Wirtschaftskrise – wenn sich die Wirtschaft in rapidem Abschwung befindet

Im Laufe der Geschichte hat die Welt bereits viele Wirtschaftskrisen erlebt. Den meisten Menschen ist vor allem die Finanz- und Immobilienkrise im Jahr 2008 noch sehr präsent. Doch wann wird überhaupt von einer Wirtschaftskrise gesprochen und wie entsteht sie?
5 min | Stand 11.01.2023
Inhaltsverzeichnis

Was ist eine Wirtschaftskrise?

Als Wirtschaftskrise wird ein Abschwung bezeichnet, der innerhalb einer Konjunkturphase auftritt. Eine Wirtschaftskrise besteht also dann, wenn sich das Wirtschaftswachstum negativ entwickelt bzw. die Wirtschaft „schrumpft“. Diese Entwicklung kann sich sowohl auf nationaler als auch auf internationaler Ebene vollziehen. Tritt Letzteres ein, handelt es sich um eine „Weltwirtschaftskrise“.

Aus volkswirtschaftlicher Sicht kann sich eine Wirtschaftskrise in unterschiedlichen Phasen der Konjunktur zeigen. Während der Stagnation steht die Entwicklung der Volkswirtschaft still. Weder wächst sie dann, noch schrumpft sie. Bei einer Rezession ist die wirtschaftliche Entwicklung negativ, das Bruttoinlandsprodukt entwickelt sich langsamer als die Weltwirtschaft. Nur wenn diese Phase über einen längeren Zeitraum andauert, meist mehr als zwei aufeinanderfolgende Quartale, wird von einer Rezession gesprochen.

Ursachen für Wirtschaftskrisen können endogen oder exogen sein. Bei einer endogenen Ursache ist die Volkswirtschaft selbst Verursacherin der Krise. Das kann durch eine staatliche Misswirtschaft geschehen. Ist die Ursache exogen, spielen externe Faktoren eine Rolle für die Wirtschaftskrise. In diesem Fall kann z.B. eine Bankenkrise oder eine Naturkatastrophe eine Wirtschaftskrise hervorrufen.

Mögliche Ursachen für eine Wirtschaftskrise

Die Auslöser für eine Wirtschaftskrise können sehr vielfältig sein. Eine Krise ist dabei unabhängig vom jeweiligen Wirtschaftssystem sowohl in der Marktwirtschaft als auch in der Planwirtschaft möglich.

Häufig gibt es nicht nur einen einzigen Grund für einen massiven wirtschaftlichen Abschwung. In manchen Fällen kommt eine Kettenreaktion mehrerer Ursachen in Gang, die letztlich die Krise auslösen.

Häufig lassen sich Wirtschaftskrisen auf ein gesunkenes Vertrauen von Institutionen und Verbrauchern in Banken und Regierungen zurückführen.

Typische Ursachen für volkswirtschaftliche Krisen sind:

  • Krisen am Finanzmarkt: Verlieren Anleger oder Verbraucher das Vertrauen in die Finanzmärkte, kann eine Volkswirtschaft in Schieflage geraten. Das ist z.B. bei einem sogenannten „Bank Run“ der Fall, wenn Bankkunden ihr Geld plötzlich in Massen abheben. Finanzmarktkrisen können aber auch durch einen Crash am Kapitalmarkt hervorgerufen werden. Geplatzte Kredite von Großbanken oder wertlos gewordene Aktien durch den Konkurs von Geldhäusern können zu einem wirtschaftlichen Abschwung im Finanzsektor führen, der wiederum eine Wirtschaftskrise auslöst.

Ein bekanntes Beispiel für eine solche Krise ist der Zusammenbruch der Investmentbank Lehman Brothers im Jahr 2007, der letztlich zu einer globalen Finanzkrise geführt hat.

  • Deflation: Bei einer Deflation sinken die Preise kontinuierlich, sodass Waren und Dienstleistungen massiv an Wert verlieren. Durch die fallenden Preise sehen sich Händler und Produzenten gezwungen, durch weitere Preissenkungen neue Kaufanreize zu schaffen. Diese Preissenkungen können eine gefährliche Kettenreaktion auslösen und zum Wertverfall von Produkten führen. Um diese Entwicklung zu stoppen, steuern Zentralbanken weltweit durch ihre Geldpolitik dagegen.
  • Währungskrise: Diese Krisen können durch eine Koppelung einer Währung an eine andere Währung entstehen. Ist der Wechselkurs festgelegt, kann die gekoppelte Währung bei einer ungünstigen Entwicklung an Kaufkraft verlieren. Für Verbraucher ebenso wie für Unternehmen wird es dann immer teurer, sich Waren oder Rohstoffe im Ausland zu besorgen. Eine solche Währungskrise gab es in Argentinien zwischen 1998 und 2002. Sie führte zusätzlich einer massiven Inflation.
  • Konjunkturzyklen: Wird die Konjunktur eines Landes durch eine Niedrigzinspolitik staatlich gefördert, kann die Wirtschaft sich mit günstigen Zinsen über Kredite refinanzieren. Steigen die Zinsen jedoch unvorhergesehen, kann dies große Unternehmen in eine Schieflage bringen, weil sie ihre Kredite nicht mehr bedienen können. In der Folge müssen Mitarbeitende entlassen werden, was sich wiederum negativ auf die wirtschaftliche Entwicklung auswirkt. Halten entsprechende Trends länger an, kann sich daraus eine Wirtschaftskrise herausbilden.
  • Krieg: Militärische Auseinandersetzungen können große Wirtschaftskrisen hervorrufen. Werden wichtige Produktionsstätten und Infrastruktur zerstört, kann ein Land seine wirtschaftliche Grundlage verlieren. Die Folge ist eine Krise der Volkswirtschaft.
  • Pandemien: Die Corona-Krise hat gezeigt, dass auch Pandemien wirtschaftliche Krisen hervorrufen können. So wurden Lieferketten durch das Corona-Virus gestört, weshalb die Produktion in vielen Ländern gestoppt werden musste. Vor allem in ärmeren Ländern haben Lockdowns dafür gesorgt, dass Tagelöhner nicht mehr arbeiten gehen konnten. Gleichzeitig gab es kein Sozialsystem, das diese Bevölkerungsgruppe „auffangen“ konnte. In der Folge ist eine Art von Wirtschaftskrise in einem Teil der Volkswirtschaft entstanden.

