Cost-of-Carry: Zusammensetzung der Haltekosten
Die Haltekosten auch „Cost-of-carry“ genannt, fassen alle Finanzierungskosten wie Zins und Lagerhaltungskosten, Depotgebühren etc. und alle Erträge wie Dividenden-, Zins-, Leasingeinnahmen etc. in einem Geldbetrag zusammen. Sie setzen sich im Einzelnen aus den folgenden Komponenten zusammen:
- Lagerhaltungskosten, wie Depotverwaltungsgebühren, einschließlich Wartungs- und Versicherungskosten,
- Zinskosten, D. h. der Finanzierungskostensatz einer Kreditfinanzierung bzw. im Falle einer Eigenfinanzierung der Ertrag für entgangene Zinseinnahmen, und
- Erträgen aus dem Besitz eines Investitionsgutes, wie Dividenden, Bezugsrechte, Zinsen und Verleihgebühren.
Cost-of-Carry: Entstehung und Höhe der Haltekosten
Diese Haltekosten entstehen, wenn Kosten, die mit dem Besitz des Marktgegenstandes, z.B. ein strukturiertes Aktienportfolio, und einer damit verbundenen physischen Aufbewahrung bis zum Zeitpunkt seiner Verwendung verbunden sind, anfallen.
Es fallen Finanzierungs- und Bestandhaltungskosten an, wenn der Basiswert direkt erworben wird. Es wird somit kein Termingeschäft abgeschlossen, dies hätte während der Laufzeit des Futures keine zusätzlichen Kosten verursacht.
Der Futureskurs kann generell höher oder niedriger als der Basiswert notieren, je nachdem, ob die Haltekosten positiv oder negativ sind. Futureskurse von Aktienindizes werden im Regelfall von negativen „Costs-of-carry“ bestimmt, denn die Finanzierungskosten für das Halten des Aktienportfolios übersteigen normalerweise dessen Erträge in Form von Dividenden etc., der Futureskurs wird dann höher liegen als der Aktienindex.
Dies ist auf die Bereitschaft der Käufer von Futures zurückzuführen, angesichts der bis zur Fälligkeit eingesparten Kosten höhere Preise für den Future zu bezahlen. Sind die Erträge aus einem Aktienportfolio dagegen höher als die Finanzierungskosten, wird der Futureskurs unter dem Indexstand notieren.
Die Haltekosten sind positiv, wenn die Erträge aus dem strukturiertes Aktienportfolio höher sind als die Finanzierungskosten. Die Investition in den Aktienmarkt ist damit attraktiver, denn beim Eingehen einer Futures-Position müssen Sie den entgangenen Ertrag bei der Aktienmarktinvestition berücksichtigen.
Deshalb liegt der Futureskurs unter dem Kurs des Basiswerts (Abschlag). Die Haltekosten sind negativ, wenn die Finanzierungskosten höher sind als die Erträge aus dem Aktienportfolio (z.B. aus Dividenden), dann ist die Futures-Position attraktiver als die Investition in den Aktienmarkt. Der Futureskurs notiert deshalb über dem Basiswert (Aufschlag).
Notierung des Futurekurses
Der Futureskurs wird unter sonst gleichen Umständen umso höher notieren,
- je höher der Basiswert liegt,
- je höher der Geldmarktzinssatz ist,
- je niedriger etwaige Dividenden- und sonstige Erträge aus dem Besitz des zugrunde liegenden Aktienportfolios ausfallen.
Der Futureskurs wird umso niedriger notieren,
- je niedriger der Basiswertkurs liegt,
- je niedriger der Geldmarktzinssatz ist,
- je höher etwaige Dividenden- und sonstige Erträge ausfallen.
Allgemein ist zu beachten, dass in den Märkten die angenommenen „Costs-of-Carry“ in ihrer Höhe keineswegs als sicher vorausgesetzt werden dürfen, denn finanzwirtschaftliche Kosten- und Ertragsgrößen und auch Zinssätze unterliegen bekanntlich mehr oder minder deutlichen Schwankungen.