Warum die Inflation in Europa jetzt noch stärker wird

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Zuletzt brachte die monatliche geldpolitische Sitzung der US-Notenbank Fed eine kleine Überraschung. Eine Überraschung, die weite Kreise bis zu uns nach Europa zieht. Aber der Reihe nach.

Die Währungshüter in den USA bekamen offenbar kalte Füße wegen der starken Inflation. Sie reduzierten deshalb ihre zur Senkung der Marktzinsen gedachten Anleihenkäufe bereits im November.

US Notenbank: Tapering läuft – Zinsen steigen

Die Wertpapierkäufe (vornehmlich Staatsanleihen und Hypothekenanleihen) der Zentralbank von zuvor noch mindestens 120 Milliarden Dollar pro Monat werden seither um monatlich 15 Milliarden Dollar reduziert. Ein solcher Prozess wird auch „Tapering“ genannt.

Der Effekt ist an den Märkten bereits deutlich spürbar. Vor allem bei den kurzfristigen US-Zinsen (rot in meinem Chart unten), die im Umfeld der Tapering-Entscheidung spürbar gestiegen sind. Hier hat sich der Zinssatz für einjährige US-Staatsanliehen in den vergangenen 2 Monaten von 0,07 auf 0,17 % mehr als verdoppelt.

Langfristige (schwarz) und kurzfristige US-Zinsen (rot): Beide steigen durch Tapering

Quelle: stockcharts.com/ eigene Darstellung

Bei den Langläufern (US-Staatsanleihen mit zehnjähriger Laufzeit, schwarz in meinem Chart) ist der Effekt naturgemäß geringer. Hier sehen wir in den vergangenen zwei Monaten einen Anstieg der Zinsen von 1,3 auf 1,6 %.

Fakt ist: Diese geldpolitische Maßnahme der US-Notenbank mag sehr dosiert sein, aber sie verfehlt ihren Effekt auf den US-Zinsmarkt nicht und leistet damit einen ersten Beitrag zur Inflationsberuhigung in den USA.

Dollar stärker, Euro schwächer, Inflation in Europa steigt noch stärker

In Europa lässt die Europäische Zentralbank EZB leider keine ähnlichen Ambitionen erkennen. Hier wird sich die Inflation daher weiter verschärfen. Jetzt auch aus einem neuen Grund: Europa wird verstärkt Inflation importieren, weil der Euro dramatisch schwächer wird, weil die EZB nichts gegen die Inflation unternimmt. Und das geht so:

Das Kapital flieht in die USA, weil dort höhere Zinsen locken. Infolgedessen legt der US-Dollar zu, der Euro verliert an Wert. Der Wechselkurs EUR/USD fällt. Für Importe muss Europa künftig deutlich mehr Euros auf den Tisch legen (die Importpreise in Euro steigen also). Wir importieren Inflation.

In meinem Chart unten sehen Sie den Verlauf des Wechselkurses EUR/USD. Der Trend zeigt klar nach unten. Das heißt, der Euro verliert immer weiter an Wert gegen den US-Dollar. Erst im November büßte der Euro weitere 2 Cent gegen den Dollar ein. Das verteuert für uns alle Importe aus dem Dollarraum. Zum Beispiel Öl, Gas und Benzin. Das spüren Firmen wie Privatpersonen ganz unmittelbar.

EUR/USD-Wechselkurs: Der Trend zeigt klar nach Süden, der Euro wird immer schwächer

Quelle: stockcharts.com/ eigene Darstellung

Hohe Inflation bedroht Wachstum und Wirtschaft in Europa, handeln Sie jetzt!

Aus diesem Grund dürfte es für viele Unternehmen in der Eurozone künftig noch schwieriger werden, Wachstum und Gewinne zu erzielen. Denn gleichzeitig wächst der Kosten- und Inflationsdruck weiter. Die Untätigkeit der EZB wird jetzt noch mehr zur Gefahr für das Wachstum und damit auch für den Aktienmarkt.

Als Anleger sollten Sie sich daher auf stürmische Zeiten im kommenden Jahr vorbereiten. Die derzeit noch laufende Jahresendrally dürfte die letzte Party vor einem großen Kater sein, vor dem Sie sich schützen sollten.