Die Auswirkungen einer Wirtschaftskrise sind vielfältig

Die Folgen einer Wirtschaftskrise spürt die Bevölkerung eines Staates auf unterschiedlichen Ebenen. Folgende Auswirkungen sind möglich:

  • Jobverlust und hoher Anstieg der Arbeitslosenquote
  • Anstieg von Firmeninsolvenzen sowie Privatinsolvenzen
  • Verlust von Anlagevermögen durch Geldentwertung
  • Steigende Preise für Lebensmittel und Energie

Diese Entwicklungen können ein Anzeichen für eine Wirtschaftskrise sein. Es gibt jedoch noch weitere mögliche Indikatoren. So flüchten viele Anleger in Zeiten der Krise zum Investment in Gold. Ein stark steigender Goldpreis kann darauf hindeuten, dass Verbraucher verunsichert sind. Ebenso können steigende Immobilienpreise ein mögliches Anzeichen für eine baldige Wirtschaftskrise sein, weil sich aus den steigenden Preisen eine „Immobilienblase“ entwickeln kann. In deren Folge können Investoren die hohen Kaufpreise für Immobilien später nicht mehr durch hohe Mieteinnahmen amortisieren.

Doch ebenso wie es nicht nur eine Ursache für eine Wirtschaftskrise gibt, gibt es auch mehrere mögliche Auswirkungen, die sich gegenseitig beeinflussen können. So kann ein Run auf Immobilien die Immobilienpreise steigen lassen, was wiederum dazu führt, dass sich viele Menschen keine Wohnung mehr leisten können. Sinkt gleichzeitig die Kaufkraft, sinkt der Konsum, wodurch wieder die Wirtschaft leidet. Das Ergebnis wäre dann eine Eigendynamik, die zu einer volkswirtschaftlichen Krise führen kann.

Wie kann ein Staat auf eine Wirtschaftskrise reagieren?

In wirtschaftlichen Krisen setzen Bürger vor allem auf staatliche Maßnahmen. Doch sind auch hier die Mittel begrenzt:

  • Zinssenkungen durch die Zentralbanken: Indem Zentralbanken die Leitzinsen senken, ermöglichen sie Banken, zinsgünstige Kredite zu vergeben. Dadurch wird neues Geld in die Wirtschaft geführt, was wiederum neue Investitionen ermöglichen soll, mit dem Ziel, dass es eine wirtschaftlich positive Entwicklung gibt.
  • Konjunkturprogramme: Staaten können Anreize schaffen, damit bestimmte Branchen unterstützt werden. Die sogenannte „Abwrackprämie“ war ein solches Konjunkturprogramm. Sie sollte die Bundesbürger dazu animieren, neue PKW zu kaufen. Das Programm sollte die Automobilindustrie stärken. Das Beispiel zeigt, dass Konjunkturprogramme meist aufgelegt werden, wenn bestimmte Industriezweige oder Sektoren einen wirtschaftlichen Abschwung erleben.
  • Unterstützung von Banken und Unternehmen: Während der Finanzkrise haben Staaten Bankhäuser übernommen, um deren Zusammenbruch zu verhindern. In der Corona-Pandemie wurden große Unternehmen vom Staat mit Milliardenkrediten gestützt, damit deren drohender Zusammenbruch nicht zu einer Wirtschaftskrise führt.

In der Vergangenheit hat sich jedoch gezeigt, dass staatliche Intervention in Krisen nur begrenzte Erfolge bringt. So wurde der Leitzins der europäischen Zentralbank im Zuge der Finanzkrise 2007 drastisch gesenkt. Jetzt ist es jedoch schwer, die Zinsen langsam wieder zu erhöhen. Denn eine zu schnelle Erhöhung könnte dazu führen, dass Unternehmen oder Banken in Schieflage geraten, weil ihre Verbindlichkeiten dann viel teurer werden. In der Folge würden sich dann auch Verbraucherkredite verteuern, was wiederum die Privatwirtschaft negativ beeinflussen könnte.