Futures – Terminkontrakte zur Absicherung von Wechselkursen oder Preisen für Basiswerte

Futures gehören zu den spekulativen Wertpapiergeschäften für institutionelle und private Anleger. Sie werden schon seit mehreren hundert Jahren zur Absicherung von Handelspreisen und Wechselkursen eingesetzt. Was Sie darüber wissen sollten, lesen Sie hier.
6 min | Stand 11.01.2023
Inhaltsverzeichnis

Was sind Futures und wie funktionieren sie?

Futures sind sogenannte „Terminkontrakte“. Das bedeutet, dass sich ein Verkäufer eines solchen Zertifikats dazu verpflichtet, dem Käufer des Zertifikats Ware, Aktien oder andere Wertpapiere zu einem bestimmten Zeitpunkt in der Zukunft zu einem bestimmten Preis oder Kurs zu verkaufen bzw. zu liefern.

Entsprechend verpflichtet sich der Käufer dazu, die vereinbarte Menge eines Basiswerts (Waren, Aktien oder andere Wertpapiere) zu den im Zertifikat genannten Konditionen an einem festen Termin zu kaufen.

Käufer haben die Möglichkeit, sogenannte „Long“- oder „Short-Positionen“ einzunehmen. Sie können entsprechend auf einen höheren (Long) oder niedrigeren (Short) Preis in der Zukunft wetten.

Um sich den Verpflichtungen aus dem Terminkontrakt zu entziehen, können Käufer und Verkäufer diesen Kontrakt weiterverkaufen. Die Position wird dann „glattgestellt“.

In der Praxis bezahlen Käufer nicht den vollen Wert des Terminkontraktes, sondern leisten eine Art Anzahlung, die auch Sicherheitsleistung oder Einschusszahlung (engl. Margin, dt. Marge) genannt wird.

Arten von Futures

Es gibt verschiedene Arten von Futures. Sogenannte „Commodity Futures“ beziehen sich auf Waren wie Rohstoffe oder Nahrungsmittel, während „Financial Futures“ (dt. Finanzterminkontrakte) sich auf immaterielle Geldwerte wie Aktien, Anleihen, Währungen oder Indizes beziehen.

  • Index-Futures: Diese Terminkontrakte sagen die Entwicklung eines Aktienindex voraus. Sie setzen auf sinkende oder fallende Kurse eines Aktienindex oder Indexfonds.
  • Rohstoff-Futures: Mit diesen Futures kann an der Börse auf eine bestimmte Preisentwicklung von Öl, Gold, Silber, Metall oder anderen Rohstoffen gesetzt werden. Entsprechend können diese Terminkontrakte auch „Gold-Futures“ oder „Öl-Futures“ genannt werden.
  • Soft-Commodity-Futures: In diesem Fall beziehen sich die Terminkontrakte auf „Soft Commodities“. Das sind Agrarrohstoffe wie Zucker, Kakao, Getreide oder Früchte.
  • Energie-Futures: Diese Form der Termingeschäfte bezieht sich auf Strom, Kohle oder andere Stoffe, mit welchen Energie erzeugt werden bzw. auf Energielieferungen selbst.

Wie genau funktionieren Futures?

Um die Funktionsweise von Futures zu erläutern, ist ein Blick in die Geschichte der Terminkontrakte notwendig. Sie wurden im 17. Jahrhundert bei unseren niederländischen Nachbarn entwickelt. Tulpenhändler sicherten sich mit Terminkontrakten die Preise für die nächste Tulpenernte. Gleichzeitig konnten sie mit dem vorgeschossenen Geld der Käufer der Terminkontrakte investieren.

Die Blumenhändler waren damals die Verkäufer der Futures. Sie verpflichteten sich, zu einem bestimmten Zeitpunkt in der Zukunft Tulpenzwiebeln zu einer bestimmten Qualität zu liefern. Die Käufer der Terminkontrakte verpflichteten sich im Gegenzug diese Blumenzwiebeln in der Zukunft zu diesem festgelegten Preis zu kaufen.

