Wirtschaftstheorien Teil 19: Knut Wicksell
Nachdem wir uns mit den wichtigsten Vertretern der Neoklassik beschäftigt haben – obwohl es natürlich neben Gossen, Menger, Jevons und Walras noch andere Vertreter der Grenznutzenschulen gab – möchte ich heute auf die Schwedische Schule und ihren wichtigsten Vertreter Knut Wicksell eingehen.
Knut Wicksell – Ökonom der Synthese
Johan Gustav Knut Wicksell (1851-1926) war ein schwedischer Ökonom und Professor an der Universität Lund. Wicksell wird bisweilen auch als Ökonom der Ökonomen bezeichnet, weil es ihm gelang verschiedenste Theorien anderer Ökonomen zu verknüpfen. Hierbei hinterließ er auch seinen Fingerabdruck in den Grenznutzentheorien.
Beispielsweise seinen Beitrag zur Kapital- und Zinstheorie, der im Grunde eine Synthese der Theorien Walras’ und Böhm-Bawerks (Österreichische Schule) ist.
Grenzproduktivitätstheorien der Einkommensverteilung
Die Rede ist von der neoklassischen Grenzproduktivitätstheorie der Einkommensverteilung. Obgleich diese Theorie bereits von anderen formuliert wurde, wie John Bates Clark, schaffte es Wicksell eine deutlich simplere Demonstration dieses Prinzips darzulegen. (Grenzproduktivitätstheorie in aller Kürze: Die Entlohnung für jeden Produktivitätsfaktor ist gleich dem Grenznutzen dieses Faktors).
Hierbei stützte sich Wicksell insbesondere auf Böhm-Bawerks temporale Kapitaltheorie, die besagt, dass in einem Produktionsprozess das Kapital als produktiver Faktor an der Zeit abzulesen ist. Hierzu fügte Wicksell die Theorie vom allgemeinen Gleichgewicht ein (Walras) und gelangt zu dem Ergebnis, dass zwischen dem Zinssatz und der Grenzproduktivität des Kapitals eine Diskrepanz herrscht. Dementsprechend, so Wicksell, lässt sich der Zinssatz nicht mit Hilfe der Grenzproduktivitätstheorie bestimmen.
Die Grundlagen zu dieser Theorie formulierte Wicksell zum einen in seinem Aufsatz „Kapitalzins und Arbeitslohn” von 1892 und später weiter entwickelt in seinem Buch „Über Wert, Kapital und Rente” von 1893.
Im Jahre 1896 folgte die nächste Schrift unter dem Titel „Finanztheoretische Untersuchungen nebst Darstellung und Kritik des Steuerwesens Schwedens” wo sich Wicksell wichtige Gedanken zum Steuerwesen macht. Unter anderem behandelt er die progressive Besteuerung, optimale Steuersätze für öffentliche Güter und Oligopole, die durch Kartellverhalten charakterisiert werden.
Doch sein Hauptwerk veröffentlichte er erst 1898 in dem er Theorien darlegt, die offenbar einen Ökonomen beeinflussen sollten, dessen Theorien wiederum zu großen Ruhm kamen. Um wen und um welche Theorien es sich dabei handelt, das besprechen wir in der kommenden Ausgabe.