Großbritannien in die EU leidet aber vor allem Großbritannien selbst. Die Unternehmen hingegen dürften die Rückverlagerung gleich nutzen, um ihre Abteilungen in Staaten mit niedrigeren Löhnen umzuziehen.

Insgesamt ist der Brexit für mich persönlich ein Ereignis, das ich am besten mit dem Wort „schade“ beschreibe. Ich hätte mir einen Verbleib Großbritanniens in der EU gewünscht. Ein kämpferisches, EU-kritisches Volk von 65 Millionen hätte die EU zu tiefgreifenden Reformen und den schwerfälligen Beamten-Apparat auf Trab bringen können. Es wäre wohl für alle besser gewesen.

Nun kommt es nicht so. Schade für uns alle, schade vor allem für die Briten. Für mein, für Ihr, Aktien-Depot jedoch wird der Brexit langfristig völlig unbedeutend sein. Der Aktienmarkt überstand Weltkriege, Ölkrisen, technische und politische Revolutionen und notiert trotz aller Widrigkeiten nahe der Allzeithochs. Daran wird ein Brexit nichts ändern.

Schließlich bleibt Großbritannien Teil der Weltwirtschaft und ist nicht ausgelöscht. Kursrückgänge sind daher für mich Kaufgelegenheiten, solange sich nicht fundamentale Unternehmensdaten ändern. Der Markt bietet derzeit sehr viele Chancen für Sie!