Bitcoin: Kurzfristig positiv, aber nicht zu früh freuen!

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Einer der besten Indikatoren für eine Trendwende nach einer langen Abwärtsbewegung lautet: Die Aktien – oder in diesem Fall die Kryptos – reagieren nicht mehr mit Kursverlusten oder nur noch mit unterdurchschnittlichen Kursverlusten auf schlechte Nachrichten. Dieses Marktverhalten zeigt uns zwei Dinge:

  1. Alle oder die allermeisten Verkäufer haben inzwischen verkauft.
  2. Alle bekannten schlechten Nachrichten sind vollständig eingepreist.

Dann sind wir mindestens am kurzfristigen Tief angekommen. Genau diese Situation sehen wir seit einigen Wochen bei Bitcoin und den Kryptos. Die US-Notenbank Fed hat die Zinsen um 75 Basispunkte erhöht – und Bitcoin stieg weiter an. Bei der vorherigen Zinserhöhung brach Bitcoin noch massiv ein.

Bei dem kleineren, aber sehr populären Krypto-Projekt Solana gab es eine erfolgreiche Hackerattacke und Millionen USD wurden gestohlen. Im Frühling wäre diese Nachricht ein Grund für einen massiven Kurseinbruch gewesen – aber Solana verlor danach nur kurz -4 % an Wert und stieg am nächsten Tag bereits wieder an.

Gutes Zeichen: Kryptos reagieren nicht mehr auf schlechte Nachrichten

Zudem sorgten die Verkäufe von Krypto-Fans wie Elon Musk (Bitcoin-Verkäufe von Tesla) oder Cathie Wood (Verkauf von Aktienpaket des Krypto-Brokers Coinbase aus dem ARK ETF) nicht mehr für nachhaltige Kurseinbrüche. Das sind bullische Signale. Aber wie nachhaltig die Rallye sein wird, muss abgewartet werden.

Denn wenn ich eines aus fünf Jahren im Kryptomarkt gelernt habe, dann dass der wichtigste Faktor für kurzfristige Kursbewegungen bei Bitcoin und Co. keine wirtschaftlichen Fakten sind. Auch keine Nachrichten aus dem Kryptosektor. Sondern die Marktstimmung und Momentum.

Oder anders ausgedrückt: Wenn der Bitcoin-Preis steigt, springen immer mehr Anleger auf den Zug auf und kaufen, und wenn er fällt, verkaufen sie in Panik oder gehen short. Aktuell ist die Stimmung wieder ins Positive gedreht. Einige große Krypto-Influencer haben die Tiefs bei Bitcoin ausgerufen. Schon springen die Lemminge auf den Bitcoin-Zug auf – egal zu welchem Preis.

Langfristige Risikofaktoren weiterhin intakt

Weiteren Rückenwind bietet nun die Charttechnik: Der kurzfristige, seit Mitte Juni gültige Aufwärtstrend von Bitcoin einwandfrei intakt. Zudem ist Bitcoin erstmals seit April wieder über die 50-Tage-Linie gestiegen. Diese positiven Signale ziehen die pro-zyklischen Momentum-Trader jetzt in Bitcoin und andere Kryptos.

Aber – und Sie wissen, dass ein „aber“ kommen wird: Wir müssen beachten, dass die Exzesse des Krypto-Booms 2020/21 primär auf Kreditspekulationen von großen Krypto-Finanzunternehmen und Käufen von Kleinstanlegern basierten. Beide Faktoren werden aber jetzt aus dem Markt genommen.

Die Kreditspekulationen werden massiv reduziert und die Kleinstanleger müssen angesichts hoher Inflation und Entlassungswellen der Gürtel enger schnallen. Da ist nicht mehr viel Geld für wilde Krypto-Spekulationen übrig. Deshalb schießt Bitcoin jetzt auch nicht mehr so stark durch die Decke wie bei den vergangenen Erholungen in 2021.

Fazit: Auf der anderen Seite haben wir immer noch die Gefahr einer neuen Pleitewelle: Wenn Bitcoin in einer weiteren Korrekturbewegung auf 15.000 USD oder auf 10.000 USD abrutschen sollte, werden weitere Krypto-Finanzunternehmen zwangsliquidieren müssen. Dann kriegen wir die nächste Pleitewelle. Laufen Sie der Rallye nicht hinterher.