Heute werden Futures immer noch eingesetzt, um Finanzgeschäfte oder die Produktion abzusichern. So kann ein Ölproduzent seine Ölförderung über die Ausgabe von Futures finanzieren. Er plant z.B. die Förderung von 1.000 Barrel Öl im nächsten Jahr. Dafür verbrieft er den aktuellen Kurs für das Barrel Öl in einem Terminkontrakt. Die Käufer des Futures verpflichten sich zum Kauf des Öls zu diesem Preis im Folgejahr. Sinkt der Ölpreis in der Zwischenzeit, hat der Ölhändler Gewinn gemacht. Steigt der Ölpreis, muss er dem Käufer dennoch das Öl zum vereinbarten Preis verkaufen und auf einen möglichen Zusatzgewinn verzichten.

Futures bieten aber auch die Möglichkeit zur Spekulation für professionelle Anleger. Ein Beispiel:

Ein Anleger erwirbt einen Future, der sich auf den DAX, den deutschen Aktienindex bezieht. Der DAX ist in diesem Fall der Basiswert. Gehen wir davon aus, dass der DAX bei 12.000 Punkten liegt. Der Verkäufer des Futures zahlt gemäß dem Terminkontrakt 20 Euro pro Indexpunkt an den Anleger, wenn sich der DAX zu einem bestimmten Zeitpunkt positiv entwickelt hat. Sinkt der Aktienindex zu diesem Termin, muss der Anleger 20 Euro an den Verkäufer bezahlen. Beim Kauf des Futures hinterlegt der Käufer eine sogenannte „Margin“, eine Sicherheitsleistung. Sie beträgt in der Regel zwischen fünf und zehn Prozent des Kontraktwertes.

Der Wert des Terminkontrakts wird so berechnet:

Stand des DAX zu Beginn: 12.000 Punkte

Wert des Futures: 12.000 x 20 Euro = 240.000 Euro

Kapitaleinsatz (Margin): 5 Prozent des Kontraktwertes = 12.000 Euro

Mögliche Szenarien:

1.Der Kurs des DAX steigt

Erreicht der DAX zum vereinbarten Zeitpunkt ein Plus von 100 Punkten, werden Ihrem sogenannten „Margin-Konto“ 2.000 Euro (100 x 20 EUR) gutgeschrieben.

2. Der Kurs des DAX sinkt

Ist der DAX um 100 Punkte am Stichtag gesunken, muss der Anleger entsprechend 2.000 Euro nachschießen.

Sinn und Zweck von Futures

Terminkontrakte sind vor allem für produzierende Unternehmen sowie institutionelle Anleger relevant.

So können Unternehmen sich über Futures feste Wechselkurse oder Verkaufspreise für Waren sichern. Das erleichtert die Finanzplanung. In der Industrie dienen Futures somit vor allem zur finanziellen Absicherung und zur Sicherung physischer Werte wie Rohstoffe.

Für Kapitalanleger ermöglichen Terminkontrakte hohe Gewinne mit geringem Kapitaleinsatz. Allerdings können auch hier Futures zur Absicherung von Portfolios eingesetzt werden. Das Absichern von Finanzgeschäften am Kapitalmarkt mit Futures wird auch „Hedging“ genannt.

Wo werden Futures gehandelt?

Futures werden nur an Terminbörsen oder entsprechenden Terminmärkten gehandelt. Zu den bekanntesten Terminbörsen in Deutschland zählt die EUREX, die sich seit 1987 in Frankfurt am Main befindet. Zu den wichtigsten Terminbörsen weltweit gehört die Chicago Board of Trade (CBoT) sowie die London International Financial Futures Exchange (LIFFE).

Durch die Abwicklung von Futures über Börsen wird ein transparenter und kontrollierbarer Markt geschaffen. Käufer von Futures hinterlegen ihre Margin bei der Börse, an welcher das Zertifikat gehandelt wird.

