Zinswende in den USA. Was bedeutet das eigentlich?

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In den USA rückt die Zinswende in greifbare Nähe. Insgesamt werden drei Zinsschritte erwartet. Der Leitzins könnte also bis zum Jahresende auf 0,75 bis 1,0 Prozent steigen. Für das kommende Jahr sind weitere Zinserhöhungen geplant.

Wie hierzulande die EZB hatte die US-Notenbank Fed im Frühjahr 2020 den Leitzins auf Null gesenkt und Anleihekaufprogramme gestartet, um die Märkte mit Geld zu fluten. Die schwächelnde Wirtschaft sollte so in Schwung gebracht werden.

Jetzt heißt es zurück Marsch Marsch – eine Maßnahme, auf die wir im Euroland noch warten müssen, denn die EZB hält weiter an der lockeren Geldpolitik fest. Die USA können und werden uns jetzt zeigen, welche Folgen eine Zinswende mit sich bringt. Das ist für Sie interessant, denn Sie erfahren, wie Sie sich jetzt auf eine Zinswende hierzulande vorbereiten können. Schließlich wird auch die EZB irgendwann die geldpolitischen Zügel wieder anziehen müssen.

Bremst die Zinswende die Erholung der Wirtschaft aus?

Die große Frage ist, ob höhere Zinsen die Konjunktur abwürgen. Unternehmen, die bereits unter Lieferengpässen leiden, könnten dann zusätzlich belastet werden.

Laut tagesschau.de geben Ökonomen der großen US-Bank JPMorgan diesbezüglich Entwarnung. Sie argumentieren, dass die Omikron-Variante zwar Potenzial für neue Verwerfungen habe, aber die Wirtschaft inzwischen „gelernt“ habe, mit Covid zu leben. Jede neue Covid-Welle habe der Wirtschaft weniger geschadet als die vorherige. Ungewiss ist jedoch, welche Folgen der Krieg in der Ukraine haben wird.

Die Notenbank geht jedoch offenbar aktuell davon aus, dass eine straffere Geldpolitik die Erholung der Wirtschaft nicht abwürgen würde.

Fed-Chef Jerome Powell ist deshalb der Ansicht, dass die Wirtschaft die geldpolitischen Stützungsmaßnahmen nicht mehr benötigt. Als positiv wertet er auch, dass die USA auf dem Weg zur Vollbeschäftigung sind – ein Ziel, das sich die Fed auf die Fahnen geschrieben hat.

Die Konjunkturzahlen sprechen ebenfalls für eine positive Entwicklung. Die US-Wirtschaft ist 2021 rund 5,9 Prozent gewachsen und damit deutlich stärker als im Jahr davor. Für 2022 wird ein Wachstum von 4,0 Prozent erwartet.

Banken zeigen sich zunehmend entspannt

Insgesamt sieht es so aus, als wären die USA besser durch die Krise gekommen als erwartet. Das spiegelt sich auch in der Anzahl der Insolvenzen wider. Während Kreditversicherer wie EulerHermes einen rasanten Anstieg der Pleiten um 50 Prozent gegenüber 2019 erwartet hatten, waren es tatsächlich nicht einmal zehn Prozent. Im letzten Jahr ging die Zahl der Pleiten bis Ende Oktober sogar auf das Vorkrisenniveau zurück. Die Geschäftsbanken sind sehr entspannt und lösten einen Großteil ihrer Risikovorsorge wieder auf.

Negative Auswirkungen werden bei den Bauzinsen erwartet. Diese könnten sich verteuern, sodass sich ein Normalverdiener wahrscheinlich keine Immobilie mehr leisten kann. Laut tagesschau.de hat die Fed St. Louis berechnet, dass die Zahl der verkauften neu gebauten Einfamilienhäuser schon in diesem Jahr zurückgehen wird.

Börsianer werden zunehmend nervös

All diese Folgen sind kein Grund, die Zinswende zu fürchten. Dennoch nimmt bei Anlegerinnen und Anleger die Nervosität zu. Sie schauen mit großer Sorge auf die hohe Inflationsrate. Diese könnte dafür sorgen, dass die Fed die Straffung der Geldpolitik schneller als angekündigt vorantreibt. Die USA könnte in eine gefährliche Lohn-Preis-Spirale geraten, welche die Inflation weiter befeuert.

Seitdem die Fed die Zinswende angekündigt hat, kommt es an der New Yorker Börse immer wieder zur Turbulenzen. Zu groß ist die Sorge, die Notenbank könnte für die Börsen zu forsch agieren.

Ganz ohne ist die Zinswende also nicht. Da schlummern Gefahren, die auch hierzulande für Probleme sorgen könnten, wenn die EZB irgendwann die Zinsen erhöht.