Nutzen für Privatanleger beschränkt

Da Terminkontrakte mit hohen Risiken verbunden sind, sind sie für Privatanleger eher nicht geeignet. Sie dienen Privatanlegern nur für die Spekulation und erfüllen nicht mehr den Zweck der Asset-Absicherung.

Welche Rolle spielen Hebel bei Futures?

Futures ermöglichen den Handel mit Zertifikaten, ohne dass das gesamte Geschäft im Vorfeld bezahlt werden muss. Die Sicherheitsleistung liegt in der Regel bei fünf bis zehn Prozent des gesamten Kontraktwerts.

Im Falle eines Gewinns bezieht sich dieser jedoch auf den gesamten Wert des Kontraktes und nicht nur auf die Margin. Somit entsteht im Gewinnfall, aber auch bei Verlust ein Hebeleffekt.

Ein Beispiel:

Ein Anleger kauft 100 Futures für je 1 Barrel Öl. Das Barrel kostet 100 Euro, entsprechend liegt der Kontraktwert bei 10.000 Euro. Für diesen Wert hinterlegt der Käufer eine Margin von 10 Prozent, also 1.000 Euro. Liegt der Preis pro Barrel bei 110 Euro am Erfüllungstag des Terminkontrakts, erhält der Anleger 10 Euro pro Future als Gewinn, als 1.000 Euro.

Aber: Sinkt der Wert des Barrels Öl zum Stichtag um denselben Wert, muss der Anleger 1.000 Euro an den Verkäufer bezahlen und macht einen entsprechend hohen, da „gehebelten“ Verlust.

Vor- und Nachteile von Futures

Jedes Finanzinstrument hat Vorzüge, aber auch Nachteile. Für Anleger ist es wichtig, bei jedem Investment beide Seiten genau abzuwägen.

Vorteile von Futures

  • Geringerer Kapitalbedarf im Vergleich zum direkten Handel mit Basiswerten.
  • Mögliche Hebeleffekte.
  • Gewinne sind auch nur durch den Einsatz von Fremdkapital möglich.
  • Absicherungsinstrument für Hersteller oder institutionelle Anleger durch Hedging.
  • Spekulation auf Rohstoffe oder Soft Commodities möglich.

Nachteile von Futures

  • Gefahr hoher Verluste durch negative Hebeleffekte auch über die Initial Margin hinaus.
  • Festlegung auf Preise verringert die Chance, positive Preisentwicklungen zu nutzen.
  • Durch Spekulation können sich Rohstoffe oder auch Lebensmittel unverhältnismäßig verteuern.

Mögliche Kritik an Futures

Die Nachteile von Futures zeigen auch gleich die Gefahren, die von diesem Finanzmarktinstrument ausgehen. So werden die Preise für Futures von Angebot und Nachfrage bestimmt. Steigt jedoch die Nachfrage nach einer bestimmten Art von Terminkontrakten, können z.B. wichtige Nahrungsmittel der Spekulation zum Opfer fallen. Das kann zu hohen Preisen für Getreide und insbesondere in Entwicklungsländern zu prekären Situationen in der Gesamtbevölkerung führen.

Kritisch ist es außerdem, wenn Futures nur noch als Spekulationsobjekte genutzt werden. Dann verlieren die Terminkontrakte ihren ursprünglichen Sinn und können durch Hebeleffekte sowohl beim Emittenten als auch bei Käufern für riesige Verluste sorgen, die wiederum ganze Branchen in eine wirtschaftliche Schieflage bringen können. Ähnliche Effekte ließen sich in der Folge der Finanzkrise 2007 beobachten.

Fazit: Futures sind ein Investitionsobjekt für Profis

Auch wenn die Verlockung für Privatanleger groß ist, mit der Investition in Futures hohe Renditen zu erzielen, sollte dabei vor allem das hohe Verlustrisiko immer mitbedacht werden. Anders als bei Optionen sind nämlich beide Vertragspartner zur Erfüllung des Kontraktes verpflichtet. Das gilt auch bei einer negativen Kursentwicklung für Käufer.